Der Fleischkonsum in Frankreich verändert sich spürbar. Laut einer aktuellen Umfrage von Harris Interactive für die Organisation Réseau Action Climat (RAC) haben 53 % der Französinnen und Franzosen in den letzten drei Jahren ihren Fleischkonsum deutliche reduziert. Die Gründe? Vor allem finanzielle – doch auch Umweltbewusstsein, Gesundheit und Tierschutz gewinnen an Bedeutung.
Warum essen die Franzosen weniger Fleisch?
Ein Drittel der Bevölkerung isst zwar weiterhin täglich Fleisch, doch der Trend zur Reduzierung bleibt stabil. Die wichtigsten Faktoren für diese Entwicklung sind:
- Wirtschaftliche Gründe (52 %): Die steigenden Lebenshaltungskosten machen Fleisch für viele Menschen zu einem Luxusgut.
- Gesundheitliche Überlegungen (38 %): Der Zusammenhang zwischen übermäßigem Fleischkonsum und Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird zunehmend beachtet.
- Umweltbewusstsein (35 %): Die CO₂-Bilanz der Fleischproduktion und die Auswirkungen auf das Klima sind für viele ein Argument zum Umdenken.
- Tierschutz (33 %): Immer mehr Menschen lehnen die Bedingungen in der Massentierhaltung ab.
Interessant: Der Anteil derjenigen, die aus finanziellen Gründen weniger Fleisch essen, ist im Vergleich zu 2023 um sechs Prozentpunkte gesunken. Das deutet darauf hin, dass der Verzicht immer öfter nicht nur aus Geldmangel, sondern auch aus bewusster Entscheidung erfolgt.
Der Wunsch nach Veränderung – aber mit Unterstützung
Der Wille, weniger Fleisch zu essen, ist also da – doch was fehlt, sind passende politische Maßnahmen. 53 % der Befragten sind der Meinung, dass die Regierung zwar aktiv ist, aber nicht genug tut. 29 % glauben sogar, dass überhaupt nichts passiert.
Und was könnte Menschen überzeugen, noch weniger Fleisch zu konsumieren? Drei Viertel der Befragten gaben an, dass sie ihren Konsum reduzieren würden, wenn:
- sie dadurch hochwertigeres Fleisch kaufen könnten, das Landwirte fair entlohnt (79 %),
- weniger Fleisch importiert würde (77 %),
- nachhaltige und artgerechte Tierhaltung stärker unterstützt würde (77 %).
Ein klares Signal: Der Verzicht fällt leichter, wenn es sich um eine Entscheidung für bessere Qualität statt um eine reine Einschränkung handelt.
Fehlende politische Unterstützung
Doch gerade hier sehen viele Franzosen ein Problem: 63 % sind der Meinung, dass der Staat nicht genug tut, um entweder den Fleischkonsum zu senken oder zumindest hochwertigere Alternativen zu fördern. Besonders groß ist der Wunsch nach mehr Transparenz.
68 % wünschen sich klare Angaben zur Herkunft von Fleisch in Fertiggerichten, 65 % fordern das Gleiche für Restaurants. Diese Forderungen sind nicht neu – sie bestehen bereits seit 2021. Dennoch ist bislang wenig passiert.
Was könnte die Situation verbessern?
Laut RAC gibt es mehrere Maßnahmen, die breite Zustimmung finden würden:
- Bessere Rahmenbedingungen für Produzenten: 90 % der Befragten befürworten eine stärkere Regulierung der Handelsbeziehungen zwischen Landwirten und Supermärkten.
- Nachhaltige Landwirtschaft fördern: Ebenfalls 90 % sprechen sich für mehr Unterstützung für nachhaltige Betriebe aus.
- Bewusstseinsbildung: 85 % halten es für sinnvoll, die Bevölkerung stärker für pflanzliche Ernährung zu sensibilisieren.
- Einschränkung von Werbung: 83 % möchten Werbung für ungesunde und umweltschädliche Lebensmittel verbieten.
Doch es geht nicht nur um den Staat – auch der Einzelhandel steht in der Kritik. Supermärkte sollten dazu verpflichtet werden, die Herkunft von Fleisch klar zu kennzeichnen (90 % Zustimmung) und ihre Gewinnmargen bei gesunden und nachhaltigen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse und Bio-Produkten zu begrenzen (89 %). Zudem wünschen sich 87 % der Befragten ein Umweltlabel auf Lebensmitteln, das sowohl die ökologische Bilanz als auch die Haltungsbedingungen der Tiere transparent macht.
Vegetarismus als Schlüssel zur Klimawende?
Ein weiterer Aspekt, der für eine Reduzierung des Fleischkonsums spricht, ist die Klimabilanz. Laut der französischen Umweltbehörde ADEME verursacht ein vegetarisches Gericht 14-mal weniger CO₂ als eine Mahlzeit mit Rindfleisch. Die Auswirkungen sind enorm – und doch bleibt Fleisch ein zentrales Element der französischen Esskultur.
Die Umfrage zeigt: Die Bereitschaft, weniger Fleisch zu konsumieren, ist da. Doch ohne gezielte politische Maßnahmen und eine gerechtere Verteilung der Gewinne in der Lebensmittelindustrie bleibt der Wandel ein langsamer Prozess. Die Frage ist nicht, ob sich die Essgewohnheiten der Franzosen ändern – sondern wie schnell und unter welchen Bedingungen.
Von C. Hatty
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