Die Gemeinde Estaimpuis in Belgien hat dem französischen Schauspieler Gérard Depardieu die 2013 verliehene Ehrenbürgerschaft der Gemeinde aberkannt.
Dem wegen sexueller Übergriffe in die Kritik geratenem Schauspieler Gérard Depardieu wurde am Samstag die Ehrenbürgerschaft der belgischen Gemeinde Estaimpuis entzogen, die man ihm im Sommer 2013 verliehen hatte, als er dort wohnte, wie die Gemeindebehörden jetzt mitteilten. Die Äußerungen des französischen Schauspielers in der Sendung „Complément d’enquête“ des Senders France 2 „stehen im Widerspruch zu den von der Gemeinde Estaimpuis vertretenen Werten“, begründete der Bürgermeister in einer Erklärung.
In einer Reportage für „Complément d’enquête“, die Anfang Dezember ausgestrahlt wurde, vervielfachte das ehemalige heilige Monster des französischen Kinos frauenfeindliche und beleidigende Äußerungen. Der Entzug dieses Ehrentitels in Belgien wurde zu einem Zeitpunkt angekündigt, an dem sich in Frankreich ein „Disziplinarverfahren“ abzeichnet, das zum Verlust der Ehrenlegion für Gérard Depardieu führen könnte.
Über seine Anwälte erklärte der Schauspieler am Samstag, dass er seine prestigeträchtige Auszeichnung der französischen Kulturministerin „zur Verfügung“ stellen werde. Die Anwälte beklagten erneut eine Verletzung der Unschuldsvermutung des Schauspielers, gegen den in Frankreich zwei Anzeigen wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung vorliegen, der aber noch nicht vor Gericht gestellt wurde.
Vor dem Hintergrund der zunehmenden Kontroverse in Frankreich berichteten mehrere belgische Medien in den letzten Tagen, dass Gérard Depardieu nach Belgien zurückgekehrt sei, und zwar immer noch in die Region Tournai (West) in der Nähe von Frankreich, wie in den Jahren 2012-2013. Die Stadtverwaltung von Tournai bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass der Schauspieler – der Ende Dezember 75 Jahre alt wird – in einem Haus an den Hängen von Mont-Saint-Aubert, einem Dorf, das zu der Gemeinde Tournai gehört, lebt. Er soll sich dort seit etwa zwei Monaten aufhalten.
Ende 2012 hatte sich Gérard Depardieu in dem belgischen Grenzdorf niedergelassen und damit Vermutungen ausgelöst, dem französischen Steuersystem entgehen zu wollen. Das Dorf in der Gemeinde Estaimpuis ist dafür bekannt, dass es mehrere französische Großvermögende angezogen hat, insbesondere die Familie Mulliez (Inhaber der Auchan-Gruppe).
„Ich bin ein Weltbürger (…) Ich habe mich in diesem Dorf vor allem wegen seiner Ruhe niedergelassen“, sagte Gérard Depardieu damals. Sein Aufenthalt war zwar nur relativ kurz, aber am 19. August 2013 beschloss das Gemeindekollegium von Estaimpuis, ihn für „seine fabelhafte Karriere als Schauspieler“ zum Ehrenbürger zu machen.
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