Tag & Nacht




Ein weiteres Kapitel im Buch der extremen Wetterereignisse: Starkregen trifft die Insel der Schönheit.

Die französische Wetterbehörde Météo France hat für die gesamte Insel Korsika eine Warnung der Stufe „Vigilance Orange“ ausgesprochen – übersetzt eine Warnung vor erheblichen Regenfällen und möglichen Überschwemmungen. Die Alarmstufe gilt ab Samstagabend, dem 18. Januar: In der Region Corse-du-Sud beginnt die Warnung um 20 Uhr, in Haute-Corse zwei Stunden später, um 22 Uhr. Der Grund? Das Tief „Gabri“, das mit voller Wucht über das Mittelmeer fegt und sich an den Gebirgszügen Korsikas abregnen wird.


Was erwartet die Inselbewohner?

Kurz gesagt: viel Wasser – viel zu viel Wasser. Während der südliche Teil der Insel bereits am späten Samstagnachmittag von plötzlichem Starkregen und Gewittern betroffen sein wird, zieht das Unwetter in der Nacht über die nördliche und östliche Hälfte Korsikas. Diese Wetterlage wird laut Vorhersagen bis Sonntag anhalten. Besonders heikel ist die Prognose für die Regenmengen. In den Gebirgsregionen der Insel könnte der Regen sich auf unglaubliche 150 bis 220 Liter / m2 summieren. Um das einzuordnen: Das entspricht fast zwei Dritteln der Niederschlagsmenge, die in Deutschland durchschnittlich innerhalb eines ganzen Monats fällt! Selbst die Küstengebiete, wo es normalerweise etwas trockener bleibt, müssen mit 40 bis 60 Litern rechnen.

Und jetzt mal ehrlich: Wie oft haben wir solche extremen Regenmengen früher erlebt? Wahrscheinlich nur selten. Doch heute? Gefühlt jagt ein Wetterextrem das nächste.


Der Zusammenhang: Klimawandel und Extremwetter

Man kann nicht über solche Ereignisse sprechen, ohne den Elefanten im Raum zu erwähnen – den Klimawandel. Wissenschaftler betonen seit Jahren, dass die steigenden globalen Temperaturen nicht nur die Erde erwärmen, sondern auch das Wetter chaotischer machen. Ein wärmeres Mittelmeer, wie wir es heute beobachten, liefert mehr Energie für Tiefdruckgebiete wie Gabri. Wärmere Luft kann zudem mehr Feuchtigkeit aufnehmen – das Ergebnis? Heftigere Regenfälle, die genau das bewirken, was jetzt Korsika droht: Überflutungen, Erdrutsche und Chaos.

Wäre es nicht einfacher, das Problem an der Wurzel zu packen und den Klimawandel endlich konsequent anzugehen? Natürlich. Doch oft scheint es, als ob die politischen Entscheidungen so träge sind wie das Abfließen des Regenwassers bei einem verstopften Abfluss.


Gefahr für Mensch und Natur

Stellen Sie sich vor, Sie leben in einem kleinen Bergdorf in Korsika. Die engen Straßen verwandeln sich innerhalb von Minuten in reißende Flüsse, und selbst der stärkste Geländewagen bleibt machtlos. Das Wasser reißt alles mit sich – Geröll, Äste und manchmal auch ganze Autos. Die Behörden haben bereits gewarnt: Überflutungen könnten sowohl in den Städten als auch in den abgelegenen Gebieten auftreten. Das Risiko für Erdrutsche ist ebenfalls hoch, insbesondere in den steilen, zerklüfteten Regionen der Insel.

Und dann ist da noch die Frage, was mit den Ökosystemen passiert. Viele Pflanzen und Tiere, die sich an die oft trockenen Bedingungen Korsikas angepasst haben, können mit solchen Extremregenereignissen nicht umgehen. Böden werden weggespült, Wälder geschädigt, und Flüsse, die normalerweise nur gemächlich dahinplätschern, werden zu zerstörerischen Strömen.


Was können die Menschen vor Ort tun?

Die Menschen in Korsika kennen ihre Insel und ihre Launen, doch solche Wetterereignisse sind schwer vorherzusagen – und noch schwieriger zu kontrollieren. Dennoch gibt es einige Maßnahmen, die helfen können:

  • Vorsicht an Straßen und Flüssen: Autofahrten sollten vermieden werden, insbesondere in bergigen Gegenden oder entlang von Flussläufen. Viele Menschen unterschätzen die Kraft von Wasser – schon 30 cm Tiefe reichen aus, um ein Fahrzeug zu bewegen.
  • Notvorräte und Sicherung des Hauses: Ein gut gefüllter Vorratsschrank, eine Taschenlampe und aufgeladene Akkus sind keine schlechte Idee. Hausbewohner sollten außerdem sicherstellen, dass Kellerfenster und tieferliegende Räume abgedichtet sind.
  • Gemeinschaftliche Vorsicht: Nachbarn helfen einander oft am besten. Besonders ältere oder allein lebende Menschen sollten in solchen Situationen nicht vergessen werden.

Die Behörden haben zudem betont, dass die Warnung bis Sonntag um 16 Uhr bestehen bleibt – je nach Entwicklung der Wetterlage könnte sie jedoch verlängert werden.


Eine wiederkehrende Herausforderung

Dieses Ereignis zeigt wieder einmal, wie verletzlich selbst eine Insel wie Korsika ist, die für ihre raue Schönheit und ihre Widerstandsfähigkeit bekannt ist. Doch es geht nicht nur um Korsika. Solche Ereignisse häufen sich weltweit – von Hitzewellen in Südeuropa bis zu Überschwemmungen in Deutschland. Die Menschen vor Ort sind meist die Ersten, die mit den Auswirkungen kämpfen müssen, während die eigentlichen Ursachen global sind.

Lassen wir uns davon entmutigen? Auf keinen Fall. Aber vielleicht ist es an der Zeit, sich zu fragen, wie viele solcher Ereignisse nötig sind, bevor wir global endlich wirklich ins Handeln kommen. Denn eines ist klar: Die Natur sendet uns Botschaften. Die Frage ist nur, ob wir zuhören.

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