Tag & Nacht

Das französische Überseegebiet Guadeloupe befindet sich im Griff einer Dengue-Epidemie. Die Behörden erklärten am 14. November offiziell den Übergang in die „epidemische Phase“ und warnen vor einem seltenen Virusserotyp, der zu einem Anstieg schwerer Krankheitsfälle führen könnte. Angesichts steigender Fallzahlen rufen die Gesundheitsbehörden zur Mobilisierung auf.

Seltener Serotyp DENV3: Eine neue Bedrohung

In diesem Jahr ist der Dengue-Serotyp DENV3 verantwortlich für die alarmierende Lage. Dieser Typ hat in den letzten 20 Jahren kaum zirkuliert, was bedeutet, dass ein Großteil der Bevölkerung keine Immunität dagegen hat. Laut einem Bericht von Santé publique France wurden zwischen Ende September und Mitte Oktober 97 % der analysierten Proben diesem Serotyp zugeordnet.

Die Zahlen sind besorgniserregend: Der saisonale Schwellenwert von 80 klinischen Fällen pro Woche wurde bei Weitem überschritten. Ende Oktober zählten die Arztpraxen rund 540 Fälle pro Woche – mehr als doppelt so viele wie im September. Auch die Krankenhäuser melden steigende Zahlen: Im Oktober verzeichneten sie durchschnittlich 40 Notfallbesuche pro Woche wegen Verdachts auf Dengue, verglichen mit 25 im Vormonat.

Stehendes Wasser: Ein Nährboden für Mücken

Ein zentrales Problem in der Bekämpfung der Epidemie ist das Vorhandensein von stehenden Gewässern. Diese bieten ideale Bedingungen für die Vermehrung von Mückenlarven, insbesondere der Art Aedes albopictus (Tigermücke), einem Überträger des Dengue-Virus. Häufig befinden sich diese Wasseransammlungen in unmittelbarer Nähe von Wohnhäusern oder innerhalb der Gebäude selbst – oft durch starke Regenfälle begünstigt.

Die Behörden fordern die Bevölkerung dringend auf, stagnierende Wasseransammlungen zu beseitigen. Regentonnen, Pflanzenschalen oder andere Behälter sollten regelmäßig geleert werden.

Schutzmaßnahmen: Prävention ist entscheidend

Neben der Eliminierung von Mückenbrutstätten empfehlen die Gesundheitsbehörden weitere Maßnahmen, um das Infektionsrisiko zu senken. Dazu zählen:

  • Das Tragen von langen, lockeren und hellen Kleidungsstücken
  • Die Verwendung von zugelassenen Insektenschutzmitteln
  • Der Einsatz von imprägnierten Moskitonetzen, insbesondere in der Nacht

Zusätzlich wurde in Saint-Barthélemy ein neuer, hochkompetenter Mückentyp entdeckt, der mehrere Arboviren, darunter Dengue, Chikungunya und Zika, übertragen kann. Dies verstärkt die Dringlichkeit von präventiven Maßnahmen.

Eine potenziell tödliche Krankheit

Dengue, auch als „Knochenbrecherfieber“ bekannt, kann eine Vielzahl von Symptomen hervorrufen. Dazu gehören hohes Fieber, starke Gliederschmerzen, Müdigkeit und in schweren Fällen lebensbedrohliche Komplikationen wie hämorrhagisches Fieber oder Dengue-Schocksyndrom. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Kinder und Personen mit geschwächtem Immunsystem.

Der Aufruf zur Mobilisierung

Die Präfektur von Guadeloupe, die Vereinigung der Bürgermeister und die regionale Gesundheitsbehörde fordern alle Akteure auf, gemeinsam gegen die Epidemie vorzugehen. Neben den individuellen Schutzmaßnahmen und der Reduzierung von Mückenbrutstätten müssen auch Gesundheitskampagnen intensiviert werden, um die Bevölkerung zu sensibilisieren.

Die aktuelle Dengue-Welle zeigt einmal mehr, wie entscheidend Prävention und schnelle Reaktion sind, um den Ausbruch solcher Epidemien einzudämmen. In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob die Maßnahmen ausreichen, um die Ausbreitung des Virus unter Kontrolle zu bringen.


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