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Immer, wenn mehr Gebrauchtwagen verkauft werden, steigt auch die Zahl der Opfer von „Tachobetrug“. Aufgrund mangelnder Überwachung der Fahrzeughistorie und fehlender Koordination auf europäischer Ebene ist dieser leicht zu bewerkstelligende Betrug nur sehr schwer aufzudecken und untergräbt das Vertrauen der Käufer.

Mit dem Boom des Gebrauchtwagenmarktes kommet es immer wieder zu Betrügereien, die für die Käufer schwer zu erkennen sind, ihnen aber sehr viel Geld kosten. Dies ist der Fall beim Tachobetrug. In der Fachwelt ist er seit mehreren Jahren recht bekannt, in der breiten Öffentlichkeit jedoch weit weniger, obwohl er bei nicht weniger als 10% der Gebrauchtwagenverkäufe in Frankreich vorkommen soll und mancherorts auf regelrechte organisierte Netzwerke schließen lässt.

In Meurthe-et-Moselle gingen im Oktober über 100 Anzeigen gegen eine auf den Verkauf von Gebrauchtfahrzeugen spezialisierte Werkstatt ein. Mitarbeiter eines benachbarten technischen Kontrollzentrums arbeiteten mit den Betrügern zusammen. Acht Personen waren an den Manipulationen beteiligt. In einem westlichen Vorort von Toulouse wurden 2018 dreizehn Personen festgenommen, die sich der Manipulation der Kilometerstände von 280 Autos schuldig gemacht hatten.

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Fälle wie diese sollen in Deutschland noch häufiger vorkommen, wo fast jeder dritte Gebrauchtwagen auf dem Markt betroffen sein soll. Denn ein manipulierter Kilometerstand kann den Verkäufern sehr viel einbringen.

Indem die Anzahl der Kilometer eines Fahrzeugs gesenkt wird, wird der Preis künstlich in die Höhe getrieben: Pro 10.000 km, die vom Kilometerstand verschwinden, gewinnt der Wagen etwa 1.000 Euro an Wert. Im Durchschnitt werden etwa 55.000 km „zurückgedreht“, was einem Gewinn von 5.500 Euro für den Verkäufer entspricht. Das geht aus den Daten hervor, die von der spezialisierten Website Autorigin weitergegeben wurden. Der Gewinn für die Betrüger ist enorm.

Normalerweise schreibt eine neue EU-Regel seit September 2018 den Herstellern vor, dass alle neuen Modelle ab Werk gegen einen solchen Betrug geschützt sein müssen. Doch vor einigen Monaten hat der deutsche Automobilclub, ADAC, nachgewiesen, dass die neue Regel nicht angewendet oder unterlaufen wird.

Für knapp 150 Euro konnten die Tester des ADAC eine Box erwerben, die durch einfaches Einstecken in den Diagnosestecker des Fahrzeugs den Kilometerstand ändern kann. Es wurden drei zufällig ausgewählte Automodelle getestet. Keines hielt der Manipulation stand.

Auch die neuesten Fahrzeuge sind also nicht sicher. Schlimmer noch, sie werden wahrscheinlich häufiger ins Visier genommen, da sie für Betrüger eine größere Quelle der Wertsteigerung darstellen.

Einige Verbraucherverbände setzen sich daher für ein transparenteres System ein, das es ermöglicht, den Kilometerstand eines Fahrzeugs im Laufe seines Lebens besser zu verfolgen. So wie das Car-Pass-System, das vor 13 Jahren in Belgien eingeführt wurde. Es soll die Betrugsrate auf 0,2 % gesenkt haben.


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