Frankreich erlebte diesen Sommer eine historische Dürre. Die Tatsache, dass die Trockenheit auch im Herbst anhält, beunruhigt alle Spezialisten. In einer Zeit, in der neue Studien eine unerwartet starke Erwärmung vorhersagen, wird Wasser, seine Erhaltung und seine Aufteilung zu einer großen Herausforderung.
Die milden Temperaturen in diesem Herbst sind wie eine Verlängerung des Sommers. Sie verlängern aber auch die historische extreme Trockenheit, die im Juli und August in Frankreich herrschte, so dass die Wassersituation zu Ende des Jahres besonders besorgniserregend ist.
Laut einer Bilanz von Météo-France kam es in diesem Jahr zu einer „historischen Trockenheit der Böden“. „Der Feuchtigkeitsindex der Böden war in diesem Sommer im gesamten Land defizitär. Die Böden trockneten deutlich aus und wurden oft sehr trocken bis extrem trocken. Ende Juli erreichten sie in den Regionen PACA, Korsika, Okzitanien, Auvergne-Rhône-Alpes, Nouvelle-Aquitaine und im Grand Est historische Trockenrekordwerte“, berichtet Météo-France. „Diese Trockenheit ist die schwerste jemals in Frankreich aufgezeichnete Trockenheit mit Trockenheitswerten der oberflächlichen Böden, die vom 17. Juli bis zum 16. August und dann wieder ab dem 28. August auf nationaler Ebene trotz einiger intensiver, aber lokal begrenzter Gewitterepisoden, Mitte August Rekorde für geringe Feuchtigkeit brachen.“
Auch wenn es im September reichlich Niederschläge gab, „die über den saisonalen Normalwerten lagen und das 1,5-fache des Normalwerts in Burgund-Franche-Comté oder das 1,4-fache des Normalwerts im Grand Est erreichten. Blieben der Südwesten sowie der Mittelmeerraum von diesen Niederschlägen ausgenommen.“
Mehr als 50% der Flüsse sind von Ausdrocknung bedroht
Das Jahr 2022 weist die bisher höchste Anzahl an Flüssen auf, die im Juli und August trockengefallen sind. Mehrere hundert Gemeinden im Süden und Südwesten Frankreichs waren mit grossen Schwierigkeiten bei der Trinkwassergewinnung konfrontiert. Mehrere Dutzend kleine Gemeinden mussten mit Tanklastwagen versorgt werden. Lokalpolitiker rufen dazu auf, Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel verstärkt in Angriff zu nehmen.
Die Dürre 2022 hatte insbesondere für die Landwirte dramatische Folgen. Trotz eines relativ regenreichen Septembers ist das Grundwasser immer noch zu niedrig und die Böden immer noch zu trocken. „Die Ernte der Sommerkulturen liegt unter den üblichen Erträgen und die individuellen Situationen sind innerhalb eines Gebiets teilweise sehr heterogen“, erklärten Marc Fesneau, Minister für Landwirtschaft und Ernährungssouveränität, und Bérangère Couillard, Staatssekretärin für Ökologie, am 3. Oktober anlässlich der vierten Sitzung des Ausschusses zur Überwachung der Dürresituation in der Landwirtschaft.
Die neuesten Prognosen der Maisproduktion durch das Amt für Statistik und Zukunftsforschung zeigen einen starken Rückgang der nationalen Produktion auf 11,3 Millionen Tonnen Körnermais, d. h. ein Minus von 17,1% im Vergleich zum 5-Jahres-Durchschnitt und – 25,4% im Vergleich zu 2021. Das ist die niedrigste Maisernte seit 1990. Dasselbe gilt für die kumulierte Produktion von Grasland, die um 33% niedriger ist als im Referenzzeitraum (1989-2018). Es ist die niedrigste Produktion seit 2003.
Bereits jetzt werden 11 Departements, davon 4 im Südwesten, eine Entschädigung im Rahmen der landwirtschaftlichen Katastrophenfallhilfe erhalten.
Ausserdem belasten setzen die Wasserdefizite das französische Wasserkraftsystem unter Druck, das 13% der Stromerzeugung im Energiemix Frankreichs ausmacht…
Neue Klimaprojektionen, die am 4. Oktober in der Zeitschrift Earth System Dynamics veröffentlicht wurden, zeigen, dass die Erwärmung in Frankreich im Laufe des Jahrhunderts um bis zu 50% stärker ausfallen könnte als in früheren Schätzungen angenommen. Daher erscheint die Wasserbewirtschaftung und -erhaltung als eine wichtige Priorität. Wasser ist eines der 22 Projekte von „France nation verte“, dem Fahrplan für die ökologische Planung, der am 21. Oktober von Premierministerin Elisabeth Borne vorgestellt wurde.
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