In einer neuen Initiative gegen Straßenbelästigung werden Frauen in Frankreich bald Zuflucht in Bars und Tabakläden des Française des Jeux-Netzwerks finden können. Diese Maßnahme folgt auf mehrere erfolgreiche Pilotprojekte in Städten wie Nantes und Lille, die zeigen, dass solche Orte effektive „sichere Räume“ für belästigte Frauen bieten können.
Die Entscheidung basiert auf der Zusammenarbeit mit Umay, einer Anwendung zur Bekämpfung von Straßenbelästigung und Unsicherheit im öffentlichen Raum. Umay bietet eine Plattform, die nicht nur 3.200 Gendarmerien und 600 Polizeiwachen, sondern auch 6.000 als „sichere Orte“ gekennzeichnete Einrichtungen wie Bars, Restaurants und Diskotheken umfasst. Personen, die sich bedroht fühlen, können diese Orte aufsuchen, um Schutz zu finden.
Die Anwendung dient als GPS, das sowohl sichere Orte als auch Polizeistationen anzeigt. Nutzer können auch „Vertrauenspersonen“ benennen, die ihre Bewegungen verfolgen können, und im Notfall über die App Alarme senden oder Gefahren melden. Zur Nutzung der App ist die Erstellung eines Benutzerkontos erforderlich.
Bis Ende des Jahres sollen tausende Verkaufsstellen des Française des Jeux-Netzwerks (Lotto-Annahmestellen) Teil dieses Netzwerks werden. Dies ist Teil einer breiteren Anstrengung, vor den Olympischen Spielen im Sommer 2024 möglichst viele Geschäfte als „sichere Orte“ zu zertifizieren.
Trotz der positiven Aspekte dieser Initiative äußern feministische Gruppen Bedenken. Sie hinterfragen die Angemessenheit von Bars und Tabakläden als Zufluchtsorte und warnen vor möglichen negativen Reaktionen anderer Kunden. Diese Sorge deutet auf die Notwendigkeit hin, die jeweiligen Ladenbesitzer gründlich zu schulen, um sicherzustellen, dass sie effektiv auf die Bedürfnisse von Frauen reagieren können, die Schutz suchen.
Die Initiative wird als wichtiger Schritt gesehen, um den öffentlichen Raum für Frauen sicherer zu machen, in einem Land, in dem laut dem letzten Bericht des Hohen Rates für die Gleichstellung von Frauen und Männern 9 von 10 Frauen sexistische Handlungen und Äußerungen befürchten und Vermeidungsverhalten an den Tag legen, um diese nicht erleben zu müssen. Laut einer Ipsos-Studie aus dem Jahr 2020 haben 81% der Frauen bereits sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum in Frankreich erfahren.
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