Tag & Nacht

Das Jahr 2024 beginnt mit beunruhigenden Aussichten für die Arktis und ihre Ökosysteme, die für die Regulierung des Klimas und der Ozeane unerlässlich sind. Die Arktis ist nicht nur durch die Erderwärmung bedroht, sondern auch durch den Transport von Waren und den Bergbau in den Gewässern des hohen Nordens.

Auf den guten alten Schulgloben sieht man Grönland und den Arktische Ozean nördlich von Asien, Amerika und Europa ganz in Weiß. Lange Zeit wurde diese polare Kältezone mit Leere in Verbindung gebracht. Und jetzt beweisen uns Klimaforscher: Die Zukunft der Menschheit hängt von der Gesundheit dieser weißen Fläche ab.

Innerhalb von 40 Jahren ist das arktische Packeis am Ende des Sommers von 7 auf 3,4 Millionen Quadratkilometer geschrumpft. „Es ist die Klimaanlage des Planeten … Und das Eis, das uns kühlt, schmilzt“, fasst Sara Fleury vom Laboratoire d’études en géophysique et océanographie spatiales des Observatoire Midi-Pyrénées in Toulouse auf LaDepeche.fr zusammen.

Die Eindämmung der zunehmenden Erderwärmung ist das Gebot der Stunde, sagt der aus dem Departement Tarn stammende Jean-Louis Etienne, der am 14. Mai 1986 als erster Mensch im Alleingang den Nordpol bezwang und sich unermüdlich für die Natur und ihre Schönheit einsetzt, auf LaDepeche.fr. Und das umso mehr, als die Bedrohungen immer zahlreicher werden, betonte die Organisation Robin Hood zu Beginn des Jahres.

Seit 1998 ist die „Vermeidung und Beseitigung der Meeresverschmutzung und der Schutz des Nordostatlantiks vor den schädlichen Auswirkungen menschlicher Aktivitäten“ das Ziel des Ospar-Übereinkommens, das von Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Irland, Island, Luxemburg, den Niederlanden, Norwegen, Portugal, Spanien, Schweden, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich in Zusammenarbeit mit der EU ratifiziert wurde.

„Die Arktis ist der Punkt, an dem die Fluss-, Meeres- und Luftverschmutzungen unserer Gesellschaften zusammenlaufen“, fasst die Organisation Robin Hood, die als Beobachter in der Ospar-Konvention sitzt, zusammen und warnt vor Umweltschäden durch Lachszuchtanlagen oder dem Gigantismus-Wettlauf einiger Kreuzfahrtunternehmen im hohen Norden. Das Kreuzfahrtschiff MSC Preziosa, das für 4.300 Gäste ausgelegt ist, soll dieses Jahr laut Reederei „Abenteurer glücklich machen, die davon träumen, den Arktischen Kreis zu erforschen“, kritisiert Robin Hood.

Darüber hinaus erregen die strategische Lage und die Energie- und Bodenschätze Grönlands auch zunehmend Interesse. Russland, Finnland, Norwegen, Dänemark, die USA, Kanada… Der Polarkreis wurde zu einer Region wachsender Spannungen und Begehrlichkeiten.

Der am 5. Februar im Alter von 101 Jahren verstorbene Historiker und Geograf Jean Malaurie startete 1954 die französische Buchreihe „Terre Humaine“ und veröffentlichte „Les derniers Rois de Thulé“, um über das Leben der letzten „Polareskimos“ zu berichten. Vor allem, weil er durch die Errichtung des amerikanischen Atomwaffenstützpunkts in Thule im Jahr 1951 und nach der Vertreibung der örtlichen Inuit zutiefst „erschüttert“ worden sei, wie er sagte. Bereits vor 70 Jahren rief Jean Malaurie dazu auf, sich auf die Begegnung der Menschen und ihre enge Verbindung zur Natur anstelle der Apokalypse zu konzentrieren.

Zu den noch immer andauernden militärischen Konfrontationen kommt nun noch der Konflikt um die Ressourcen der polaren Wirtschaftszonen hinzu. Trotz seines Beitritts zur Ospar-Konvention hat Norwegen am 9. Januar den Bergbau auf 280.000 km2 des norwegischen Meeresbodens genehmigt. Das Europäische Parlament hat angesichts der unglaublichen Dichte an Leben, die der Meeresboden dort beherbergt, ein Moratorium für diese Entscheidung gefordert. Reedereien rechnen sich aus, dass die Strecke Tokio-Amsterdam derzeit 23.000 km über Panama und nur 15.500 km durch die Nordwestpassage bei geschmolzenem Eis lang is. 

„Die Arktis, die letzte Grenze der Globalisierung“, titelte Le Monde Diplomatique schon im Jahr 2009. Der Bürger und Verbraucher muss allerdings und insbesondere seinen Lebensstil hinterfragen, wenn er die Arktis oder den Amazonas schützen will.

Wenn die Pole Fieber haben, sind sie ganz und gar nicht die einzigen, die krank sind.


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