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Der am Dienstag zum Premierminister ernannte Gabriel Attal wird mit 34 Jahren zum jüngsten Regierungschef in der Geschichte der Französischen Republik. Ein spektakulärer Aufstieg für den Mann, der in den letzten Wochen zum beliebtesten Macronisten geworden ist.

„Fehlerfrei“, „guter Schüler“, „die beste Verkörperung der macronistischen DNA“: Das Phänomen Gabriel Attal, 2018 bereits jüngstes Mitglied der Regierung und dann jüngster Bildungsminister, wurde als Nachfolger von Élisabeth Borne jetzt von Emmanuel Macron zum jüngsten Premierminister Frankreichs berufen.

Gabriel Attal ist drei Jahre jünger als damals Laurent Fabius, als François Mitterrand ihn vor vierzig Jahren zum jüngsten Premierminister Frankreichs ernannte, und wird jetzt die schwierige Aufgabe haben, die etwas fusslahme 2. Amtszeit Macrons wieder in Schwung zu bringen. Attal muss insbesondere mit der nur relativen Mehrheit der Macronisten in der Nationalversammlung zurechtkommen und die Reihen des Präsidentenlagers, das von einer politischen Krise nach der Verabschiedung des Einwanderungsgesetzes erschüttert wurde, vor den nächsten Europawahlen wieder zu schließen.

Gabriel Attal, der von der Sozialistischen Partei kam, hatte sich am Ende des Wahlkampfs 2017 Emmanuel Macron anschloss.

Nach der siegreichen Präsidentschaftswahl 2017 ließ sich der Sohn eines Filmproduzenten, der die Schulbänke der vornehmen École Alsacienne in Paris besuchte, iim Departement Hauts-de-Seine zum Abgeordneten wählen.

Er wurde damals mit dem eher bescheidenen Staatssekretariat für Jugend betraut und fiel durch seinen Arbeitseinsatz und sein politisches Gespür auf, aber auch durch seinen Ehrgeiz. „Wenn ich mich eingeschränkt hätte, wäre ich wahrscheinlich nicht dort, wo ich heute stehe“, gibt Attal, der aus seiner Homosexualität kein Geheimnis macht, bereitwillig zu.

Von Premierminister Jean Castex erhielt der Jüngste in der Regierung das Amt des Regierungssprechers.

Gabriel Attal bewährt auf diesem Posten, der in dieser Zeit von der Covid-Krise geprägt ist und setzt er sich als eines der wenigen Regierungsmitglieder durch, die sich in der öffentlichen Meinung einen Namen gemacht haben.

Verbot der Abaya
Nach seiner Wiederwahl bot ihm Präsident Emmanuel Macron zunächst das Haushaltsressort an, wo er dank seiner Mediengewandtheit als einer der wenigen Minister an die Front geschickt wurde, um die unpopuläre Rentenreform zu verteidigen.

Die Belohnung dafür ließ nicht lange auf sich warten: Attal wurde ab Juli 2023 in das prestigeträchtige Bildungsministerium befördert.

Stellungnahme zugunsten der Schuluniform, Auftritt in den 20-Uhr-Nachrichtensendungen, um das Verbot der Abaya in der Schule anzukündigen: Der junge Minister ist im Bewusstsein der Franzosen allgegenwärtig.

Im Oktober werden bei einer Rede Attals anlässlich des nationalen Lehrertags in Paris im Hintergrund die französische und die europäische Flagge aufgestellt. „Eine Szenerie, die eines Premierministers oder eines Präsidenten würdig ist“, schmunzeln damals einige.

Attals Biografie erwähnt nach seinem Abschluss an der Sciences Po eine einjährige Erfahrung in der Villa Medici in Rom und eine kurze Tätigkeit als selbstständiger Berater im Jahr 2017.

Als Figur des linken Flügels der Macronisten achtet Gabriel Attal allerdings vor allem darauf, dass er sich nicht von der politischen und gesellschaftlichen Mitte abwendet.


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