Kallstadt, ein beschauliches Winzerdorf in der Pfalz, zählt gerade einmal ein paar Hundert Seelen. Doch dieser unscheinbare Ort ist der Ausgangspunkt einer der bekanntesten Familiensagas der modernen Welt – der Trump-Dynastie. Und alles begann mit einem jungen Mann namens Friedrich Trump, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufbrach, um in Amerika sein Glück zu suchen. Eine Geschichte von Mut, Unternehmergeist und dem Streben nach Erfolg.
Ein Sohn aus Kallstadt: Friedrichs frühe Jahre
Friedrich Trump wurde am 14. März 1869 in Kallstadt geboren. Die Familie lebte bescheiden, der Vater war Winzer und kümmerte sich um die Rebflächen in der pfälzischen Landschaft. Es war kein leichtes Leben, und die wirtschaftlichen Aussichten in der Region waren begrenzt. Wie viele andere junge Männer seiner Zeit träumte Friedrich davon, die engen Grenzen seines Geburtsortes hinter sich zu lassen und in die Neue Welt aufzubrechen. Amerika – ein Land, das damals für Chancen, Wohlstand und Abenteuer stand.
Doch dieser Traum war kein einfacher Weg: Friedrich stammte aus einer tief verwurzelten Gemeinde, in der Tradition und Familie eine zentrale Rolle spielten. Er war erst 16 Jahre alt, als seine Eltern starben, was ihn zur Selbstständigkeit zwang. Für einen Teenager ein gewaltiger Einschnitt. Doch vielleicht war es genau dieser Verlust, der in ihm die Entschlossenheit weckte, ein neues Kapitel zu schreiben.
Die Reise nach Amerika: Ein mutiger Schritt ins Ungewisse
1885, mit gerade einmal 16 Jahren, wagte Friedrich Trump den Schritt, der sein Leben – und die Geschichte seiner Nachkommen – für immer verändern sollte. Er ließ sein Heimatdorf hinter sich und machte sich auf den Weg nach Amerika. Damals war die Überfahrt kein Luxus, sondern ein harter, wochenlanger Kampf gegen Seekrankheit, Enge und Unsicherheit. Doch Friedrich ließ sich nicht abschrecken.
Er kam in New York an, einem pulsierenden Schmelztiegel, wo Einwanderer aus der ganzen Welt um einen Platz in der Gesellschaft kämpften. Anfangs sprach Friedrich kein Englisch, hatte wenig Geld in der Tasche und keine einflussreichen Kontakte. Doch er hatte etwas, das viele andere nicht hatten: unerschütterliche Entschlossenheit.
Der Barbier aus der Pfalz: Ein bescheidener Anfang
In New York fand Friedrich zunächst Arbeit als Barbier – ein solider, ehrlicher Beruf, der ihn über Wasser hielt. Drei Jahre lang schnitt er Haare und führte Gespräche mit den unterschiedlichsten Menschen. Es mag nicht glamourös gewesen sein, doch es war der erste Schritt in einem Land voller Möglichkeiten.
Bereits in dieser Zeit zeigte sich sein Geschäftssinn. Friedrich sparte fast jeden verdienten Dollar, lebte sparsam und dachte langfristig. Und dann, im Jahr 1891, entschloss er sich, weiterzuziehen. Es zog ihn in den Nordwesten der USA, genauer gesagt nach Seattle – ein Ort, der damals voller Aufbruchsstimmung und Abenteuerlust war.
Hotels, Restaurants und der Goldrausch
In Seattle änderte sich Friedrichs Leben grundlegend. Er erkannte schnell, dass der amerikanische Traum nicht nur vom Arbeiten, sondern vor allem vom klugen Handeln lebt. Statt weiterhin als Barbier zu arbeiten, beschloss er, die steigende Nachfrage nach Unterkünften und Verpflegung zu nutzen. Er eröffnete ein Restaurant, das sowohl einfache Speisen als auch Übernachtungsmöglichkeiten anbot. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten.
