Tag & Nacht

Das politische Jahr 2024 war in Frankreich alles andere als langweilig. Mit vier Premierministern in zwölf Monaten, überraschenden Entscheidungen und hitzigen Debatten erlebte das Land ein wahres politisches Karussell. Von den Europawahlen bis zur Censur des Kabinetts Barnier – hier sind die 12 wichtigsten Ereignisse, die die politische Landschaft prägten.

1. Europawahlen: Ein Signal an Brüssel

Die Europawahlen im Juni brachten einige Überraschungen mit sich. Die Grünen verzeichneten deutliche Gewinne, während traditionelle Parteien wie Les Républicains erneut Stimmenverluste hinnehmen mussten. Marine Le Pen und ihr Rassemblement National festigten ihre Position als stärkste Kraft, was viele als Warnsignal an die EU deuteten.

2. Die „unvorhersehbare“ Auflösung der Nationalversammlung

Präsident Emmanuel Macron sorgte im Juli für Schlagzeilen, als er die Nationalversammlung auflöste. Überraschend? Für die meisten Beobachter nicht wirklich. Die ständigen Konflikte und der Stillstand im Parlament machten diesen Schritt fast unausweichlich. Die anschließenden vorgezogenen Parlamentswahlen im September wurden zu einem der politisch spannendsten Momente des Jahres.

3. Vier Premiers in zwölf Monaten – ein Rekord

Frankreich hatte 2024 gleich vier verschiedene Premierminister: Élisabeth Borne, Michel Barnier, Clément Beaune und schließlich François Bayrou. Die instabile politische Lage führte dazu, dass kein Premier länger als ein paar Monate im Amt blieb. Besonders die Berufung Bayrous im Dezember spaltete die Gemüter. Seine Ernennung wurde von Kritikern als Verzweiflungstat des Präsidenten gesehen.

4. Barnier unter Beschuss: Die gescheiterte Regierung

Die kurze Amtszeit von Michel Barnier endete im November mit einer historischen Censur des Kabinetts. Es war das erste Mal seit Jahrzehnten, dass eine französische Regierung durch eine parlamentarische Abstimmung gestürzt wurde. Barnier, einst als politisches Schwergewicht betrachtet, musste die Bühne verlassen – und hinterließ ein politisches Chaos.

5. Der G7-Gipfel in Marseille: Von Demonstrationen überschattet

Im Oktober richtete Frankreich den G7-Gipfel in Marseille aus. Während die Staatschefs über Klimawandel und internationale Sicherheit diskutierten, war die Stadt Schauplatz massiver Proteste. Tausende demonstrierten gegen die soziale Ungleichheit und die Umweltpolitik der Regierung.

6. Die Panne der Grünen: Marine Tondeliers „Moment der Müdigkeit“

Ein Moment, der viral ging: Während eines Live-Interviews schlug sich Marine Tondelier, die Vorsitzende der Grünen, leicht auf den Nacken, um wach zu bleiben. Diese Szene wurde zum Symbol für die Erschöpfung vieler Politiker – und die humorvolle Anekdote eines ansonsten ernsten Jahres.

7. Der Rücktritt des Finanzministers

Bruno Le Maire trat im September zurück, nachdem ihm vorgeworfen wurde, geheime Treffen mit Lobbyisten verschwiegen zu haben. Dieser Skandal brachte die Regierung in eine noch prekärere Lage und stärkte die Opposition.

8. Der Aufstieg von Clément Beaune

Mit nur 42 Jahren wurde Clément Beaune im Oktober für kurze Zeit Premierminister. Sein Fokus auf Klimapolitik und soziale Reformen fand Zuspruch, doch auch er scheiterte an der parlamentarischen Blockade.

9. Marine Le Pens Präsidentschaftsambitionen

Die Rassemblement National nutzte das politische Chaos geschickt für sich. Marine Le Pen positionierte sich erneut als Präsidentschaftskandidatin und erklärte 2024 zu einem „Jahr der Wiedergeburt“ für Frankreich.

10. Die Reform der Rentenreform

Macrons ursprüngliche Rentenreform wurde überarbeitet und brachte neue Konflikte. Gewerkschaften mobilisierten landesweite Streiks, was das öffentliche Leben wochenlang lähmte.

11. Die „Tour der Provinzen“

François Bayrou, bekannt für seine Nähe zur Bevölkerung, startete im Dezember eine landesweite Tour, um Vertrauen zurückzugewinnen. Er versprach, die „Stimme der Menschen“ in den Élysée-Palast zu tragen.

12. Frankreichs Fußball-Politik-Debatte

Im November löste der Vorstoß, ein nationales Fußballteam für Frauen zu gründen, eine hitzige Debatte aus. Während die meisten die Initiative begrüßten, kritisierten einige Politiker die Verwendung öffentlicher Gelder.

Das Jahr 2024 bleibt als politischer Wirbelwind in Erinnerung – geprägt von Turbulenzen, historischen Momenten und einer Atmosphäre, die oft an ein Drama erinnerte. Was wird das nächste Jahr bringen? Die Franzosen dürften gespannt sein – und vielleicht auch ein wenig nervös.


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