Tag & Nacht

Laut einer kürzlich veröffentlichten Umfrage gehört Marseille zu den europäischen Städten, in denen das Gefühl der Unsicherheit und der Verschmutzung am stärksten ausgeprägt ist.

Nur etwa 43% der in Marseille lebenden Menschen fühlen sich sicher, wenn sie nachts allein durch die Straßen ihrer Stadt gehen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Europäischen Kommission, die bereits am Montag, dem 19. Februar veröffentlicht wurde. Einwohner von 83 europäischen Städten wurden zu verschiedenen Themen befragt: Sauberkeit, Beschäftigung, Kultur, Sicherheit, etc. Sowohl beim Unsicherheitsgefühl als auch bei den hygienischen Zuständen liegt Marseille am Ende der Rangliste, vor Rom und Athen.

Ein Gefühl der Unsicherheit, das anhält, auch wenn die Zahlen der Alltagskriminalität – die meist tödlichen Auseinandersetzungen zwischen Banden im Drogenmilieu nicht eingerechnet – in Marseille seit einigen Jahren rückläufig sind. Viele Bewohner gehen Nachts immer seltener vor die Tür. So zum Beispiel Léonie, die im ersten Arrondissement lebt und sich gegenüber dem Sender Franceinfo äußerte: „Abends gehe ich nicht aus, ich meide es. Ganz allein sowieso nicht. Es sind oft kleine Dinge, Leute, die einen ärgern, die einem folgen. Einmal musste ich bis zu meinem Haus rennen.“

Allerdings beobachtet die Präfektur einen allgemeinen Rückgang der Raubüberfalle in der Innenstadt von Marseille um 31% in den letzten fünf Jahren. Bei den Gewaltdelikten sind es seit 2012 70% weniger.

Wenn man Yannick Ohanessian, dem Beigeordneten Bürgermeister für öffentliche Ruhe und Sicherheit für die Stadt, glauben darf, wird das Gefühl der Unsicherheit durch unhygienische Zustände verstärkt und er verweist auf die Verantwortung der Metropole: „Es ist die Verschlechterung der Straßen, Ihrer Gehwege, Ihrer Fußgängerzonen, die zu diesem Unsicherheitsgefühl beitragen. Wir sehen hier eine Betreuung durch die zuständigen Behörden, die nicht auf der Höhe der zweitgrößten Stadt Frankreichs ist.“ Aber was das Gefühl der Angst hauptsächlich nährt, sind natürlich die 49 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Drogenhandel allein im letzten Jahr. Ein absoluter Rekord für Marseille.


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