Tag & Nacht

In der Welt der Finanzen gleicht das Warten auf die Bewertungen durch die großen Ratingagenturen einem Tanz auf dem Vulkan. Am 26. April und 31. Mai 2024 werden die Augen der französischen Regierung erneut auf die Urteile von Fitch, Moody’s und Standard & Poor’s gerichtet sein. Ein Datum, das in den Kalendern von Präsident Emmanuel Macron und seinem Wirtschaftsminister Bruno Le Maire rot markiert ist. Aber was bedeutet dieses bevorstehende Urteil für Frankreich, dessen Wirtschaft sich an der Schwelle zu neuen Herausforderungen befindet?

Nun, es ist ein offenes Geheimnis, dass die finanzielle Gesundheit eines Landes auf dem Prüfstand dieser Ratinggiganten steht. Fitch wird seine Bewertung Ende dieses Monats abgeben, gefolgt von Moody’s und Standard & Poor’s kurz vor den Europawahlen. Diese Termine sind nicht nur einfache Einträge in einem Kalender; sie sind vielmehr ein Barometer für das Vertrauen, das die internationale Finanzwelt in Frankreichs Wirtschaft hat.

Die bisherigen Noten – AA-, Aa2 und AA – könnten angesichts eines Haushaltsdefizits von 5,5 % des BIP und einer Verschuldung von 110,6 % des BIP durchaus nach unten korrigiert werden. Aber was bedeutet das eigentlich? Einfach ausgedrückt: eine Herabstufung könnte höhere Zinsen für Frankreich bedeuten, da Investoren für das erhöhte Risiko entschädigt werden wollen. Eine Zwickmühle, in der sich Frankreich sicherlich nicht wiederfinden möchte.

Doch wie steht es um die Glaubwürdigkeit dieser Agenturen selbst? Nicht wenige kritisieren deren Einfluss und stellen die Unabhängigkeit ihrer Bewertungen in Frage. Haben sie nach der Subprime-Krise und ihrer Rolle darin an Glaubwürdigkeit verloren? Vielleicht. Doch als bloße „Journalisten“, die eine Analyse abliefern, wie einige vorschlagen, sie zu betrachten, greift wohl zu kurz. Ihre Einschätzungen können Märkte bewegen und Regierungen unter Druck setzen.

Und Frankreich? Trotz drohender Herabstufungen ist das Land weit entfernt von einem Zahlungsausfall, wie er Griechenland 2015 bedrohte. Vielleicht behält Frankreich ja sein Ass im Ärmel – seine Widerstandsfähigkeit.

In Vorbereitung auf die Bewertungen zeigt sich die französische Exekutive von einer pragmatischen Seite: keine Steuererhöhungen, Reformen wie die der Arbeitslosenversicherung und das Streben nach Einsparungen in den öffentlichen Ausgaben. Fitch bezeichnete die Defizitziele der französischen Regierung kürzlich als „wenig ambitioniert“ und „zunehmend unerreichbar“, ohne jedoch eine weitere Herabstufung anzudeuten.

Aber mal ehrlich – steckt nicht in jedem von uns ein kleiner Analyst, der über das Wohl und Wehe der Wirtschaft spekuliert? Und wer hätte gedacht, dass das Schicksal einer Nation so stark von den Sternen abhängen könnte, die ihr von den Ratingagenturen zugeteilt werden?

Diese Bewertungen sind mehr als nur Zahlen und Buchstaben; sie sind ein Zeugnis des Vertrauens – oder dessen Fehlen – in die Fähigkeit einer Regierung, ihre Wirtschaft zu steuern. Ein schlechtes Rating zu erhalten, ist wie ein Schlag ins Kontor für jede Regierung, die ihre wirtschaftliche Kompetenz unter Beweis stellen will.

Also, was steht auf dem Spiel? Die Glaubwürdigkeit der französischen Regierung, ja. Aber vielleicht auch eine Chance, Kritiker zu überraschen und die Weichen für eine stabilere finanzielle Zukunft zu stellen. Denn am Ende des Tages – wer sagt denn, dass man den Sternen nicht trotzen kann?


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!