Tag & Nacht






In Ajaccio versammelten sich Tausende, um ein starkes Zeichen gegen das organisierte Verbrechen auf der Insel zu setzen.

Zum ersten Mal in der Geschichte Korsikas gingen am 8. März rund 3.000 Menschen auf die Straße, um offen gegen die Mafia zu protestieren. Unter dem Slogan „Assassins, Mafieux, Dehors“ („Mörder, Mafiosi, raus“) zogen sie durch die Straßen von Ajaccio – ein mutiger Schritt auf einer Insel, die lange von der Omertà, dem Schweigen aus Angst, geprägt war.

„Die Mafia beim Namen nennen“

Léa, eine Demonstrantin, hielt ein Schild mit der Aufschrift „Mafieux, fossoyeurs de notre peuple“ („Mafiosi, Totengräber unseres Volkes“). Für sie ist es bereits ein Akt des Widerstands, das Wort „Mafia“ überhaupt laut auszusprechen. „Auf Korsika wurde das lange vermieden, aber das ändert sich jetzt“, sagte sie.

Viele Menschen teilten ihre Überraschung über die Mobilisierung. „Ich lebe seit 48 Jahren hier, und das ist das erste Mal, dass sich so viele Menschen gegen die Mafia engagieren“, erzählte eine ältere Passantin.

Vor der Präfektur betonten Mitglieder der Protestbewegung ihr Engagement für die Opfer der Mafia und forderten stärkere Gesetze. „Die berüchtigte Omertà, die Angst, ist nicht unsere“, rief Josette, eine Aktivistin.

Ein unerwartetes Zeichen der Unterstützung

Dann geschah etwas Außergewöhnliches: Der Präfekt von Korsika, Jérôme Filippini, griff selbst zum Megafon. „Es kommt nicht oft vor, dass ein Präfekt auf einen LKW steigt, um zu sprechen“, begann er. „Aber dieser Protest hat meine volle Unterstützung. Wir müssen die Mafia beim Namen nennen und aufhören, um den heißen Brei herumzureden.“

Diese Worte sorgten für Erstaunen und Hoffnung. „Ich kämpfe seit 35 Jahren für den Schutz der Küste, ich habe alle Präfekten der Republik kennengelernt – aber noch nie hat einer so gesprochen“, sagte ein langjähriger Umweltaktivist.

Der Beginn einer Bewegung?

Die Organisatoren der Demonstration, darunter die Kollektive „Massimu Susini“ und „Maffia nò“, kündigten an, ihren Kampf fortzusetzen und noch mehr Menschen zu mobilisieren. Für viele ist dieser Protest ein historischer Wendepunkt – der erste Schritt in Richtung eines Korsikas, das sich offen gegen das organisierte Verbrechen stellt.

Von C. Hatty

Neues E-Book bei Nachrichten.fr







Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!