Capendu, ein kleines Dorf im Département Aude, hat genug. Trotz eines klaren Durchfahrtsverbots für Lastwagen bahnen sich immer wieder tonnenschwere Kolosse ihren Weg durch die engen Straßen – mit fatalen Folgen. Anwohner und der Bürgermeister sind entnervt, während Lkw-Fahrer sich über lange Umwege beklagen. Ein Konflikt, der mittlerweile eskaliert.
Lkw-Fahrer trotzen dem Verbot
Seit drei Monaten gilt auf der Departementstraße, die durch Capendu führt, ein Durchfahrtsverbot für schwere Fahrzeuge. Grund dafür sind Straßenbauarbeiten, die eine großräumige Umleitung erforderlich machen. Doch nicht alle Lkw-Fahrer akzeptieren die neue Regelung.
„Ich fahre nach Trèbes“, rechtfertigt sich ein Fahrer, der von der Gendarmerie angehalten wird. Der vorgeschriebene Umweg koste ihn bis zu einer Stunde extra – eine Zeit, die viele Berufskraftfahrer nicht erübrigen wollen oder können. Also suchen sie nach einer Abkürzung und landen in den schmalen Gassen von Capendu. Ein fataler Fehler.
Schäden an Häusern und Infrastruktur
Die Straßen des Dorfes sind nicht für riesige Lastwagen gemacht. Sobald ein Lkw sich seinen Weg durch das historische Zentrum bahnt, ist das Chaos programmiert. „Sie haben diese Mauer hier hinten eingerissen – und die Laterne gleich mit!“, berichtet eine Anwohnerin und zeigt auf die deutlich sichtbaren Schäden an einer Hausfassade.
Und das ist kein Einzelfall. Immer wieder bleiben Lkw hängen, beschädigen Gebäude oder blockieren den Verkehr, weil sie schlicht nicht um die engen Kurven kommen. Ein Dorf im Ausnahmezustand – Tag und Nacht.
Der Bürgermeister filmt die Sünder
Bürgermeister Philippe Rappeneau ist mit den Nerven am Ende. Um das Ausmaß der Verstöße zu dokumentieren, greift er zu drastischen Maßnahmen: Er filmt die Lastwagen, selbst mitten in der Nacht.
„Ich zähle täglich etwa 30 Lkw, die sich nicht an das Verbot halten“, erklärt er. Noch schlimmer: Anwohner rufen ihn regelmäßig an, oft mitten in der Nacht, weil wieder ein Lkw feststeckt und nicht weiterkommt. Ein Bürgermeister als Nachtwächter – nicht gerade das, was er sich unter seinem Amt vorgestellt hatte.
Doch auch die Behörden sind nicht untätig. Neben der Gendarmerie, die Kontrollen durchführt, gibt es mittlerweile ein kommunales und ein präfekturales Dekret, das die Durchfahrt von Lastwagen offiziell untersagt.
Strafen zeigen Wirkung – aber nicht genug
Wer trotzdem durch Capendu fährt, riskiert eine Geldstrafe von 90 Euro und den Verlust von drei Punkten auf dem Führerschein. Für manche Fahrer reicht das aus, um sie von der riskanten Abkürzung abzuhalten – doch längst nicht für alle.
Die Gemeinde hofft nun, dass die fortlaufenden Kontrollen und strengeren Maßnahmen das Problem endgültig in den Griff bekommen. Denn eines ist klar: Die Geduld der Bewohner ist am Limit. Und wer möchte schon in einem Dorf leben, das sich anfühlt wie eine Autobahnauffahrt?
Von C. Hatty
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!