In Marseille tummeln sich nachts ungebetene Gäste – und sie bringen Chaos mit. Wildschweine, angezogen von überquellenden Mülltonnen, dringen in einige Stadtteile ein und sorgen für Unruhe. Besonders betroffen sind die Bewohner entlang der Route des Goudes am Meer.
Wildschweine auf nächtlicher Tour
Wenn die Sonne untergeht, erwacht die Wildschweinbande. Auf der Suche nach Nahrung durchstreifen sie die Straßen und machen selbst vor Wohngebieten nicht halt. Nahe des Parc national des Calanques sind die Tiere inzwischen ein alltäglicher Anblick. Jean-Noël Picon, Bewohner einer dortigen Wohnanlage, berichtet von regelmäßigen Begegnungen mit den borstigen Nachbarn. Seit Jahren schon gehören sie hier zum Stadtbild.
Zerstörung und Gefahr
Doch die Anwesenheit der Wildschweine bleibt nicht ohne Folgen. Verzweifelt erzählt Picon von seinem Hund, der von einem der Tiere angegriffen wurde. Der Schaden, den die Wildschweine anrichten, ist immens. „Junge Bäume werden ausgerissen, überall gibt es Löcher“, klagt er. In seiner Not ließ er einen großen Zaun errichten – Kostenpunkt: stolze 12.000 Euro.
Die Bewohner schlagen Alarm
Angesichts der zunehmenden Bedrohung haben die Bewohner den Druck auf die Stadtverwaltung erhöht. Eine Lösung muss her, und zwar schnell. Christine Juste, Stadträtin der Grünen (EELV) und zuständig für die städtischen Tiere, erklärt, dass bereits Maßnahmen ergriffen wurden. Ein städtisches Dekret verbietet nun das Füttern der Wildschweine, in der Hoffnung, deren Stadtbesuche dadurch zu reduzieren.
Ursachen und Lösungen
Warum dringen die Wildschweine überhaupt in die Stadt vor? Die Antwort liegt in einem Zusammenspiel aus Nahrungssuche und Lebensraumverlust. Der Parc national des Calanques bietet zwar einen natürlichen Lebensraum, doch die Nähe zur Stadt und die dortigen Müllquellen locken die Tiere an.
Aber ist ein Fütterungsverbot ausreichend? Skeptiker zweifeln daran. Solange die Müllentsorgung nicht verbessert wird, werden die Wildschweine weiterhin in der Stadt nach Futter suchen. Zudem könnte eine koordinierte Jagd in Betracht gezogen werden – eine Maßnahme, die jedoch auf Widerstand stoßen dürfte.
Um ein besseres Verständnis muss man mit betroffenen Bewohnern sprechen. „Es ist jeden Abend das gleiche Bild“, erzählt eine ältere Dame. „Die Schweine kommen in Scharen und hinterlassen ein Chaos.“ Ein junger Mann ergänzt: „Wir fühlen uns nicht mehr sicher, wenn wir nachts rausgehen. Die Tiere sind unberechenbar.“
Es scheint, als ob die Wildschweine das nächtliche Leben in Marseille deutlich verändert haben. Die Maßnahmen der Stadtverwaltung sind ein Schritt in die richtige Richtung, doch die Bewohner hoffen auf langfristige Lösungen.
Die Wildschweine in Marseille sind mehr als nur ein Ärgernis – sie sind ein ernsthaftes Problem, das sowohl Sicherheit als auch Lebensqualität der Einwohner beeinträchtigt. Die Stadtverwaltung muss weiterhin an Lösungen arbeiten und dabei sowohl die Bedürfnisse der Bewohner als auch den Schutz der Tiere berücksichtigen. Wird es gelingen, die Wildschweine wieder in ihre natürlichen Lebensräume zurückzudrängen? Die kommenden Monate werden es zeigen.
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