Tag & Nacht

In der früheren Residenz des Hitler-Vertrauten Hermann Göring, der „Wolfsschanze“ in Kętrzyn, Nordost-Polen, machten Archäologen eine gruselige Entdeckung. Am 24. Februar dieses Jahres stießen sie auf die Skelette von fünf Personen, denen Hände und Füße fehlten. Diese Funde werfen ein düsteres Licht auf die schon beunruhigende Geschichte dieses Ortes.

Eine Entdeckung, die Fragen aufwirft

Die „Wolfsschanze“ diente während des Zweiten Weltkriegs als eines der Hauptquartiere Adolf Hitlers. Es ist bekannt, dass sich Hitler dort länger aufhielt als an den meisten anderen Orten während des Krieges. Das Anwesen, welches ursprünglich Göring gehörte, dem Gründer der Gestapo und einer der führenden Köpfe des NS-Regimes, verbarg offenbar bis vor kurzem noch weitere Geheimnisse unter seinen Grundmauern.

Die Archäologen, unter der Leitung von Oktavian Bartoszewski, waren zunächst davon ausgegangen, dass das Anwesen alle seine Geheimnisse bereits preisgegeben hatte. Doch die Entdeckung eines menschlichen Schädels, nur 10 cm unter der Erdoberfläche, führte zu einer umfangreichen Untersuchung, die schließlich die fünf Skelette ans Licht brachte. Die Überreste wurden als die einer Familie identifiziert – drei Erwachsene, ein Jugendlicher und ein Kleinkind.

Makabre Details

Die Skelette wurden nebeneinander liegend, in dieselbe Richtung ausgerichtet, gefunden. Diese Anordnung sowie das Fehlen jeglicher persönlicher Gegenstände oder Kleidung lassen vermuten, dass die Körper vor ihrer Beerdigung entkleidet wurden. Es bleibt unklar, ob die fehlenden Gliedmaßen das Ergebnis einer Amputation oder fortschreitender Verwesung sind. Diese unheimliche Fundstätte wirft ein beunruhigendes Licht auf die dunklen Geschehnisse in der „Wolfsschanze“.

Ermittlungen und historische Bedeutung

Eine eingeleitete Untersuchung soll nun Klarheit über die Identität der Opfer, die Umstände ihres Todes und ihrer Beisetzung sowie darüber schaffen, ob Hermann Göring von diesen Toten wusste. Göring, der im Ersten Weltkrieg als Kampfpilot berühmt wurde und später zu einem der treuesten Gefolgsleute Hitlers aufstieg, war der höchstrangige Nazi, der in den Nürnberger Prozessen verurteilt wurde. Er entzog sich seiner Hinrichtung durch Suizid im Jahr 1946.

Diese Entdeckung eröffnet möglicherweise ein neues Kapitel in der ohnehin schon düsteren Geschichte der Nazi-Zeit und fordert Historiker sowie Ermittler heraus, die Vergangenheit erneut zu bewerten. Die Schatten, die das NS-Regime geworfen hat, sind lang und dunkel, und die jüngsten Funde unterstreichen, dass viele dieser Schatten noch immer nicht vollständig ans Licht gekommen sind.


Die Wolfsschanze: Hitlers geheimes Hauptquartier im Zweiten Weltkrieg

Die Wolfsschanze war das prominenteste und sicherlich eines der bedeutendsten Führerhauptquartiere während des Zweiten Weltkriegs. Gelegen in einem dichten Waldgebiet nahe der Stadt Rastenburg, heute Kętrzyn in der Woiwodschaft Ermland-Masuren im heutigen Polen, diente dieser Ort von 1941 bis 1944 als zentrales militärisches Hauptquartier Adolf Hitlers.

Aufbau und Struktur

Die Anlage wurde 1940 erbaut und im Juni 1941, kurz vor dem Angriff auf die Sowjetunion, von Hitler bezogen. Die Wolfsschanze war eine massive, stark befestigte Anlage, die aus etwa 80 Gebäuden bestand, darunter Bunker, Baracken, zwei Flugplätze, eine Bahnanbindung, Kraftwerke, und sogar ein Kasino. Die Bunker waren mit dicken Betonwänden gesichert, um Angriffen standzuhalten. Umgeben war das ganze Areal von Minenfeldern und Stacheldraht, und es wurde rund um die Uhr streng bewacht.

Historische Bedeutung

Die Wolfsschanze war Schauplatz vieler wichtiger militärischer Entscheidungen und Konferenzen. Von hier aus leitete Hitler die Operation Barbarossa, den Feldzug gegen die Sowjetunion, der als Wendepunkt des Krieges gilt. Das Hauptquartier war auch zentral für die Planung und Koordination der deutschen Kriegsanstrengungen auf dem östlichen Kriegsschauplatz.

Am 20. Juli 1944 erlangte die Wolfsschanze zusätzliche Berühmtheit durch das Attentat auf Adolf Hitler, das von einer Gruppe um den Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg durchgeführt wurde. Der Versuch, Hitler mit einer Bombe zu töten, scheiterte jedoch, und die folgenden Repressionen und Säuberungen hatten tödliche Folgen für viele Beteiligte und Verdächtige. Dieser Tag ging als das gescheiterte Attentat des 20. Juli in die Geschichte ein und symbolisiert den Widerstand innerhalb Deutschlands gegen das NS-Regime.

Nachkriegszeit und Gegenwart

Mit der Annäherung der Roten Armee im Herbst 1944 wurde die Wolfsschanze geräumt, und bei der Evakuierung sprengten die deutschen Truppen große Teile der Anlage, um sie nicht intakt in die Hände der Sowjets fallen zu lassen. Heute sind die Ruinen der Wolfsschanze eine Gedenkstätte und ein Museum, das Besucher aus aller Welt anzieht. Die Überreste der Bunker und zerstörten Gebäude dienen als mahnende Erinnerung an die Schrecken des Krieges und die Verbrechen des Nationalsozialismus.

Die historische Bedeutung der Wolfsschanze liegt nicht nur in ihrer Rolle als militärisches Hauptquartier, sondern auch als Ort des Widerstands und als Zeugnis der brutalen Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Sie bleibt ein Symbol sowohl für die Tyrannei Hitlers als auch für den Mut derer, die versuchten, ihn zu stürzen.


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