Tag & Nacht

In einem aufsehenerregenden Interview mit der US-Zeitung The Times forderte Präsident Wolodymyr Selenskyj die USA und Europa auf, mehr zur Verteidigung der Ukraine zu tun. Sein Vorschlag, dass NATO-Flugzeuge russische Raketen im ukrainischen Luftraum abschießen sollten, bringt die Dringlichkeit der aktuellen Situation auf den Punkt. Selenskyj argumentierte, dass solche Maßnahmen keine Angriffe auf Russland darstellen würden, sondern lediglich eine Verteidigungshandlung seien.

Ein Vergleich mit Israel

Selenskyj zog einen Vergleich zur Unterstützung der USA und Großbritanniens für Israel, wo diese halfen, eine Welle von Drohnen und Raketen aus dem Iran abzuwehren. „Was ist das Problem?“, fragte Selenskyj und drückte seine Frustration über die Zurückhaltung des Westens aus. „Warum können wir sie nicht abschießen? Ist es Verteidigung? Ja. Ist es ein Angriff auf Russland? Nein.“ Seine Fragen verdeutlichen die Schwierigkeit, die er sieht: Wenn NATO-Länder nicht direkter eingreifen, könnte dies den Verlauf des Krieges erheblich erschweren.

Widerstand in den westlichen Hauptstädten

Während Analysten warnen, dass ein solches direktes Eingreifen der NATO Russland zu Vergeltungsmaßnahmen provozieren könnte, bleibt Selenskyj unbeeindruckt. Seine Argumentation ist klar: Wenn die USA und Europa der Ukraine nicht erlauben, US-Raketen und andere Waffen auf militärische Ziele in Russland abzufeuern, verschafft dies Russland einen „riesigen Vorteil“ in der grenzüberschreitenden Kriegsführung.

Frustration und Unglauben

Selenskyj sprach mit einer Mischung aus Frustration und Ungläubigkeit über die Zurückhaltung des Westens, entschlossenere Schritte zu unternehmen. „Schießt das ab, was über die Ukraine fliegt“, forderte er. „Und gebt uns die Waffen, um gegen russische Kräfte an den Grenzen vorzugehen.“ Seine Worte spiegeln die Dringlichkeit wider, mit der er versucht, mehr Unterstützung für die ukrainische Kriegsanstrengung zu gewinnen.

Ein kritischer Zeitpunkt

Die Bitten von Selenskyj kommen zu einem entscheidenden Zeitpunkt. Die ukrainische Armee befindet sich im Rückzug und ein neues Waffenpaket aus den USA ist noch nicht in ausreichender Menge eingetroffen. Experten zufolge steht die Ukraine vor einer der schwersten militärischen Herausforderungen seit Beginn des Krieges. Wird der Westen seine Strategie überdenken und der Ukraine die notwendige Unterstützung bieten? Das bleibt abzuwarten.

Abschied von Irans Präsident Raisi

Gestern begannen die Trauerfeierlichkeiten für Präsident Ebrahim Raisi und weitere hochrangige Regierungsmitglieder, die bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben kamen. Videos zeigten Menschenmengen, die in Täbris die Straßen säumten, um Abschied von den Verstorbenen zu nehmen. Raisi, ein Hardliner und möglicher Nachfolger des obersten Führers Ali Khamenei, hinterlässt ein Machtvakuum, das die politische Landschaft des Landes erheblich beeinflussen könnte.

Guantánamo-Transfer gestoppt

Die Biden-Regierung plante, etwa ein Dutzend Häftlinge aus Guantánamo Bay nach Oman umzusiedeln. Doch nach dem Angriff der Hamas auf Israel im vergangenen Jahr wurde die geheime Operation abrupt gestoppt. Obwohl die Gefangenen nie angeklagt wurden und zur Überstellung freigegeben waren, blieben sie aufgrund von Sicherheitsbedenken in Guantánamo. Die Entscheidung zeigt, wie sensibel die geopolitische Lage ist und wie schnell sich Pläne ändern können.

Weitere Nachrichten im Überblick

  • Trump: Die Anwälte von Donald Trump beendeten ihre Verteidigung ohne dass er selbst eine Zeugenaussage machte. Die Schlussplädoyers beginnen nächste Woche.
  • Gaza: Laut UN sind in den letzten zwei Wochen über 800.000 Palästinenser aus Rafah geflohen und leben nun unter sehr schwierigen Bedingungen.
  • Deutschland: In Frankfurt begann der Prozess gegen neun Personen, die eines rechtsextremen Umsturzversuchs beschuldigt werden.
  • Fluglinien: Ein Mann starb und Dutzende wurden verletzt, als ein Flugzeug von Singapore Airlines unerwartet in schwere Turbulenzen geriet.
  • Haiti: Banden kontrollieren wichtige Infrastrukturen, bevor eine von Kenia geführte multinationale Polizeieinheit in den nächsten Tagen eintreffen soll.
  • Handel: US-Finanzministerin Janet Yellen betonte die Notwendigkeit, gemeinsam mit Europa gegen billige Exporte aus China vorzugehen.
  • Klima: Der internationale Seegerichtshof in Hamburg erklärte Treibhausgase zu Schadstoffen, was wahrscheinlich zu mehr Klagen gegen verschmutzende Nationen führen wird.
  • Großbritannien: Prinz Harry erlitt einen Rückschlag in seinem Kampf gegen britische Boulevardzeitungen, nachdem ein Gericht seine Klage gegen Rupert Murdoch abgewiesen hat.

Selenskyjs Forderungen und die anderen Ereignisse verdeutlichen die Spannungen und Herausforderungen, die die geopolitische Bühne derzeit prägen.


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