Mohamed Amra, ein berüchtigter französischer Drogenhändler, wurde am Samstag, den 22. Februar, in Bukarest, Rumänien, gefasst. Seine spektakuläre Flucht im Mai 2024 – bei der ein bewaffnetes Kommando einen Gefangenentransport überfiel und zwei Justizbeamte tötete – hatte die Behörden alarmiert. Nun konnte nicht nur er selbst, sondern auch zehn mutmaßliche Komplizen in Frankreich, Spanien und den Niederlanden festgenommen werden. Ein Blick auf die Hintergründe dieser großangelegten Operation.
Die Verhaftung in Bukarest: Versteckspiel beendet
Seit seiner brutalen Flucht wurde Mohamed Amra von den französischen Behörden intensiv gesucht. Interpol hatte eine sogenannte „Red Notice“ herausgegeben, einen internationalen Haftbefehl, um seine Ergreifung im Ausland zu erleichtern. Im Juli wurde ein Zeugenaufruf gestartet – doch ohne Erfolg.
Der Durchbruch kam schließlich in Bukarest. Französische Ermittler hatten Amras Flucht ins Ausland bemerkt und ihre rumänischen Kollegen alarmiert. Diese reagierten schnell: Innerhalb von 48 Stunden wurde er lokalisiert, identifiziert und festgenommen.
Dabei hatte sich der 30-Jährige Mühe gegeben, sein Aussehen zu verändern. Er hatte seine Haare und seinen Bart rot gefärbt, trug runde Brillen – doch die Täuschung hielt nicht lange. Moderne Technologie machte ihm einen Strich durch die Rechnung: Gesichtserkennung und Fingerabdruckabgleich bestätigten seine Identität.
Baldige Rückkehr nach Frankreich
Am Sonntag wurde Amra einem Richter in Bukarest vorgeführt. Vor Gericht wirkte er auffällig gelassen und akzeptierte die Auslieferung nach Frankreich. Seine Anwältin betonte zwar, dass er die ihm vorgeworfenen Taten nicht anerkenne, sich aber dem französischen Rechtssystem stellen wolle.
Nun müssen sich Frankreich und Rumänien über die Sicherheitsvorkehrungen für seinen Transport einigen. Innerhalb von 30 Tagen soll er nach Frankreich überstellt werden – wohl kaum in einem gewöhnlichen Gefangenentransporter.
Internationale Razzien: Zehn mutmaßliche Helfer festgenommen
Die Festnahme von Mohamed Amra war nur der Auftakt einer großangelegten Polizeiaktion. Zwischen Samstagabend und Sonntagmorgen wurden zehn weitere Personen verhaftet – in Frankreich, Spanien und den Niederlanden. Darunter soll auch der Mann sein, der die beiden Justizbeamten während des Gefangenentransports erschossen haben soll.
In Frankreich fanden die Festnahmen in Évreux, Rouen und Le Havre statt. Bei den Durchsuchungen wurden unter anderem Pistolen, ein Sturmgewehr vom Typ Kalaschnikow sowie mehrere Mobiltelefone sichergestellt. Die Auswertung dieser Geräte könnte weitere Details über Amras Netzwerk ans Licht bringen.
Es wird immer deutlicher, dass seine Flucht kein Ein-Mann-Unternehmen war – dahinter steckte offenbar eine ausgeklügelte Organisation mit zahlreichen Unterstützern.
Lob für die internationale Zusammenarbeit
Die Verhaftung Amras und die Zerschlagung seines Netzwerks wurden von zahlreichen Politikern gewürdigt. Die Pariser Staatsanwältin Laure Beccuau hob die „exzellente Zusammenarbeit der Ermittlungsbehörden“ hervor und betonte, wie wichtig internationale Kooperationen in solchen Fällen seien.
Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach von einem „großartigen Erfolg“ für die Sicherheitsbehörden. Innenminister Gérald Darmanin lobte zudem die rumänischen Behörden für ihr schnelles Handeln.
Strengere Maßnahmen für hochgefährliche Gefangene geplant
Der Fall Amra wirft erneut die Frage auf, wie gefährliche Kriminelle in Frankreich inhaftiert und transportiert werden. Justizminister Éric Dupond-Moretti will nun schärfere Maßnahmen durchsetzen.
Geplant ist ein neues Haftregime nach italienischem Vorbild, das insbesondere für Mafiamitglieder gilt. Damit sollen besonders gefährliche Gefangene noch stärker isoliert werden. Zudem soll bis zum 31. Juli ein Hochsicherheitsgefängnis eröffnet werden, in dem die 100 gefährlichsten Drogenbosse Frankreichs untergebracht werden sollen.
Erleichterung bei den Familien der ermordeten Justizbeamten
Für die Angehörigen der im Mai getöteten Justizbeamten Arnaud Garcia und Fabrice Moello bedeutet Amras Festnahme zumindest ein Stück weit Gerechtigkeit. Ihre Familien äußerten sich erleichtert, wissen aber, dass damit der Schmerz nicht verschwindet.
„Es ist ein wichtiger Schritt, aber es bringt uns unsere Lieben nicht zurück“, erklärte ein Angehöriger.
Und jetzt?
Mohamed Amra wird sich vor Gericht verantworten müssen – nicht nur für seine frühere kriminelle Vergangenheit, sondern auch für die Morde an den beiden Justizbeamten und seine spektakuläre Flucht. Die Ermittlungen sind jedoch noch nicht abgeschlossen: Weitere Helfer könnten identifiziert und verhaftet werden.
Diese Affäre zeigt einmal mehr, wie gefährlich kriminelle Netzwerke operieren und wie wichtig eine konsequente Strafverfolgung ist. Die Jagd auf Mohamed Amra hat neun Monate gedauert – aber der Kampf gegen den Drogenhandel ist noch lange nicht vorbei.
Von C. Hatty
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