Tag & Nacht

Der armenischstämmige Widerstandskämpfer Missak Manouchian wurde am Mittwoch in Paris in einer feierlichen Zeremonie „pantheonisiert“.

Das Pantheon ist ein republikanischer Tempel aller großen Männer und Frauen, die durch ihre Taten die Geschichte Frankreichs geprägt haben. Das Pantheon befindet sich im 5. Arrondissement von Paris. In einem Dekret aus dem Jahr 1885 heißt es recht knapp, dass es „großen Männern vorbehalten ist, die nationale Anerkennung verdient haben“.

Wer trifft die Entscheidung, ob eine Persönlichkeit in das Pantheon aufgenommen wird?
Über diese nationale Anerkennung entscheidet der Staatspräsident in Absprache mit der Familie der zu ehrenden Person. Das französische Staatsoberhaupt unterzeichnet ein Dekret zur Pantheonisierung der zu ehrenden Person. Die Organisation der Zeremonie dauert mehrere Monate. Das Datum der Aufnahme wird oft in Verbindung mit der Geschichte der geehrten Persönlichkeit gewählt. Bei der Pantheonisierung Missak Manouchians zum Beispiel wurde der 21. Februar 2024 festgelegt – auf den Tag genau 80 Jahre nach der Hinrichtung des Widerstandskämpfers durch die Deutschen.

Frühe Entscheidungen zur „Pantheonisierung“ wurden schon während der französischen Revolution getroffen: 1791 von der Verfassungsgebenden Versammlung und später vom Konvent; danach entschied Napoleon während des Kaiserreichs; 1885 wählten die Abgeordneten die zu Ehrenden aus.

Wer befindet sich im Pantheon?
Mit Missak Manouchian sind es jetzt 82 Persönlichkeiten, darunter 6 Frauen. Die ersten wurden während der Revolution aufgenommen: Mirabeau, Voltaire und Jean-Jacques Rousseau; 1885 kam Victor Hugo und 1964 der Widerstandskämpfer Jean Moulin. In jüngster Zeit, unter Emmanuel Macron, waren es Simone Veil, Maurice Genevoix und Josephine Baker. Einige sind mit ihren Ehepartnern ins Pantheon aufgenommen worden, so etwa Simone Veil und jetzt auch Missak Manouchian.

Kann eine Aufnahme in das Pantheon abgelehnt werden?
Ja, und dafür gibt es prominente Beispiele. 2009 widersetzte sich die Familie von Albert Camus dem Wunsch des damaligen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy. In diesem Fall wird lediglich eine Tafel mit dem Namen des Verstorbenen oder ein Kenotaph, d. h. ein Grabmal, das keinen Körper enthält, im Pantheon aufgestellt; dies ist beispielsweise bei Josephine Baker der Fall, die in Monaco begraben ist.


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