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Mit einer Küstenlinie von 900 Kilometern steht die Nouvelle-Aquitaine im Südwesten Frankreichs an vorderster Front, wenn es um die Herausforderungen der Küstenerosion geht. Diese natürliche Zerstörungskraft bedroht nicht nur die malerische Landschaft, sondern auch die Existenzgrundlage vieler Menschen. In einigen der beliebten Badeorte der Region ist es nun wichtiger denn je, den Rückgang der Küstenlinie vorauszusehen und Gegenmaßnahmen einzuleiten.

Die Realität der Situation wird besonders in Orten wie Lacanau in der Gironde deutlich, wo kürzlich ein Symposium stattfand – unmittelbar umgeben von Baggern und anderen schweren Maschinen, die bereits damit beschäftigt sind, den drohenden Verlust von Land zu bekämpfen. In dieser Gegend schätzt man den Rückgang der Küstenlinie auf jährlich 1 bis 3 Meter, eine Zahl, die durch die Sturmflut Xynthia im Jahr 2020 dramatisch illustriert wurde, als ein Rückzug des Meeres um 15 Meter verzeichnet wurde.

Alain Rousset, der Präsident der Region, sprach sehr anschaulich und direkt über die drohenden Gefahren und wies darauf hin, dass „der Meeresfront von Lacanau innerhalb der nächsten 30 Jahre die Überflutung droht“. Um diese düstere Vorhersage abzuwenden, sind schnelle und entschlossene Aktionen erforderlich, für die auch die Unterstützung des Staates unerlässlich ist.

Die Dimension der Bedrohung wird auch anhand der wirtschaftlichen Auswirkungen deutlich: In der Region Nouvelle-Aquitaine sind 49.000 Arbeitsplätze vom Tourismus abhängig, der durch die Zerstörung der Küsteninfrastruktur stark gefährdet ist. Lacanau, ein Ort, der symbolisch für den Kampf gegen die Küstenerosion steht, sieht seine Bewohner zunehmend besorgt in Richtung Meer blicken. Der französische Minister für ökologischen Wandel, Christophe Béchu, hat versprochen, im Finanzgesetz von 2025 spezielle Mittel für den Kampf gegen die Küstenerosion bereitzustellen. Dies ist eine Reaktion auf die Tatsache, dass insgesamt 7.000 Gebäude in der Region von der Erosion bedroht sind – ein Verlust, der das touristische Herz der Nouvelle-Aquitaine schwer treffen würde.

Um solch ein Szenario zu verhindern, wird ein nationaler Küstenlinien-Ausschuss Vorschläge unterbreiten, um den bedrohten Gebieten zu helfen. Diese Maßnahmen spiegeln die Dringlichkeit wider, mit der auf die Küstenerosion reagiert werden muss – eine Herausforderung, die nicht nur die Nouvelle-Aquitaine betrifft, sondern Küstengemeinden weltweit.

Die Situation in der Nouvelle-Aquitaine ist ein mahnendes Beispiel für die Notwendigkeit, Klimawandel und Umweltzerstörung ernst zu nehmen. Während die Region sich mobilisiert, um ihre Küsten zu schützen, bleibt die Frage offen, wie andere bedrohte Gebiete weltweit auf ähnliche Herausforderungen reagieren werden.


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