Harkis ist ein Sammelbegriff für die algerischen Muslime, die während des Algerienkrieges auf Seiten Frankreichs gegen die Nationale Befreiungsfront (FLN) kämpften. Der Begriff leitet sich vom arabischen Wort „Harka“ ab, was so viel wie „Bewegung“ oder „mobile Einheit“ bedeutet. Die Harkis umfassten reguläre Soldaten, Freiwillige und lokale Milizionäre, die aus verschiedenen Gründen, darunter Loyalität, wirtschaftliche Vorteile oder Ablehnung der FLN-Ideologie, beschlossen, Frankreich zu unterstützen.
Die Rolle der Harkis im Algerienkrieg
Während des Algerienkrieges spielten die Harkis eine entscheidende Rolle für die französische Armee. Sie dienten als Aufklärer, Übersetzer, Führer und nahmen an Kampfeinsätzen teil. Ihre Ortskenntnisse und Fähigkeit, sich in der lokalen Bevölkerung zu bewegen, machten sie zu wertvollen Verbündeten der französischen Streitkräfte. Allerdings wurden sie oft in gefährlichen Situationen eingesetzt und litten unter hohen Verlusten.
Das Schicksal der Harkis nach dem Krieg
Mit dem Evian-Abkommen von 1962, das den Algerienkrieg beendete und Algerien die Unabhängigkeit gewährte, fand sich Frankreich in einer schwierigen Lage bezüglich der Harkis. Trotz ihrer Dienste für Frankreich wurden viele von ihnen zurückgelassen und der Rache der FLN und der neuen algerischen Regierung ausgesetzt. Schätzungen zufolge wurden Tausende von Harkis getötet, während diejenigen, die nach Frankreich fliehen konnten, oft in Flüchtlingslagern unter schlechten Bedingungen lebten.
Langfristige Auswirkungen und Anerkennung
Die Geschichte der Harkis und ihre Behandlung nach dem Krieg hinterließen tiefe Wunden in der algerischen Gemeinschaft in Frankreich und führten zu einer anhaltenden Debatte über Gerechtigkeit, Anerkennung und Entschädigung. Erst in den letzten Jahrzehnten hat der französische Staat begonnen, die Leistungen und das Leiden der Harkis und ihrer Familien anzuerkennen.
Die jüngste Verurteilung Frankreichs durch die Europäische Gerichtshof für Menschenrechte wegen der schlechten Lebensbedingungen, denen Harkis in den Aufnahmelagern ausgesetzt waren, ist ein weiterer Schritt in Richtung Anerkennung ihrer Opfer.
Obwohl die Harkis nicht im Zweiten Weltkrieg, sondern im Algerienkrieg dienten, bleibt ihre Geschichte ein wesentlicher und oft übersehener Teil der französischen Militärgeschichte. Ihre komplexe Rolle und das darauffolgende Schicksal beleuchten die Schwierigkeiten kolonialer Kriege und die langfristigen Auswirkungen auf Individuen und Nationen. Die fortlaufenden Bemühungen um Anerkennung und Gerechtigkeit für die Harkis und ihre Familien zeigen, dass die Aufarbeitung dieser Geschichte noch lange nicht abgeschlossen ist.
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