Tag & Nacht

Jedes Jahr am 2. Februar feiert man in Frankreich Chandeleur (Lichtmess). Der Grund dafür ist eine jahrtausendealte Tradition, die das Licht ehren soll, und ein Aberglaube, der mit der Weizenernte zu tun hat.

Anfang des winterlichen Monats Februars leuchtet eine festliche Tradition in Frankreich auf: Chandeleur, in Deutschland als Maria Lichtmess bekannt. Diese alte Tradition vereint spirituelle Bedeutung mit kulinarischen Genüssen und schafft einen lichtvollen Moment der Gemeinschaft und Freude. Chandeleur findet am 2. Februar statt und markiert vierzig Tage nach Weihnachten für die Christen die Darstellung des Herrn im Tempel. Diese religiöse Bedeutung verleiht dem Fest eine spirituelle Tiefe. Gläubige tragen Kerzen in Prozessionen, um symbolisch das Licht Christi zu ehren.

Das Herzstück von Chandeleur ist das Licht. Traditionell werden an diesem Tag Kerzen gesegnet, und es ist üblich, dass die Menschen zu Hause Kerzen anzünden. Dies symbolisiert nicht nur die spirituelle Reinheit, sondern auch das Streben danach, Licht in die Dunkelheit des Winters zu bringen.

Das Wort „Chandeleur“ stammt vom lateinischen festa candelarum: „Fest der Kerzen“. Ursprünglich war es ein heidnisches Reinigungsfest zu Ehren des Gottes der Fruchtbarkeit. Dieses Fest der Reinigung und Erneuerung wurde seit jeher durch das Anzünden von Kerzen gekennzeichnet. Spuren identischer Feiern finden sich zum Beispiel auch im antiken Griechenland.

Im 5. Jahrhundert machten sich die Christen diese Feier zu eigen. In der jüdischen Tradition werden die Erstgeborenen innerhalb von 40 Tagen nach ihrer Geburt im Tempel dargebracht. So feiert Lichtmess, das 40 Tage nach dem 25. Dezember stattfindet, die Darstellung Christi im Tempel in Jerusalem und die Reinigung Marias.

Pfannkuchen, rund wie die Sonne. Wie so oft ist ein Aberglaube der Ursprung auch dieser Tradition. Wenn die Bauern an Lichtmess vergessen würden, Crêpes zuzubereiten, wäre dies unweigerlich ein Zeichen für eine schlechte Weizenernte im nächsten Jahr. Um sich eine gute Ernte zu sichern, war es daher Brauch, den ersten Crêpe mit der rechten Hand aus der Pfanne in die Luft zu schleudern und dabei in der linken Hand einen goldenen Louis d’or zu halten. Dabei musste man sehr geschickt sein, denn der Pfannkuchen musste unbedingt wieder in der Pfanne landen. Anschließend wurde er bis zur Erntezeit in einem Schrank sorgfältig aufbewahrt.

Chandeleur wäre auch heute in französischen Familien nicht vollständig ohne die köstliche Tradition des Crêpe-Backens. Die runde Form und die goldene Farbe der Crêpes symbolisieren das Ende des Winters mit längeren Tagen und steigenden Temperaturen. Viele Familien versammeln sich, um gemeinsam Crêpes zu backen und zu genießen. Auch heute hält man beim Essen der Crêpes oft eine Münze in der Hand, was für Wohlstand im kommenden Jahr steht.

Ein berühmtes Sprichwort besagt, dass „an Lichtmess der Winter endet oder an Kraft gewinnt“.

Chandeleur erinnert daran, dass Licht nicht nur im Spirituellen, sondern auch im Alltag eine wichtige Rolle spielt. In einer Zeit, in der die Tage noch kurz sind und der Winter seine Spuren hinterlässt, bringt Chandeleur Lichtblicke der Freude und Hoffnung.

Das gemeinsame Crêpe-Backen schafft Momente der Gemeinschaft und Familie. Es ist eine Zeit, in der Menschen zusammenkommen, sich austauschen und die Wärme des Zusammenseins genießen. Chandeleur soll daran erinnern, wie wichtig es ist, gemeinsam durch schwierige Zeiten zu gehen.

Alte Traditionen zu bewahren und an kommende Generationen weiterzugeben ist für viele Menschen in Frankreich glücklicherweise auch heute noch eine Herzensangelegenheit. Die Verbindung von Spiritualität, kulinarischen Genüssen und gemeinsamen Aktivitäten stärkt ein Gefühl der Kontinuität und Identität.

Chandeleur ist mehr als nur eine festliche Tradition in Frankreich. Es ist ein Moment des Lichts und der Gemeinschaft inmitten des winterlichen Schattens. Maria Lichtmess erinnert die Menschen daran, dass, selbst wenn der Winter noch nicht vorüber ist, die Kerzen des Glaubens, der Freude und der Gemeinschaft uns auf dem Weg zum Frühling begleiten.

Es ist eine Zeit, um Licht zu teilen, Kulinarik zu zelebrieren und die Wärme von Familie und Gemeinschaft zu genießen.


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