Ein überraschender Wendepunkt im umstrittenen Bau der Autobahn A69 zwischen Toulouse und Castres: Der unabhängige Berichterstatter des Verwaltungsgerichts hat sich für die Annullierung der Projektgenehmigung ausgesprochen. Diese Empfehlung könnte das Großprojekt, das bereits weit fortgeschritten ist, ins Wanken bringen.
Worum geht es beim Projekt?
Die A69 soll Toulouse mit Castres auf einer Strecke von 53 Kilometern verbinden und entlang einer bestehenden Nationalstraße verlaufen. Die Bauarbeiten, die auf eine Verkürzung der Fahrzeit zwischen beiden Städten um rund 20 Minuten abzielen, sind bereits in vollem Gange. Doch seit Projektbeginn sorgt die Autobahn für massive Kritik, insbesondere von Umweltschützern und Anwohnern.
Die Kritikpunkte der Gegner
Die Hauptkritik richtet sich gegen die Umweltfolgen des Projekts. Gegner der A69, darunter Umweltaktivisten und Politiker wie die grüne Abgeordnete Christine Arrighi, betonen die Zerstörung von Feuchtgebieten und landwirtschaftlichen Flächen, die für den Bau geopfert werden. „Neue Projekte müssen angesichts der heutigen Klimawarnungen neu überdacht werden. Diese Autobahn ist von Anfang an völlig überflüssig“, erklärt Arrighi, die auch frühere Präsidentin der parlamentarischen Untersuchungskommission zur A69 war.
Aktivisten haben sogar Bäume besetzt, um deren Abholzung zu verhindern – ein Symbol für den Widerstand gegen das Projekt. Die Gegner argumentieren, dass der Bau angesichts des Klimawandels und der dringend notwendigen Verkehrswende unzeitgemäß sei.
Empfehlung des Berichterstatters: Annullierung
Der Bericht des unabhängigen Berichterstatters, der am 25. November dem Verwaltungsgericht vorgelegt wurde, schlägt vor, die Genehmigung des Projekts aufzuheben. Diese Empfehlung, obwohl nicht bindend, hat großes Gewicht und könnte die Entscheidung des Gerichts maßgeblich beeinflussen. Der Hauptgrund: Die Autobahn widerspricht den heutigen Umwelt- und Klimazielen.
Bauarbeiten trotz Widerstand
Die Bauarbeiten für die A69 sind bereits weit fortgeschritten, was die Kosten eines möglichen Stopps oder einer Verzögerung weiter erhöhen könnte. Dennoch haben die Gegner des Projekts am Montag in Toulouse erneut demonstriert, um politischen und juristischen Druck auszuüben. Sie hoffen, dass das Gericht die Empfehlung des Berichterstatters umsetzt und den Bau endgültig stoppt.
20 Minuten Fahrzeit vs. Umweltzerstörung
Befürworter des Projekts argumentieren, dass die A69 die Verbindung zwischen Toulouse und Castres verbessert und wirtschaftliche Vorteile bringt. Kritiker halten dem entgegen, dass der Nutzen – eine Zeitersparnis von nur 20 Minuten – in keinem Verhältnis zu den ökologischen Schäden steht. Angesichts des Klimawandels sei es notwendig, stärker in öffentliche Verkehrsmittel zu investieren, anstatt neue Autobahnen zu bauen.
Wie geht es weiter?
Das Verwaltungsgericht wird in den kommenden Wochen über das Schicksal der A69 entscheiden. Sollte die Genehmigung tatsächlich annulliert werden, könnte dies ein bedeutender Präzedenzfall für zukünftige Infrastrukturprojekte in Frankreich werden. Es bleibt abzuwarten, ob das Gericht die Umweltargumente höher gewichtet als die wirtschaftlichen Interessen hinter der Autobahn.
Für die Gegner der A69 wäre ein Baustopp ein bedeutender Erfolg – und ein Signal, dass Umwelt- und Klimaschutz auch gegen große Bauprojekte durchsetzbar sind.
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