In Frankreich kehrt allmählich wieder Ruhe ein, aber in anderen Ländern Europas sind protestierende Landwirte immer noch lautstark zu hören. Ein Überblick über die Wut der europäischen Landwirte.
Die Mobilisierung der europäischen Landwirte, die in allen Ländern eine Verbesserung ihrer Einkommen fordern, setzte sich am Samstag fort, wenn auch uneinheitlich. Demonstrationen fanden in Deutschland, der Schweiz und Italien statt, wo die Bauern Richtung Rom marschierten. In Rumänien und Frankreich hingegen verlor die Bewegung an Schwung und die Landwirte beendeten die Straßenblockaden.
Die Europäische Kommission versprach am Donnerstag Maßnahmen, um die „legitimen Interessen“ der Landwirte in der EU zu schützen, indem sie unter anderem den „Verwaltungsaufwand“ im Rahmen der kritisierten Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) reduzieren werde. So hofft man in Brüssel, die Wut der Landwirte in der EU zu beruhigen.
Die Forderungen der europäischen Landwirte sind in allen Ländern weitgehend identisch: zu komplexe EU-Politik, zu niedrige Einkommen, Inflation, ausländische Konkurrenz, Anhäufung von Normen, steigende Treibstoffpreise.
In Italien fuhren Landwirte mit fast 150 Traktorenin Richtung der Hauptstadt Rom, und kündigten ihre baldige Ankunft an. Die wütenden italienischen Bauern, die in einem Konvoi in der Nähe einer wichtigen Autobahnachse auffuhren, fordern eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen und ihres Einkommens. „Wir werden nach Rom gehen, alle zusammen“, sagte einer der Demonstranten, ohne jedoch ein genaues Datum zu nennen. Die italienischen Landwirte fordern seit Tagen eine Audienz bei der Regierung der ultrakonservativen Premierministerin Giorgia Meloni, ohne bislang eine Antwort erhalten zu haben.
Störungen am Frankfurter Flughafen
In Deutschland haben mehrere hundert Landwirte in Traktoren, die sich gegen eine geplante Kürzung der Dieselsubventionen wehren, am Samstag bis zum frühen Nachmittag die Zufahrt zum Frankfurter Flughafen gestört, wie die Polizei von Frankfurt mitteilte. Gegen Mittag schätzte die Polizei, dass 400 Traktoren an der Demonstration teilnahmen, der Hessische Landesbauernverband sprach von bis zu 1.000 Traktoren.
Auch die Schweiz erlebte am Samstag ihre erste Bauerndemonstration. Ein Zug von etwa 30 Traktoren zog durch die Straßen von Genf, um die „Revolte“ und die Forderungen der Schweizer Bauern zum Ausdruck zu bringen. „Dies ist die erste Bauernversammlung in der Schweiz nach den Demonstrationen und Blockaden, die überall in Europa stattfinden. In der Schweiz sagen viele Leute, dass die Situation anders ist und dass wir nicht unter der Politik der EU leiden, aber in Wirklichkeit erleben wir trotzdem die gleiche Art von Problemen“, sagte Eline Müller, Gewerkschaftssekretärin von Uniterre, die die Baurendemonstration organisiert hatte, gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP.
Aktionen in Spanien mindestens bis zum 13. Februar geplant.
In Spanien kündigten die drei größten Bauerngewerkschaften am Freitag nach einem Treffen mit dem Landwirtschaftsminister an, dass sie ihre Mobilisierung fortsetzen würden. In den kommenden Wochen sind eine Reihe von Demonstrationen im ganzen Land geplant, unter anderem am 13. Februar in Barcelona. Die Gewerkschaften beklagen „zunehmende Frustration und Unbehagen“ im Agrarsektor in Spanien, dem größten europäischen Exportland für Obst und Gemüse.
Blockaden auf niederländischen und belgischen Straßen.
In den Niederlanden führten Landwirte am Freitagabend mehrere Protestaktionen auf Autobahnen durch und blockierten kurzzeitig eine Autobahn nördlich von Amsterdam, wie die niederländische Nachrichtenagentur ANP berichtete. Belgische Landwirte blockierte teilweise die Grenze zu Belgien, wie die belgische Nachrichtenagentur Belga berichtete. Die meisten Blockaden in Belgien wurden am Freitag zwar aufgehoben, darunter auch die Blockade des Hafens von Zeebrugge, aber mehrere Verteilzentren von Supermarktketten waren laut Belga auch am Samstag weiterhin blockiert.
Sieg für rumänische Landwirte
In Rumänien haben Landwirte und Spediteure, die zu den ersten in Europa gehörten, die ihren „Überdruss“ durch die Blockade von Straßen zum Ausdruck brachten, am Samstag damit begonnen, ihre Lager abzubauen, nachdem eine Einigung mit der Regierung angekündigt worden war. Die Demonstranten seien „zufrieden“, dass sie einen Platz am Verhandlungstisch erhalten hätten, sagte einer ihrer Vertreter, Danut Andrus, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.
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