Tag & Nacht

Franziskus, der zu einem zweitägigen Besuch in Marseille erwartet wird, will sich für Migranten in einem Europa, das immer stärker versucht, sich abzuschotten, einsetzen.

Der Pontifex will auf die Tragödien der Menschen aufmerksam machen, die bei dem Versuch, Europa zu erreichen, im Mittelmeer sterben. Papst Franziskus wird am Freitag, dem 22. September, zu einem zweitägigen Besuch in Marseille erwartet, der dem Mittelmeerraum und der Migrationsproblematik gewidmet ist, in einem Kontext zunehmender Feindseligkeit gegenüber Migranten und Flüchtlingen in einem Europa, das versucht ist, sich mehr und mehr abzuschotten.

Der Höhepunkt des Besuchs wird eine Messe am Samstag im Stade Vélodrome in Anwesenheit von Emmanuel Macron sein, nachdem der Papst am Freitag von Premierministerin Elisabeth Borne am Flughafen von Marseille empfangen wurde. Ein sehr politischer Besuch, der vor dem Hintergrund der jüngsten Migrationskrise stattfindet, nur eine Woche nach der Massenankunft von Migranten auf der kleinen italienischen Insel Lampedusa.

Im Übrigen hat der 86-jährige argentinische Jesuit bereits im Vorfeld gesagt: Er kommt nicht zu einem Staatsbesuch nach Frankreich, sondern nach Marseille, einer kosmopolitischen Stadt im Süden, in der ein breites Spektrum an Volksgemeinschaften und Religionen zusammenlebt, um insbesondere das Drama der schiffbrüchigen Migranten anzusprechen und sich generell für die Sache der Exilanten einzusetzen. Um ein Zeichen zu setzen, wird Papst Franziskus einen neuen Aufruf zur Solidarität starten: ein Gebet in der Basilika Notre-Dame-De-La Garde und einen Moment der Besinnung an dem Monument in Marseille, das den auf See Verschwundenen gewidmet ist.

Das Engagement des Papstes ist durchaus nicht neu: Für seine erste päpstliche Reise im Juli 2013 hatte Franziskus bereits Lampedusa ausgewählt. Zehn Jahre später nun erklärt Frankreich, dass es keine der Migranten aufnehmen werde, die letzte Woche auf der italienischen Insel angekommen sind: eine Botschaft der Entschlossenheit, die in starkem Gegensatz zu der des Pontifex steht.

Der Élysée-Palast verteidigt die Haltung Frankreichs: „Im Mittelpunkt der Botschaft des Papstes stehen immer die Randgebiete der Welt und die kleinsten Staaten“. In der Nationalversammlung und im Senat steht im Übrigen die Prüfung des umstrittenen Einwanderungsgesetzes bevor, die am 6. November stattfinden soll.

Die extreme Rechte in Marseille hat durch den Senator der rechtsextremen Partei Reconquête, Stéphane Ravier, bereits vor dem Besuch des Papstes gewarnt, der „den Katholiken mit einer Obsession für Migranten Schuldgefühle einflößen“ wolle. Die extreme Rechte Frankreichs zeigt sich nervös und alarmiert.


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!