Tag & Nacht

In seiner Einleitung zur Ministerratssitzung am Mittwoch warnte Emmanuel Macron vor „dem Ende des Überflusses, der Selbstverständlichkeiten und der Sorglosigkeit“.

Emmanuel Macron wollte mit seiner Rede über das „Ende des Überflusses“ zur Einleitung des Ministerrats am Mittwoch, dem 24. August, die Gemüter der Franzosen auf Veränderungen vorbereiten, die sich in der Ferne am Horizont abzeichnen und bald eintreffen könnten. Ein wirtschaftlicher und sozialer Tsunami, der durch die kombinierte Wirkung des Krieges in der Ukraine und dem Klimawandel ausgelöst wird.

Emmanuel Macron, der auf dem Höhepunkt der Gesundheitskrise mit seiner Rede über bessere und „glückliche Tage“ Optimismus verbreitet hatte und dadurch zu einer Belebung der Aktivität und einem Wachstumsschub beitrug, ändert heute seine Strategie und versucht, indem er die Gemüter auf das Schlimmste vorbereitet, die Karte der nationalen Einheit zu auszuspielen.

Der Krieg Putins, der die europäischen Volkswirtschaften auf eine harte Probe stellt, bringt auch Probleme nach Frankreich.

Daher der bewusst angstbesetzte Ton der Rede Macrons zur Einleitung der ersten Sitzung des Ministerrats nach der Sommerpause am Mittwoch, dem 24. August. Die durch den Krieg und die damit steigenden Energiekosten importierte Inflation wird anhalten – keine Besserung vor Anfang 2023, warnt Bruno Le Maire. Der Präsident, der sich eigentlich als Beschützer sieht und gesehen werden möchte, verlangt nun neue Anstrengungen von den Franzosen.

Änderung des Tonfalls
Diese Rede über das Ende des Überflusses – an Gütern, Rohstoffen, Wasser -, das Ende von Selbstverständlichkeiten – wie das der Idee der Demokratie – und das Ende der Sorglosigkeit schließt an eine eine Post-Covid-Stimmung an, die eher zuversichtlich in die Zukunft blickte. Das Ziel ist es, an die Verantwortung jedes Einzelnen zu appellieren. Die Bürger sollen zu Mitgestaltern ihres eigenen Schicksals werden – das ist auch der Sinn hinter der bevorstehenden Gründung des „Nationalrats für den Neuanfang“.

Die Opposition reagiert heftig. Sie wirft dem Staatschef vor, realitätsfremd zu sein, abgehoben distanziert gegenüber den Millionen Arbeitslosen und Niedriglohn-Empfängern.

Emmanuel Macron will einer möglichen Bewegung des sozialen Zorns, die die Menschen auf die Straße treiben könnte, wenn die Härten des Winters, mögliche Heizungsausfälle oder die großen Reformen der Arbeitslosenversicherung und Renten, kommen, vorbauen.

Seine Rede war eine Rede der verlorenen Illusionen. Sie markiert das Ende des bei jeder Wahl immer wieder erzeugten Glaubens an eine bessere Welt. Macron bereitet die Franzosen darauf vor, dass die Welt für sie in den kommenden Monaten kälter und (noch) ungemütlicher werden könnte.


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!