Während seines Nordamerika-Besuchs wurde Emmanuel Macron in Montréal von propalästinensischen Demonstranten scharf kritisiert – im Mittelpunkt stand die Haltung Frankreichs zum Gaza-Konflikt.
Macrons Rede war kaum vorbei, als der französische Präsident von einer Gruppe empörter Bürger aufgehalten wurde. „Honte à vous!“, rief eine Demonstrantin – Schande über Sie! Diese Situation verdeutlicht die zunehmende Frustration vieler Menschen angesichts des Konflikts im Nahen Osten, vor allem in Gaza.
Eine improvisierte Diskussion
Es war eine Szene, die ungeplant und unvorhergesehen kam. Ursprünglich sollte Macron lediglich die Straße überqueren, nachdem er zusammen mit Kanadas Premierminister Justin Trudeau vor die Presse getreten war. Doch was als kurzer Spaziergang geplant war, entwickelte sich zu einem spontanen Wortgefecht. Der französische Präsident stoppte, als eine Frau ihn frontal ansprach. Sie beschuldigte ihn, den Tod ihrer Tochter im Gaza-Konflikt nicht zu verhindern und forderte seinen Rücktritt, falls er nicht in der Lage sei, den „Genozid“ zu stoppen. „Hamas ist ein Widerstandsbewegung“, warf sie ihm vor – eine Aussage, die Macron sofort in Frage stellte.
Macron verteidigte die Position Frankreichs auf Englisch, um die Anwesenden direkt anzusprechen: „Frankreich verkauft keine Waffen an Israel“, entgegnete er und betonte, dass der Hamas hunderte Zivilisten getötet habe. Dabei verwies er auf Frankreichs Bemühungen, einen Waffenstillstand im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zu verhandeln. Trotz seiner Argumente blieben die Proteste laut und entschieden.
Emotionen in der Menge
Als Macron später über die Situation sprach, wurde deutlich, dass die Kritik ihn getroffen hatte. „Ich werde wegen Palästina angeschrien“, sagte er zu den anwesenden Journalisten. Es sei schwer, das Ausmaß der Verzweiflung in den Gesellschaften zu ignorieren. „Die Bilder, die Tragödie in Gaza – das bewegt die Menschen. Aber wir versuchen alles in unserer Macht Stehende, um zu helfen.“
Macron sieht sich selbst in einer schwierigen Position: Zwischen humanitärer Dringlichkeit und der Notwendigkeit, politische Verwirrung zu klären. „Ich teile die Emotion, wenn ich die Bilder sehe“, fügte er hinzu, doch er wolle nicht zulassen, dass „irgendetwas behauptet“ werde, was der Realität nicht standhalte.
Frankreichs Vermittlungsversuch
Die Kritik an der französischen Haltung zum Nahostkonflikt bleibt nicht ungehört – Macron selbst scheint die Eskalation spürbar zu belasten. In einer vorherigen Pressekonferenz hatte er klar gemacht, dass er nicht wolle, dass der Libanon in einen neuen Gaza verwandelt werde. Er sprach sich vehement gegen eine weitere Eskalation aus und drängte Israel auf einen Waffenstillstand.
„Die vorgeschlagene Lösung wurde sorgfältig mit Premierminister Nétanyahou und seinem Team verhandelt“, sagte er und warnte davor, diese abzulehnen. „Es wäre ein Fehler, die Verantwortung für eine unkontrollierbare Eskalation zu übernehmen.“
Was kommt als Nächstes?
Macron plant, das Thema erneut vor den UN-Sicherheitsrat zu bringen. Auch steht ein direktes Gespräch mit Israels Premierminister auf seiner Agenda. Doch selbst er weiß, dass das Risiko besteht, mit leeren Händen dazustehen. Sollte sich nichts ändern, wird er möglicherweise mit dem Vorwurf der Hilflosigkeit konfrontiert.
Es ist eine Gratwanderung – zwischen der Vermittlerrolle, die Frankreich anstrebt, und den harten Realitäten auf dem Boden des Konflikts. Macron mag bemüht sein, Lösungen zu finden, aber angesichts der Emotionen, die dieser Konflikt weltweit auslöst, ist klar: Die Stimmen werden lauter. Und sie fordern mehr als Worte – sie wollen Taten.
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