Tag & Nacht

Die Einführung von Schaltjahren hat in vielen Ländern nicht nur Positives verursacht! Manche der kuriosesten Traditionen beziehen sich auf diese Jahren mit 366 Tagen.

Alle vier Jahre wird unserem Kalender ein zusätzlicher Tag hinzugefügt. Da auch das Jahr 2024 ein sogenanntes Schaltjahr ist, wird es insgesamt 366 Tage haben. Obwohl dies schon seit dem Römischen Reich so gemacht wird, entstanden in Schaltjahren mit ihrem 29. Februar mit der Zeit viele ungewöhnliche Bräuche.

In Irland werden Heiratsanträge an diesem Tag von Frauen initiiert.
Es handelt sich um eine jahrhundertealte Tradition. In Irland gilt der 29. Februar – auch bekannt als „leap day“ – als Tag der Heiratsanträge von Frauen. Der Legende nach soll Birgide von Kildare – auch bekannt als „St. Brigitta“ – den Heiligen Patrick gefragt haben, warum Frauen so lange auf einen Heiratsantrag warten müssten. Birgide handelte daraufhin eine „vierjährige Ausnahme“ aus: An jedem 29. Februar war es Frauen danach erlaubt, Männern einen Heiratsantrag zu machen.

Wenn die auserwählten Männer den Antrag der Frauen ablehnten, mussten sie der abgewiesenen jungen Frau zwölf Paar Handschuhe schenken, um ihre unberührte Hand zu verbergen. Diese Tradition wurde im Mittelalter sogar durch zahlreiche Gesetze festgeschrieben, die heute allerdings abgeschafft sind… Der Brauch wird im modernen Irland dennoch auch heute noch respektiert. Er hat auf jeden Fall eine romantische Komödie mit dem Titel „Gib mir deine Hand“ inspiriert, die 2010 in die Kinos kam.

In Frankreich gibt es an jedem 29. Februar die „Kerze des Sapeur“.
Es ist eine Zeitung, die bis heute nur 12 Ausgaben hatte: Seit 1980 erscheint in jedem Schaltjahr die französische Satirezeitung „La Bougie du Sapeur“. Ursprünglich handelte es sich um einen „Scherz, der von einer Gruppe von Freunden erdacht wurde“, wie es der Herausgeber Jean d’Indy ausdrückte. Aber das Journal hat sich einen Namen gemacht! Der Titel der Zeitung stammt von Georges Colomb, dem Zeichner und Erfinder der Familie Fenouillard und des Sapeur Camember … einem Soldaten, der am 29. Februar geboren wurde.

La Bougie du Sapeur ist eine zwanzigseitige Zeitung, gespickt mit falschen Interviews, einem Rückblick auf die vier vorangegangenen Jahre und einem Festival der Kalauer. Ihr Slogan lautet: Die „dumme Zeitung“. Die am wenigsten veröffentlichte Zeitung aller Zeiten erlebt also dieses Jahr ihre 12. Auflage. Schon das Inhaltsverzeichnis ist verlockend. Die Journalisten stellen zum Beispiel die Frage: „Warum werden wir alle durch KI intelligent werden?“. Die Zeitung wird in einer Auflage von 200.000 Exemplaren gedruckt und zu einem Preis von 4,80 Euro pro Stück verkauft.

In den USA gibt es eine Hauptstadt der Schaltjahre.
Es ist eine gelinde gesagt seltsame Selbstproklamation, die sich die Stadt Anthony in New Mexico auferlegt hat. Der Ort, der nur etwas mehr als 5.000 Einwohner zählt, hat sich selbst zur Welthauptstadt der Schaltjahre ernannt. Dieser Titel wird alle vier Jahre im Rahmen eines Festivals für alle Personen, die am 29. Februar geboren wurden, gefeiert. Die Idee wurde 1988 von zwei Einwohnern der Stadt, die beide am 29. Februar geboren wurden, ins Leben gerufen – sie wollten an ihrem Geburtstag etwas ganz „Besonderes“ veranstalten.

Inzwischen ist das Festival weltweit bekannt. Auf dem Programm stehen musikalische Darbietungen, lokale Gerichte und eine gewisse Form von Frivolität.

Das System der Schaltjahre selbst steckt voller Feinheiten. So kann ein Jahr kein ein Schaltjahr sein, wenn es ein Vielfaches von 100 ist – alle 100 Jahre wird das Schaltjahr ausgelassen. Es sei denn, es ist ein Vielfaches von 400. Deshalb war zum Beispiel das Jahr 1900 kein Schaltjahr. Das Jahr 2000 hatte jedoch 366 Tage, was viele der damaligen Software-Anwendungen nicht berücksichtigt hatten. So musste in Paris das Computersystem der Parkscheinautomaten Maschine für Maschine korrigiert werden, da es den 29. Februar 2000 nicht vorhergesehen hatte.

Verschiedenen Aufzeichnungen zufolge erlitten die städtische Steuerbehörde von Montreal, der japanische Wetterdienst und sogar der Computerdienst der bulgarischen Nationalpolizei deswegen zahlreiche Software-Pannen.

In Schweden gab es auch einen 30. Februar
Im Norden Europas ging man in Sachen Schaltjahr lange Zeit sogar noch einen Schritt weiter. In Schweden gab es tatsächlich einen 30. Februar. Man muss bis ins Jahr 1712 zurückgehen, um zu verstehen, wie dieser „trissextile“ Tag zustande kommen konnte. Anfang des 18. Jahrhunderts versuchte Schweden, vom Julianischen Kalender – der von Julius Cäsar eingeführt worden war – zum Gregorianischen Kalender überzugehen. Dies sollte schrittweise zwischen 1700 und 1740 geschehen. Inmitten eines Krieges gegen Russland wurde das Jahr 1700 entgegen der ursprünglichen Planung jedoch kein Schaltjahr. Stattdessen hatten die Jahre 1704 und 1708 366 Tage. Im Ergebnis war Schweden im Jahr 1710 dem Julianischen Kalender einen Tag voraus und dem Gregorianischen Kalender sogar zehn Tage hinterher. Im Jahr 1711 wurde also beschlossen, zum Julianischen Kalender zurückzukehren und im folgenden Jahr zwei Schalttage hinzuzufügen. Im Jahr 1712 dauerte der Februar in Schweden somit 30 Tage. Schweden führte den gregorianischen Kalender schließlich erst 1753 ein.


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