Tag & Nacht

„Wir stehen am Scheidepunkt“, könnte man die eindringlichen Worte des General Pierre Schill zusammenfassen, Chef d’état-major der französischen Armee. In einem Interview mit France Culture legte er seine tiefen Sorgen offen – eine düstere Vision, die sich nicht nur auf Europa, sondern auf die gesamte Weltbühne erstreckt.

Was steckt hinter diesen Warnungen?

Die unübersehbare Eskalation

Die Welt, so General Schill, erlebt eine schleichende strategische Kehrtwende, deren Wurzeln sich bis zum Ende des Kalten Krieges und dem Fall kommunistischer Regime in Europa zurückverfolgen lassen. „Drei Jahrzehnte geprägt von dem, was als Risiko der Schwäche galt“, so seine Worte. Er zeichnet ein Bild von Staaten am Rande des Zusammenbruchs, rechtsfreien Räumen, die als Nährboden für Terrorismus, Menschenhandel und demografische Ungleichgewichte dienen – alles verschärft durch die rapide voranschreitenden klimatischen Veränderungen.

Der offene Bruch mit der internationalen Ordnung

Besonders alarmierend ist Schills Blick auf die Rückkehr des Krieges nach Europa, symbolisiert durch Russlands Invasion in der Ukraine. Hier sieht er eine eklatante Missachtung internationaler Normen und eine bewusste Entscheidung einiger Staaten und Organisationen, Konflikte mit Gewalt statt mit Diplomatie zu lösen. „Ein heute enthemmter Gebrauch der Kraft“, wie Schill es formuliert, „offen ausgeübt sogar von einem ständigen Mitglied des UN-Sicherheitsrats“ – ein direkter Fingerzeig auf Russland.

Doch geht es hier wirklich nur um Machtspiele auf dem geopolitischen Schachbrett, oder steckt mehr dahinter?

Ein Ruf nach Besinnung und Aktion

Schill sieht in diesen Entwicklungen eine fundamentale Infragestellung der seit dem Zweiten Weltkrieg mühsam aufgebauten internationalen Ordnung. Ein System, das auf dem Grundsatz der Konfliktlösung durch Recht und nicht durch Gewalt basiert. Diese Herausforderung sei nicht nur tiefer und weitreichender, sondern auch globaler Natur, mit Akteuren aus dem Süden und Asien, die sich gegen das bestehende System stellen, ohne sie namentlich zu nennen.

So stehen wir vor der Frage: Wie reagieren wir auf diese unverhohlenen Warnungen? Bleiben wir stumme Zeugen einer sich abzeichnenden globalen Krise, oder ergreifen wir proaktiv Maßnahmen, um unsere kollektive Zukunft zu sichern?

General Pierre Schill hat den Stein ins Rollen gebracht. Es liegt nun an uns, diesen Aufruf zur Besinnung und Aktion nicht nur zu hören, sondern auch zu beantworten. Die Zeit des Handelns ist jetzt – bevor die Schatten der Konflikte unseren Globus vollends verdunkeln.


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