Tag & Nacht




Auf La Réunion überschlagen sich die Ereignisse – erneut hat sich das Chikungunya-Virus mit voller Wucht auf der Insel ausgebreitet. Mehr als 27.000 Menschen sind seit Jahresbeginn 2025 infiziert worden. Und das mit einem Tempo, das viele vor Ort aufschreckt. Die Behörden reagieren jetzt mit drastischen Maßnahmen – sogar das Militär rückt aus.


Wenn das Virus kein Halt macht

Allein in der Woche vom 9. April wurden über 6.000 neue Infektionen registriert. Wer glaubt, das sei ein lokales Problem, irrt: Die betroffenen Regionen reichen von Saint-Denis über Étang-Salé bis nach Saint-Pierre und Le Tampon – also quer über die Insel verteilt. Besonders hart trifft es die Schwächsten: Ältere Menschen über 65 und Säuglinge unter sechs Monaten landen überdurchschnittlich oft im Krankenhaus. Zwei Tote wurden bereits gemeldet – beide über 75 Jahre alt.

Besserung in Sicht? Fehlanzeige.


Wenn Soldaten gegen Mücken kämpfen

Was zunächst nach Science-Fiction klingt, ist Realität auf La Réunion: Seit dem 15. April sind 120 Soldaten des „Régiment de service militaire adapté“ (RSMA) im Einsatz – und zwar nicht zur Sicherung eines Krisengebiets, sondern im Kampf gegen Mücken. Klingt absurd? Ist es aber nicht.

Die Soldaten helfen dabei, Brutstätten des Virus tragenden Aedes-Moskitos ausfindig zu machen und zu beseitigen. Schluchten, Brachflächen, schwer erreichbare Ecken – all das gehört nun zu ihrem Terrain. Sie verstärken ein bereits großes Team, das über 700 Menschen umfasst. Darunter Anti-Mücken-Agenten und Teilnehmende des Programms „Parcours Emploi Compétences“.

Man sieht: Der Kampf gegen das Virus ist ein echter Kraftakt.


Hoffnung aus der Apotheke

Doch es gibt auch Lichtblicke. Am 7. April wurde eine Impfkampagne gestartet – mit dem neuen Impfstoff „Ixchiq“, dem ersten seiner Art gegen Chikungunya. Zunächst richtet sich das Angebot an Menschen über 65 mit Vorerkrankungen – also genau jene, die das Virus besonders gefährdet. Und das Beste daran: Die Impfung ist kostenlos und in Apotheken erhältlich.

Ein Hoffnungsschimmer – vor allem für jene, die sich bisher kaum schützen konnten.


Kein Einzelfall: Regionale Ausbreitung nimmt Fahrt auf

Die Epidemie bleibt nicht auf La Réunion beschränkt. Auch aus Mayotte, Mauritius und Rodrigues wurden Infektionen gemeldet – teilweise importiert, teilweise lokal übertragen. Die Zahlen sind zwar noch vergleichsweise niedrig, doch sie machen eines deutlich: Das Virus kennt keine Grenzen. Koordinierte regionale Maßnahmen sind daher nicht nur wünschenswert – sie sind zwingend erforderlich.

Die Uhr tickt.


Ein Rückblick, der Gänsehaut verursacht

Viele Einheimische erleben gerade ein bitteres Déjà-vu. Schon 2005/2006 hatte das Virus zugeschlagen – damals erkrankte rund ein Drittel der Bevölkerung. Auch damals waren es die Mücken, die das Virus verbreiteten. Auch damals musste jede Wasserlache, jeder ungenutzte Blumentopf auf den Prüfstand.

Heute wie damals steht fest: Ohne die konsequente Beseitigung der Brutstätten lässt sich der Ausbruch nicht stoppen. Der Unterschied heute? Die Behörden handeln schneller, zielgerichteter – und mit der vollen Wucht aller verfügbaren Ressourcen. Inklusive Militär.


Und jetzt?

Was bleibt, ist ein Inselparadies im Ausnahmezustand – und ein ganzes Netzwerk an Helfenden, das sich dem Kampf gegen das Virus verschrieben hat. Klar ist: Die Situation ist ernst. Aber sie ist auch ein Beweis dafür, wie entschlossen eine Gemeinschaft handeln kann, wenn es wirklich drauf ankommt.

Was, wenn wir genau diese Entschlossenheit auch anderswo öfter sehen würden?

Von C. Hatty

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