Tag & Nacht

Zu Beginn dieses Jahres feiert die Europäische Union das 20-jährige Jubiläum der Einführung des Euro. Die einheitliche Währung hat die wirtschaftlichen, kulturellen und touristischen Beziehungen eines ganzen Kontinents auf den Kopf gestellt. Sie hat auch als Schutzschild bei großen Krisen wie der Subprime-Krise gedient. Aber die Franzosen verbinden den Euro immer noch mit steigenden Preisen…

„Eine Autobahn ohne Ausfahrt“. So beschrieb Yves-Thibault de Silguy, einer der Väter der Einheitswährung, 1999 den Beitritt zum Euro. Der Franzose, der damals EU-Kommissar für Wirtschaft und Währung war, wollte damit die Unumkehrbarkeit der Einführung des Euro betonen.

Zu Beginn des Jahres feiern wir den zwanzigsten Jahrestag der Einführung des Euro. Drei Jahre zuvor hatten sich elf Länder* der damals 15 Mitgliedstaaten der Europäischen Union unwiderruflich dazu verpflichtet, ihre jeweiligen nationalen Währungen zugunsten der Einheitswährung aufzugeben. Eine wahre Revolution. Adieu, Franc, Deutsche Mark, italienische Lira oder spanische Peseta – Platz für den Euro! Nach und nach traten weitere Länder (Slowenien, Zypern, Malta, Estland…) der Eurozone bei, die nun aus 19 der 27 Länder der Europäischen Union besteht.

340 Millionen EU-Bürger verwenden den Euro.
Euro-Banknoten und Münzen werden heute von 340 Millionen europäischen Bürgern als tagtägliches Zahlungsmittel genutzt. Die Europäer mussten das Umrechnen lernen. Laut einer aktuellen YouGov-Umfrage für MoneyVox geben 51% der Franzosen an, dass sie ihre Einkäufe „gelegentlich“ oder „häufig“ noch heute in Francs umrechnen. Nach 20 Jahren ist der Franc immer noch nicht ganz vergessen.

Die europäischen Politiker der Jahrtausendwende wollten mit dem Vertrag von Maastricht den alten Kontinent mit einer einheitlichen Währung ausstatten, um auf der internationalen Bühne ein gewichtiges Wort mitreden zu können. Und damit ist Europa bis heute erfolgreich. Quasi über Nacht wurde der Euro zu einer Währung von internationalem Rang, ähnlich wie der US-Dollar. Im Jahr 2021 war der Euro die zweitwichtigste Währung im internationalen Währungssystem. 60% der Warenexporte aus der Eurozone werden in dieser Währung abgewickelt und über 21% der weltweiten Devisenreserven lauten auf Euro (59% für den Dollar).

Der Euro hat vor allem als Schutzschirm für Europa gedient, das von den Folgen der in den USA geborenen Subprime-Finanzkrise 2008 schwer erschüttert wurde, die das Banken- und Finanzsystem an den Rand des Abgrunds brachte. Diese Krise, die 2009-2010 zu einer ausgewachsenen Wirtschaftskrise wurde, veranlasste viele Staaten dazu, mehr auszugeben als gut war, um ihre Volkswirtschaften zu stützen, was wiederum zu einer Schuldenkrise, insbesondere in Griechenland, führte. Diese Schuldenkrise erschütterte das Vertrauen der Finanzmärkte und führte zu Befürchtungen über den Bankrott einiger Mitgliedstaaten und sogar über den Zerfall der Eurozone. Doch die Europäische Union hielt und die Solidarität zwischen den Staaten ermöglichte es, die Lage zu beruhigen und die südeuropäischen Länder und auch Frankreich vor dem Schlimmsten zu bewahren. Seitdem wurde der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) geschaffen, der es ermöglicht, im Falle einer neuen Krise sofort 410 Milliarden Euro zu mobilisieren.

Und ein wichtiger Punkt zum Schluss: Was die Ansicht der Verbraucher, die meinen, der Euro habe zu steigenden Preisen geführt, betrifft, so ist diese statistisch und mathematisch gesehen fast vollständig unbegründet – aber was kann man schon gegen ein hartnäckiges Bauchgefühl tun?

*Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal, Spanien


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!