Tag & Nacht

Von einer großen französischen Persönlichkeit zum Vaterlandsverräter. Das war das Leben von Philippe Grumbach, was jetzt von der Zeitschrift L’Express enthüllt wurde.

Eine von der Zeitschrift L’Express durchgeführte Untersuchung enthüllt das Doppelleben von Philippe Grumbach, dem ehemaligen Direktor eben dieser Wochenzeitung, der wohl 35 Jahre lang heimlich als KGB-Agent tätig war. Die Russen waren an den politischen Verbindungen des Journalisten zu hochrangigen Persönlichkeiten wie Valéry Giscard d’Estaing oder François Mitterrand interessiert.

Eine bemerkenswerte Karriere in der Presse
Philippe Grumbach, der 1924 in Paris geboren wurde und das Lycée Périer in Marseille besuchte, hat in der französischen Medienlandschaft einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen und wichtige Positionen im Herzen des französischen Journalismus bekleidet. Nach Stationen bei der Nachrichtenagentur AFP und der Zeitung Libération trat er 1954 bei der Wochenzeitung L’Express ein. Kurz darauf wurde er von 1956 bis 1960 zum Chefredakteur ernannt und übernahm 1974 den Posten des Redaktionsleiters. Grumbach war Mitglied des Hohen Rates für audiovisuelle Medien (1977-1981) und wechselte dann in die Filmproduktion, bevor er 1984 zur Presse zurückkehrte, insbesondere zum Figaro.

Philippe Grumbach war ein enger Vertrauter von Präsident Giscard d’Estaing, wie Le Canard enchaîné im Oktober 1977 berichtete und ihn als einen der einflussreichsten Berater des Staatschefs beschrieb. Zu dieser Zeit gab es sogar Gespräche über die Möglichkeit, ihn an die Spitze des Senders RTL zu berufen.

Während des Kalten Krieges warb der KGB aktiv Agenten in Frankreich an, um Informationen über die politischen Pläne der damaligen Regierungen zu erhalten. Philippe Grumbach, bekannt unter dem Codenamen „Brok“, führte nach neuesten Erkenntnissen von 1946 bis 1981 ein Doppelleben als KGB-Agent und Journalist und politischer Berater.

Grumbach soll als Agent der ehemaligen UdSSR dem KGB 35 Jahre lang entscheidende Informationen über François Mitterrand, Jacques Chirac und Valéry Giscard d’Estaing geliefert haben.

Die sowjetischen Archive legen nahe, dass er für diese wertvollen Informationen eine beträchtliche finanzielle Entschädigung erhalten hat. Insbesondere wird erwähnt, dass er zwischen 1976 und 1978 eine Summe von 399.000 Francs erhalten habe, wie der Artikel in L’Express berichtet. Das entspräche heute 252.000 Euro, wenn man die Kaufkraft und Inflation berücksichtigt.

Nach dem Zusammenbruch der UdSSR lief 1992 ein Oberstleutnant des KGB mit Namen Wassili Mitrochin im Vereinigten Königreich über und nahm dabei sein gesamtes Archiv mit. 1999 wurde das gemeinsam mit dem Historiker Christopher Andrew verfasste Buch „Le KGB contre l’Ouest“ veröffentlicht, in dem die Identitäten zahlreicher Spione enthüllt wurden, darunter auch der Deckname des ehemaligen Direktors von L’Express.

Ende 2018 hatte der Franzose Cyril Gelibter, Doktor der Geschichte, die Gelegenheit, Mitrochins Archiv in Cambridge, Großbritannien, persönlich einzusehen. Dabei entdeckte er auf mehreren Dokumenten den Namen Philippe Grumbach, der in russischer Schrift geschrieben war. Diese Enthüllung war der Auslöser für den jetzt von der Redaktion der Zeitschrift L’Express veröffentlichten Artikel.


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!