Tag & Nacht

Emir Al-Thani befindet sich ab Dienstag auf einem Staatsbesuch in Paris. Es ist der erste offizielle Besuch in Frankreich seit seiner Thronbesteigung im Jahr 2013. Die Lage in Gaza und das Schicksal der Geiseln dürften im Mittelpunkt der Gespräche zwischen dem Emir und Emmanuel Macron stehen, da Katar sich als unverzichtbarer Gesprächspartner in diesem Konflikt positioniert hat.

Der Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al-Thani, wird ab Dienstag, dem 27. Februar, für zwei Tage Paris besuchen. Da der Konflikt zwischen Israel und der Hamas seit fast fünf Monaten andauert, werden sich die Gespräche voraussichtlich auf die Freilassung der Hamas-Geiseln und die Wiederbelebung des Prozesses zur Gründung eines palästinensischen Staates sowie auf die Stärkung der bilateralen Beziehungen zwischen Frankreich und Katar konzentrieren.

Es handelt sich um den ersten Staatsbesuch eines Emirs von Katar seit 15 Jahren und den ersten für Tamim bin Hamad Al-Thani seit seiner Thronbesteigung im Jahr 2013. „Eine Ehre für Frankreich“, die „die tiefen Bindungen zwischen unseren beiden Ländern verdeutlicht“, betonte der Elysée-Palast am Montag.

Der Emir wird am Nachmittag, gegen 16 Uhr, im Elysée-Palast zu einem Gespräch mit Emmanuel Macron erwartet, gefolgt von der Unterzeichnung von mehreren Abkommen und einem Staatsdinner, wie die französische Präsidentschaft erklärte. Der Kapitän der französischen Fußballnationalmannschaft und Stürmerstar von PSG, Kylian Mbappé, sowie der Präsident des Pariser Vereins PSG, der Geschäftsmann Nasser Al-Khelaïfi, der zum Freundeskreis des Emirs gehört, sollen zu den Ehrengästen gehören.

Die Lage im Nahen Osten und in Gaza wird wahrscheinlich im Mittelpunkt der Gespräche stehen. Der Austausch zwischen dem französischen Staatschef und dem Emir von Katar wird sich auf die Befreiung der Geiseln in Gaza konzentrieren, die von Frankreich als absolute „Priorität“ definiert wurde. Drei französische Staatsangehörige befinden sich noch immer in den Händen der Terroristen der Hamas.

Katar spielt seit Beginn des Konflikts eine zentrale Rolle bei den Verhandlungen über einen Waffenstillstand. Seit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober, bei dem 1.160 Menschen ums Leben kamen, hat die von Israel als Vergeltung gestartete Militäroffensive in Gaza nach Angaben des Gesundheitsministeriums von Gaza bislang fast 30.000 Menschenleben gefordert, die meisten davon Frauen und Kinder.

Katar beherbergt die politische Führung der Hamas und bemüht sich gemeinsam mit den USA und Ägypten um eine Beendigung der Kämpfe in Gaza. Das Emirat hat die Hamas im Laufe der vergangenen Jahre mit vielen Millionen Dollar unterstützt und daher kann die Hamas nicht einfach ablehnen, was Katar von ihr verlangt.

Katar ist auch ein zentraler Partner bei den Bemühungen um eine Stabilisierung der Region, da der Konflikt auf den Libanon überzugreifen droht, der bereits von einer weitgehenden politischen Lähmung und einer schweren Wirtschaftskrise erschüttert ist. Seit Beginn des Krieges schiesst die Hisbollah aus dem Libanon zur Unterstützung ihres palästinensischen Verbündeten täglich auf israelische Militärpositionen und Israel Angriffe führt auf Grenzdörfer im Libanon gezielte Operationen durch. Katar hat bereits früher die libanesischen Streitkräfte unterstützt und diese Unterstützung kann Teil der künftigen Parameter für eine Deeskalation sein, meint der Elysée-Palast.

Obwohl die Gespräche über eine Waffenruhe in Doha (Katar) fortgesetzt wurden, kündigte der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu eine bevorstehende Bodenoperation in der überbevölkerten Stadt Rafah an, was er als letzten Schritt zu einem „totalen Sieg“ über die Hamas bezeichnete. Zahlreiche Länder, darunter Frankreich, forderten Israel auf, auf eine solche Offensive zu verzichten, da über eine Million Zivilisten in der Stadt eingeschlossen sind und diese der einzige Zugangspunkt für humanitäre Hilfe ist, die bereits nur tröpfchenweise eintrifft.

Vor diesem alarmierenden Hintergrund arbeiten Frankreich und Katar daran, „in den kommenden Tagen“ humanitäre Hilfe, darunter zehn Krankenwagen und mehr als 300 Zelte, liefern zu können. Frankreich und Jordanien haben außerdem am Montag erneut humanitäre Lieferungen, darunter 2,2 Tonnen Lebensmittelpakete und Hygiene-Kits, über Gaza aus Flugzeugen abgeworfen. Anfang Januar hatte bereits eine ähnliche Aktion stattgefunden, wie das französische Aussenministerium mitteilte.

Der französische Präsident drängt gemeinsam mit seinen westlichen Amtskollegen nach wie vor auf die Umsetzung der „Zwei-Staaten-Lösung“, die „die einzig gangbare Lösung zur Überwindung der Krise“ sei. Von der Gründung eine palästinensischen Staates will Benjamin Netanjahu aber nichts wissen.


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