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Dieses neue System, das Ende Juni vollständig eingerichtet sein soll, ermöglicht es den Behörden, bei einem Vorfall alle Personen in einem bestimmten Gebiet zu alarmieren, ohne dass eine App oder ein SMS-Versand erforderlich ist.

In Frankreich gibt es bald mobile Warnungen bei allgemeinen Gefahrensituationen. Während der heftigen Gewitterstürme, die in der Nacht von Samstag, dem 4. Juni, auf Sonntag, den 5. Juni, ein Todesopfer forderten, warnten die französischen Behörden hauptsächlich über soziale Netzwerke. In Zukunft könnten die Bewohner Frankreichs eine Benachrichtigung auf ihr Handy erhalten. Frankreich hat mit der Einführung des Systems „FR-Alert“ begonnen, das es ermöglichen soll, im Falle eines schweren Zwischenfalls so viele Menschen wie möglich in dem betroffenen Gebiet zu benachrichtigen. Innenminister Gérald Darmanin will das neue System bis Ende Juni flächendeckend einführen.

Eine Warnung wird bei allen Arten von größeren Vorfällen verschickt
Konkret bedeutet das, dass Personen, die sich in einem Gebiet aufhalten, das mit einer Gefahr konfrontiert ist, eine Benachrichtigung auf ihrem Smartphone erhalten, die mit einem akustischen Alarm und einer Vibration einhergeht, selbst wenn sich das Telefon im Lautlos-Modus befindet. Ein Telefon, das sich im Flugzeugmodus befindet oder ausgeschaltet ist, wird die Benachrichtigung jedoch nicht erhalten.

Zu den Gefahren gehören Naturkatastrophen (Überschwemmung, Sturm und Zyklon, Feuer, Tsunami, Vulkanausbruch), biologische und chemische Unfälle (Umweltverschmutzung, Gasaustritt, nuklearer Zwischenfall), Gesundheitskrisen (Epidemie, Pandemie, Zwischenfall in der Nahrungsmittelindustrie), technologische und industrielle Unfälle (Ausfall von Telekommunikationsmitteln, schwere Unfälle im Straßen-, Schienen- oder Luftverkehr, industrieller Zwischenfall), ein schwerwiegendes Ereignis der öffentlichen Sicherheit oder auch ein terroristischer Akt.

Die Warnung enthält Informationen über die Art des Risikos, seinen Standort und Verhaltensweisen, die von den Menschen zu ihrem Schutz ergriffen werden sollten. Android-Smartphones sind bereits so eingestellt, dass sie diese Warnungen empfangen können. Es ist keine Registrierung erforderlich, um an diesem neuen System teilnehmen zu können, und es ist so aufgebaut, dass der Staat keine Standortdaten der Empfänger sammeln kann.

Tests vor der vollständigen Einführung Ende Juni
Das Warnsystem, das 2020 nach dem Brand in der Lubrizol-Fabrik in Rouen angekündigt wurde, wird ab Ende Juni im Hexagon und in den Überseegebieten voll funktionsfähig sein. Eine EU-Richtlinie verpflichtete Frankreich dazu, bis zum 21. Juni 2022 ein solches System einzurichten. Bis dahin können bereits Benachrichtigungen im Rahmen von Übungen der zivilen Sicherheit oder der öffentlichen Sicherheit versendet werden.

Das neue System stützt sich nicht auf SMS
Das FR-Alert-System basiert auf der Technologie des „Cell Broadcast“, die bereits seit Jahren in vielen europäischen Ländern, den USA und Japan eingesetzt wird.

Der Vorteil: Die Benachrichtigungen sind schneller und haben eine geringere Datenmenge als SMS, so dass das Netz nicht überlastet wird, auch wenn eine sehr große Anzahl von Personen erreicht werden soll. Allerdings ist das System 4G angewiesen, was ältere Telefone ausschließt. Das Innenministerium kündigte aus diesem grund an, dass ein System mit geolokalisierten SMS zu einem späteren Zeitpunkt hinzugefügt werden soll.

Die zellulare Nachrichtenverbreitung erfordert sowohl auf Seiten der Betreiber als auch bei den staatlichen Stellen recht aufwändige Infrastruktur-Updates. Daher hatte Frankreich zunächst versucht, eine App zu entwickeln, die die gleichen Funktionen erfüllen sollte. Die Applikation, die 2016 unter dem Namen SAIP gestartet wurde, war jedoch ein Misserfolg. Die App wurde von den Nutzern nicht akzeptiert und versagte oftmals, wie bei dem Anschlag am 14. Juli 2016 in Nizza oder dem Terroranschlag auf einen Supermarkt in der Region Aude im März 2018.

FR-Alert soll die bestehenden Warnsysteme, zu denen Sirenen und die Ausstrahlung von Nachrichten im Fernsehen und Radio gehören, ergänzen.


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