Tag & Nacht

Ein Satz sorgt in Frankreich für hitzige Debatten: „Das Problem der Notaufnahmen in diesem Land ist, dass sie voller Mamadou sind.“ Diese Aussage wird Emmanuel Macron in einem Artikel der Zeitung Le Monde zugeschrieben, der am 19. Dezember 2023 veröffentlicht wurde. Doch das Élysée hat umgehend reagiert und die Vorwürfe scharf zurückgewiesen.

Klare Distanzierung des Élysée

Die Präsidentschaft der Republik bezeichnete die Vorwürfe als „falsch und absolut unbegründet“. In einer Stellungnahme vom 20. Dezember betonte das Élysée, dass es sich bei den angeblich getätigten Äußerungen um Verleumdungen handle, die offenbar von politischen Gegnern verbreitet würden. Zudem kritisierte das Büro des Präsidenten, dass Le Monde vor Veröffentlichung der Aussagen keine Stellungnahme der Präsidentschaft eingeholt habe.

Aurélien Rousseau, ehemaliger Gesundheitsminister und nun Abgeordneter des Nouveau Front Populaire, zeigte sich zurückhaltend. Auf Anfrage von franceinfo erklärte er lediglich, dass er „keinen Kommentar“ zu einer mehr als ein Jahr alten, angeblich getätigten Aussage abgeben werde.

Le Monde wiederum hält an seiner Darstellung fest und bestätigte am Freitag, dass die Informationen aus verlässlichen Quellen stammen. Ob und inwiefern der Élysée vorab kontaktiert wurde, blieb unklar.

Politische Empörung und Vorwürfe

Vor allem Vertreter der politischen Linken reagierten empört. Manuel Bompard, Koordinator von La France Insoumise, bezeichnete die Äußerungen auf Bluesky als „rassistisch“ und eine „absolute Schande“. Auch Ian Brossat, Senator der Kommunistischen Partei, sprach auf X von „indiskutabel rassistischen und beschämenden“ Aussagen.

Die Kritik beschränkt sich jedoch nicht auf diesen einen Vorfall. Le Monde berichtet ebenfalls, dass das Élysée während der Amtszeit von Gabriel Attal – Frankreichs erstem offen homosexuellen Premierminister – das Amtssitz Matignon spöttisch „La cage aux folles“ genannt habe. Darüber hinaus sollen Umweltpolitikerinnen wie Marine Tondelier und Lucie Castets von Macron als „cocottes“ (ein französischer Begriff, der je nach Kontext als abwertend interpretiert werden kann) bezeichnet worden sein. Auch diese Vorwürfe wies das Élysée entschieden zurück.

Ein politisch brisantes Thema

Die Auseinandersetzung um die angeblichen Äußerungen wirft erneut ein Schlaglicht auf die Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung des Präsidenten in der Öffentlichkeit und seiner tatsächlichen Rhetorik. Macron, der sich oft als Vermittler und Verfechter republikanischer Werte präsentiert, sieht sich durch solche Anschuldigungen gezwungen, seinen Führungsstil und seine Haltung zu verteidigen.

Unabhängig davon, ob die Vorwürfe gerechtfertigt sind oder nicht – sie kommen zu einem Zeitpunkt, an dem die politische Landschaft in Frankreich stark polarisiert ist. Vorwürfe von Rassismus, Homophobie und Sexismus können die Spannungen zwischen dem Élysée und seinen politischen Gegnern weiter verschärfen.

Was bleibt?

Ob sich die Aussagen Macrons tatsächlich nachweisen lassen oder nicht, bleibt offen. Doch die Affäre zeigt, wie fragil das Vertrauen in politische Führungsfiguren sein kann – und wie sensibel die öffentliche Meinung auf angebliche Entgleisungen reagiert.

Die Frage ist: Werden diese Anschuldigungen langfristige Auswirkungen auf Macrons politisches Vermächtnis haben, oder verblassen sie als Episode in einem ohnehin turbulenten politischen Umfeld? Die Antwort darauf dürfte stark davon abhängen, ob weitere Beweise auftauchen – oder ob die Debatte durch andere Themen verdrängt wird.


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