Tag & Nacht

Im Schatten des ruandischen Genozids liegt ein ungelöstes Rätsel – der Tod zweier französischer Soldaten und der Ehefrau eines von ihnen. Jetzt, dreißig Jahre später, soll eine neue Klage Licht ins Dunkel dieser tragischen Ereignisse bringen.

Im April 1994, in den Wirren nach Beginn des ruandischen Genozids, verloren René Maïer, Alain Didot und dessen Ehefrau Gilda ihr Leben unter mysteriösen Umständen. Eine französische NGO, zusammen mit Familienangehörigen, fordert nun Aufklärung – eine Klage gegen Unbekannt wegen Kriegsverbrechen, vorsätzlichem Mord und Urkundenfälschung wurde eingereicht.

Warum bleiben diese Tode nach so vielen Jahren ein Rätsel?

Diese Frage führt uns zurück zum Kern der Tragödie: Zum Genozid an den Tutsi, der Ruanda 1994 ins Chaos stürzte und mehr als 800.000 Menschenleben forderte. Die französischen Soldaten und Gilda Didot könnten Zeugen eines entscheidenden Moments gewesen sein – des Attentats auf das Flugzeug des ruandischen Präsidenten Juvénal Habyarimana am 6. April, welches als Auslöser des Genozids gilt.

Doch wie konnte es sein, dass nach dem Tod der Drei keine Autopsie durchgeführt und keine Untersuchung eingeleitet wurde? Warum variieren die Todesursachen auf den acht ausgestellten Totenscheinen? Fragen über Fragen, die auf Antworten warten.

In den frühen 90er Jahren unterstützte Frankreich den Hutu-Präsidenten Habyarimana gegen die Tutsi-geführte Rebellenbewegung, der Rwandan Patriotic Front. Die französischen Soldaten Maïer und Didot waren Teil dieser Mission, Didot sogar mit einer zentralen und sensiblen Rolle – er installierte eine Funkstation in seinem Zuhause in Kigali.

Die jetzt eingereichte Klagschrift deutet darauf hin, dass die Synchronizität ihres Todes mit dem Flugzeugattentat und eine Notiz des französischen Auslandsgeheimdienstes DGSE darauf hindeuten könnten, dass sie beseitigt wurden, weil sie Zeugen dieses Attentats waren.

Es ist ein Puzzle, das nach Jahrzehnten endlich zusammengesetzt werden soll. Die Anwälte der Kläger, Hector Bernardini und Jean Simon, hoffen, dass diese neue Untersuchung nicht nur die Umstände um den Tod der drei Franzosen klären, sondern auch Licht auf Frankreichs mögliche Verwicklung in das Attentat werfen wird.

In einem wahren Ozean von Fragen, in dem die Wahrheit seit drei Jahrzehnten unter der Oberfläche verborgen liegt, könnte diese Klage die Welle sein, die nötig ist, um die Antworten an Land zu bringen. Wird die französische Justiz endlich die Dunkelheit lichten, die über diesem Fall liegt? Nur die Zeit wird es zeigen.


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