Doch Friedrich war nicht zufrieden. Er hatte einen Instinkt für Chancen – und eine dieser Chancen lag in der Mitte der 1890er Jahre weit im Norden: in Alaska und den Gebieten des Klondike-Goldrauschs. Tausende Männer und Frauen strömten in diese Region, um ihr Glück in den Goldminen zu versuchen. Die meisten kehrten ohne Gold zurück, doch Friedrich war klüger: Er wusste, dass man mehr Geld verdienen kann, wenn man den Goldsuchern genau das gibt, was sie brauchen.
Er zog nach Bennett, einer Stadt im heutigen Kanada, die auf dem Weg zu den Goldminen lag, und eröffnete dort das „Arctic Hotel and Restaurant“. Dieses Unternehmen bot nicht nur Unterkunft und Verpflegung, sondern auch Dienstleistungen, die das harte Leben in der Wildnis etwas erträglicher machten. Es wird berichtet, dass Friedrichs Etablissement nicht nur Essen und ein Bett bot, sondern auch andere, eher umstrittene Dienstleistungen – etwas, das später für Diskussionen sorgte.
Dennoch: Friedrich verstand es, die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Zeit auszunutzen. Er kehrte mit einem beträchtlichen Vermögen nach Seattle zurück und führte dort seine Geschäfte weiter.
Eine Rückkehr nach Kallstadt – und der endgültige Abschied
Nach einigen erfolgreichen Jahren in Amerika kehrte Friedrich 1901 nach Kallstadt zurück. Dort traf er Elisabeth Christ, die Tochter eines Nachbarn, und die beiden heirateten. Friedrich hatte geplant, mit seiner Frau in der alten Heimat zu bleiben. Doch es kam anders.
Das deutsche Kaiserreich verweigerte ihm die Wiedereinbürgerung, nachdem er es einst verlassen hatte, um dem Militärdienst zu entgehen. Friedrichs Appelle und Briefe an den deutschen Kaiser blieben erfolglos. Am Ende blieb ihm keine Wahl: Er musste mit seiner jungen Familie in die USA zurückkehren. Es war eine Entscheidung, die den Lauf der Geschichte veränderte.
Der Grundstein für die Trump-Dynastie
Zurück in Amerika ließ sich Friedrich in Queens, New York, nieder und begann erneut, als Unternehmer zu arbeiten. Dieses Mal investierte er sein Vermögen in Immobilien – eine Entscheidung, die die Trump-Familie über Generationen hinweg prägen sollte. Er baute Wohnhäuser und legte damit den Grundstein für das spätere Immobilienimperium seines Sohnes Fred Trump.
Friedrich Trump starb 1918 im Alter von nur 49 Jahren an der Spanischen Grippe. Doch sein Vermächtnis lebte weiter – in seiner Familie und in den Unternehmen, die er aufgebaut hatte. Seine Entschlossenheit, aus bescheidenen Verhältnissen in der Pfalz nach Amerika zu gehen und dort ein besseres Leben zu schaffen, ist der Ursprung einer Erfolgsgeschichte, die bis in die höchsten Ränge der Politik reicht.
Ein deutscher Auswanderer und der amerikanische Traum
Was hätte Friedrich Trump wohl gedacht, wenn er gewusst hätte, dass einer seiner Nachkommen, Donald J. Trump, der 45. und 47. Präsident der Vereinigten Staaten werden würde? Vielleicht hätte er geschmunzelt. Vielleicht hätte er stolz genickt. Sicher ist: Ohne Friedrichs Mut, seine Heimat zu verlassen, und ohne seinen unternehmerischen Geist wäre die Trump-Dynastie nicht entstanden.
Die Geschichte von Friedrich Trump ist mehr als die eines Einzelnen. Sie steht stellvertretend für den Traum, den Millionen von Auswanderern hatten – und der in seiner Familie Wirklichkeit wurde.
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!