Tag & Nacht

Am Samstag, den 23. November, gingen in Frankreich Tausende auf die Straße, um ein klares Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen. Die Proteste fanden im Kontext des schockierenden Prozesses um die Vergewaltigungen von Mazan statt und markierten zwei Tage vor dem Internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen einen Höhepunkt der Mobilisierung.

Zehntausende fordern Wandel

Nach Angaben der Organisatoren nahmen etwa 80.000 Menschen an den Demonstrationen teil. In zahlreichen Städten des Landes – von Paris bis Marseille – kamen Aktivistinnen, Betroffene und Unterstützer zusammen, um lautstark ihre Forderungen zu unterstreichen: mehr finanzielle Mittel, strengere Gesetze und ein gesellschaftliches Umdenken. Der Anlass für diese große Mobilisierung ist erschütternd: Der Prozess von Mazan, bei dem eine Frau von ihrem Ehemann betäubt und von etwa 50 Männern vergewaltigt wurde, hat das Land erschüttert.

Ein unerträglicher Zustand

Die Zahlen sind alarmierend. Seit Beginn des Jahres wurden in Frankreich 122 Frauen Opfer eines Femizids – das entspricht etwa einer Frau alle drei Tage. Diese Zahl verdeutlicht, wie dringend Handlungsbedarf besteht. Über 400 Organisationen und hunderte prominente Persönlichkeiten haben den Protest unterstützt und fordern ein jährliches Budget von 2,6 Milliarden Euro zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen. Sie kritisieren bestehende Gesetze als unzureichend und drängen auf umfassendere Regelungen.

Politische Reaktionen und Versprechen

Die Regierung hat die Dringlichkeit des Problems anerkannt. Salima Saa, Staatssekretärin für die Gleichstellung von Frauen und Männern, kündigte konkrete Maßnahmen für den 25. November an, darunter wohl auch zusätzliche Ressourcen. Doch die Kritiker fordern nicht nur symbolische Versprechen, sondern echte Taten. Der Druck auf die Politik wächst – auch, weil viele Opfer und ihre Angehörigen das Gefühl haben, im System allein gelassen zu werden.

Der Fall Mazan als Weckruf

Der Prozess von Mazan hat die Debatte zusätzlich angeheizt. Gisèle Pelicot, die Hauptbetroffene, war während der Taten bewusstlos und hatte keine Möglichkeit, sich zu wehren. Die Brutalität und das Ausmaß dieses Verbrechens sind für viele unvorstellbar. Aktivistinnen sehen den Fall als Sinnbild für ein Systemversagen: zu wenige Präventionsmaßnahmen, zu milde Strafen und ein Mangel an Unterstützung für die Opfer.

Forderungen für die Zukunft

Die Demonstranten verlangen nicht nur mehr Geld, sondern auch tiefgreifende Reformen. Präventionsprogramme, mehr Schutzräume und spezialisierte Schulungen für Polizei und Justiz gehören zu den Kernforderungen. Ebenso fordern sie eine gesellschaftliche Aufklärung, um die Ursachen der Gewalt zu bekämpfen – von patriarchalen Strukturen bis hin zu mangelndem Bewusstsein für geschlechtsspezifische Gewalt.

Ein Wendepunkt?

Ob die Proteste und der öffentliche Druck die nötigen Veränderungen bringen, bleibt abzuwarten. Doch eines ist klar: Die Stimmen der Frauen – und aller, die sich solidarisch zeigen – sind lauter denn je. Sie fordern Respekt, Sicherheit und Gleichberechtigung in einer Gesellschaft, die diese Grundrechte längst hätte garantieren sollen. Die kommenden Tage könnten entscheidend sein, um diesen Kampf voranzutreiben.


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