Tag & Nacht

Von La Rochelle aus, einem der historischen Zentren des französischen Sklavenhandels, kündigte Premierminister Gabriel Attal am 10. Mai 2024, dem nationalen Gedenktag für die Sklaverei und ihre Abschaffung, eine bedeutende nationale Ausstellung zur Erinnerung an die Sklaverei für das Jahr 2026 an. Diese soll zum 25. Jahrestag des Gesetzes, das Sklaverei als Verbrechen gegen die Menschlichkeit anerkennt, eröffnet werden.

Die Ankündigung erfolgte im Rahmen einer Gedenkveranstaltung, die zum ersten Mal außerhalb von Paris in einer Stadt abgehalten wurde, die eine zentrale Rolle im französischen Sklavenhandel spielte. Dieser Schritt ist Teil einer breiteren Bemühung, die nationale Erinnerungskultur zu dezentralisieren und sicherzustellen, dass sie alle Franzosen anspricht, insbesondere jene, die direkt von der Thematik betroffen sind.

Ein symbolträchtiger Ort und zukünftige Projekte

Attal betonte die Bedeutung der Erinnerungsarbeit und bestätigte die Pläne für ein neues Denkmal in Paris, das den Opfern der Sklaverei gewidmet sein wird und nächstes Jahr fertiggestellt sein soll. Zusätzlich wurde in La Rochelle eine Bronze-Statue von Clarisse, einer befreiten schwarzen Amme, enthüllt. Der Premierminister erinnerte an die etwa 160.000 Männer und Frauen, deren Schicksale in dieser Stadt besiegelt wurden und betonte, dass das Erinnern und Anerkennen der Vergangenheit keine Schwäche, sondern ein Zeichen von Reife und Wachstum sei.

Die moralische Schuld gegenüber Haiti

Der Botschafter von Haiti in Frankreich nutzte die Gelegenheit, um auf die „moralische Schuld“ Frankreichs gegenüber Haiti hinzuweisen, ein Land, das tief von der Geschichte der Sklaverei geprägt ist. Er forderte konkretes Handeln im Gedenken an Toussaint L’Ouverture, eine Schlüsselfigur des haitianischen Widerstands gegen die Sklaverei, und appellierte für mehr Unterstützung im Aufbau haitianischer Institutionen und in der Bekämpfung extremer Armut.

Ein Zeichen gesetzter Verantwortung

Die Entscheidung, die Gedenkfeier in La Rochelle abzuhalten und eine nationale Ausstellung zu planen, zeigt ein wachsendes Bewusstsein und eine Verantwortungsübernahme seitens der französischen Regierung. Diese Entwicklungen sind entscheidende Schritte auf dem langen Weg der Aufarbeitung und des Dialogs über ein dunkles Kapitel der Geschichte, das bis heute Nachwirkungen zeigt. Es ist ein Versuch, den Rahmen der Erinnerungskultur zu erweitern und eine inklusivere nationale Identität zu fördern.


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