Am Internationalen Frauentag gingen in ganz Frankreich Tausende Menschen auf die Straße. Ihr Ziel: Ein Ende der Gehaltsungleichheit, ein entschlossener Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt und eine klare Antwort auf den wachsenden Maskulinismus.
Ein landesweiter Protest für Frauenrechte
In über 100 Städten folgten Demonstrantinnen und Demonstranten dem Aufruf von rund 50 Organisationen, darunter Gewerkschaften wie CGT und CFDT sowie feministische Gruppen. Auch in Paris war der Protestzug dicht gefüllt.
„Es ist ein Kampf, und er ist noch nicht vorbei“, sagte Sabine, 49, die mit ihrem siebenjährigen Sohn an der Demo teilnahm. „Trump und die Maskulinisten machen viel Lärm, aber sie sind nicht stärker als wir.“
Auch die 18-jährige Lucie war dabei – mit einem klaren Anliegen: „Ich bin hier, um das Recht auf Abtreibung zu verteidigen und gegen den Rechtsruck zu protestieren. Das macht mir Angst.“
Politische Botschaften und feministische Aktionen
Die Demonstrationen blieben nicht nur bei sozialen Forderungen – es gab auch klare politische Statements. Mitglieder der feministischen Aktivistengruppe Femen zeigten sich mit bemalten Körpern, auf denen US-amerikanische, europäische und russische Flaggen mit Hakenkreuzen übermalt waren. Mit Hitlergrüßen riefen sie „Heil Trump“, „Heil Meloni“ und „Heil Putin“ – eine provokante Aktion, mit der sie auf das, was sie eine „faschistische Epidemie“ nannten, aufmerksam machten.
In Paris wurde zudem die angekündigte Anwesenheit der rechtsextremen Identitätsgruppe Nemesis von feministischen und antirassistischen Organisationen einhellig verurteilt.
Am Abend sollte schließlich die Eiffelturm-Beleuchtung ein Zeichen setzen: In vier Sprachen – Französisch, Englisch, Farsi und Arabisch – sollte eine Botschaft der Solidarität mit afghanischen Frauen erstrahlen.
Gleiche Arbeit, weniger Geld: Frauen im Nachteil
Eines der zentralen Themen der Proteste war die Lohnungleichheit. Denn trotz jahrzehntelanger Kämpfe verdienten Frauen in Frankreich 2023 immer noch 22,2 % weniger als Männer im privaten Sektor. Selbst bei gleicher Arbeitszeit betrug die Differenz 14,2 %.
„Wir treten auf der Stelle – es geht viel zu langsam voran“, kritisierte Marylise Léon, Vorsitzende der Gewerkschaft CFDT.
In Lille betonte Amy Bah von der feministischen Bewegung „Nous Toutes“: „Wir sind im feministischen Streik, um zu zeigen: Wenn Frauen aufhören zu arbeiten, steht alles still!“
Die Cour des Comptes, Frankreichs Rechnungshof, forderte bereits im Januar, dass das Arbeitsministerium sich stärker für die Aufwertung frauendominierter Berufe einsetzen müsse. Denn viele Frauen sind in unterbezahlten Bereichen wie Pflege, Erziehung oder sozialen Berufen tätig.
Rentenreform: Frauen besonders betroffen
Die Ungleichheit endet nicht mit dem Berufsleben – sie setzt sich in der Rente fort. Aufgrund niedrigerer Löhne erhalten Frauen im Schnitt deutlich weniger Pension als Männer. Gewerkschaftschefin Sophie Binet (CGT) nutzte den 8. März auch, um die Rücknahme der Rentenreform zu fordern, die Frauen besonders benachteilige.
Mehr Maßnahmen gegen Gewalt – aber reicht das?
Die Regierung setzt seit 2023 einen Fünf-Jahres-Plan um, der verstärkt auf den Schutz von Frauen vor Gewalt setzt. Dazu gehören:
- Mehr Unterstützung für die Notrufnummer 3919, die 2024 eine Rekordzahl von über 100.000 Anrufen verzeichnete.
- Mehr Frauenhäuser für Opfer häuslicher Gewalt.
- Mehr „Grave Danger“-Telefone und Anti-Näherungs-Armbänder für gefährliche Täter.
Doch aus Sicht vieler Aktivistinnen sind diese Maßnahmen bei weitem nicht ausreichend.
„Gewalt gegen Frauen ist kein Einzelfall, sondern Teil eines patriarchalen Systems“, kritisierte Salomé Hocquard von der Studierendenorganisation UNEF.
Schockierende Fälle wie die Missbrauchsskandale um Pelicot, Le Scouarnec und de Bétharram zeigen, dass sexualisierte Gewalt tief in der Gesellschaft verwurzelt ist.
Auch die Plakate der Demonstrantinnen brachten die Wut auf den Punkt:
- „Man wird nicht als Frau geboren, aber als Frau ermordet.“ (Straßburg)
- „Feminismus hat noch nie jemanden getötet – Machismus tötet jeden Tag.“ (Paris)
Die 48-jährige Informatikerin Christelle fasste ihre Motivation für die Teilnahme so zusammen: „Die Frauenrechte sind überall auf der Welt bedroht – auch in Frankreich.“
Fazit: Ein Kampf, der weitergeht
Obwohl Frankreich in vielen Bereichen Fortschritte gemacht hat, zeigen die Proteste, dass die Gleichstellung der Geschlechter noch lange nicht erreicht ist. Lohnungleichheit, geschlechtsspezifische Gewalt und politische Rückschritte – die Forderungen der Demonstrierenden sind klar: Es muss mehr getan werden!
Autor: C. Hatty
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