Ein einzelner Brand in der Nacht – und plötzlich steht in Tours fast alles still. Das Feuer, das sich in den letzten Märztagen nahe dem Stellwerk der Gare de Tours entfachte, hat weitaus größere Wellen geschlagen als zunächst angenommen. Kabel verschmort, Signalanlagen zerstört – die Folge: Der Bahnhof Tours bleibt bis zum 28. April komplett vom Bahnverkehr abgehängt.
Was ist passiert?
In der Nacht vom 28. auf den 29. März brach das Feuer aus und beschädigte nicht nur oberirdische Technik, sondern vor allem jene unsichtbaren Lebensadern der Bahn – die unterirdischen Kabel. Auch das Signalsystem des Stellwerks erwischte es heftig. Kein Signal, keine Züge – so einfach, so dramatisch. Ursprünglich rechnete die SNCF mit etwa zwei Wochen Reparaturzeit. Doch je tiefer die Techniker gruben, desto klarer wurde: Das wird nichts mit einem schnellen Comeback.
Stillstand mit Umwegen
Damit Touraine nicht komplett abgehängt wird, hat die SNCF in Windeseile einen Notfallplan aufgezogen – improvisiert, aber effektiv:
– Züge, besonders die beliebten TER-Verbindungen, werden derzeit nach Joué-lès-Tours und Saint-Pierre-des-Corps umgeleitet. Keine perfekte Lösung, aber besser als gar nichts.
– Busse pendeln im 30-Minuten-Takt zwischen dem Stadtzentrum von Tours und Saint-Pierre-des-Corps. Wer ein Zugticket besitzt, darf einfach zusteigen – ohne Zusatzkosten.
– In den Bahnhöfen selbst stehen mehr Mitarbeiter als gewöhnlich bereit. Sie helfen Reisenden bei der Orientierung und sorgen dafür, dass sich niemand komplett verloren fühlt.
Rund um die Uhr im Einsatz
Die Reparaturarbeiten laufen auf Hochtouren. Mehr als 100 Personen – Spezialisten der SNCF und beauftragter Firmen – schuften Tag und Nacht. Sie ersetzen die zerstörten Kabel, installieren neue Systeme und testen die Anlagen gründlich. Klar, niemand will riskieren, dass bei Wiederaufnahme des Betriebs irgendetwas wackelt. Sicherheit geht vor – ohne Kompromisse.
Und was ist mit den Pendlern?
Tja, für die rund 7.000 Stammkunden der TER-Linien in der Region ist das Ganze alles andere als ein kleines Ärgernis. Verspätungen, alternative Routen, Chaos in der täglichen Routine – wer auf den Zug angewiesen ist, spürt die Krise hautnah.
Doch es gibt ein kleines Trostpflaster: Die Region Centre-Val de Loire stellt 200.000 Euro als Entschädigung bereit – das sind im Schnitt etwa 30 Euro pro betroffene Person. Sicher keine Wunderheilung, aber zumindest ein Zeichen, dass die Sorgen der Pendler nicht übersehen werden.
Was zeigt uns das alles?
Ganz ehrlich: Wie kann ein einziges Feuer so viel lahmlegen? Die Antwort ist simpel – und beunruhigend. Moderne Infrastruktur ist komplex, eng vernetzt und dadurch anfällig. Ein Zwischenfall wie dieser zeigt, wie schnell alles aus dem Ruder laufen kann. Man möchte sich nicht ausmalen, was ein gezielter Angriff anrichten könnte…
Was sollten Reisende jetzt tun?
Wer in den nächsten Wochen durch oder ab Tours reisen will, sollte doppelt wachsam sein. Vor der Abfahrt unbedingt die aktuellen Infos checken – über die offiziellen SNCF-Kanäle oder per App. Zusätzlich Zeit einplanen, lieber einmal zu früh am Bahnsteig als zu spät. Und – auch wenn’s schwerfällt – ein bisschen Geduld mitbringen.
Krisen wie diese fordern alle: Betreiber, Techniker, aber vor allem die Fahrgäste. Doch wenn man eines sagen kann, dann das: Die Region rückt in solchen Momenten spürbar zusammen. Und das ist vielleicht der einzige Lichtblick inmitten all der verkohlten Technik.
Von Andreas M. Brucker
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