Tag & Nacht

Der tropische Wirbelsturm Garance hat das französische Überseedepartement La Réunion schwer getroffen. Noch immer sind Hunderttausende ohne Strom und Wasser, Straßen sind zerstört, und die Infrastruktur der Insel steht vor enormen Herausforderungen.

Wie sieht die Lage einen Tag nach dem Sturm aus?


Ohne Wasser, ohne Strom – der harte Alltag nach dem Zyklon

160.000 Haushalte hatten am Morgen des 1. März keinen Strom. Zwar konnten im Laufe des Tages 20.000 davon wieder ans Netz gehen, doch das bedeutet immer noch: 140.000 Haushalte im Dunkeln.

Noch dramatischer sieht es bei der Wasserversorgung aus. Über 310.000 Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Selbst in Haushalten, in denen Wasser aus dem Hahn kommt, ist es nicht trinkbar. Die Gesundheitsbehörden raten dringend, Wasser entweder abgekocht oder in Flaschen zu konsumieren.

Zusätzliche Wasserabschaltungen in Saint-Denis

In Saint-Denis kommt es wegen beschädigter Leitungen und Stromausfällen zu zusätzlichen Wasserkürzungen – betroffen sind Viertel wie Domenjod, La Bretagne, Ilet Quinquina und das Stadtzentrum.


Straßen blockiert – die Insel bleibt abgeschnitten

Der Straßenverkehr ist stark beeinträchtigt. Schlammlawinen, umgestürzte Bäume, zerstörte Brücken – viele Straßen sind gesperrt. Besonders betroffen ist die Nationale Route 1 (RN1), die wichtige Verbindung entlang der Küste.

Hier ein Überblick über die größten Schäden:

🔴 RN1 – Die Küstenstraße: Komplett gesperrt, mindestens drei Erdrutsche registriert. Frühestens Sonntagabend könnte eine Spur wieder freigegeben werden – mit Umleitung auf die Seeseite.

🔴 RN2 – Von Saint-Benoît nach Saint-Denis: Vollsperrung wegen Aufräumarbeiten.

🔴 RN5 – Richtung Cilaos: Eine wichtige Brücke wurde weggespült.

🔴 RD48 – Route de Salazie: Mehrere Erdrutsche blockieren den Weg.

Auch viele kleinere Straßen sind beschädigt oder überflutet. Vor allem im Norden und Osten der Insel ist die Lage heikel.

Was bedeutet das für die Bewohner?
Mobilität ist massiv eingeschränkt. Menschen kommen nicht zu ihren Arbeitsplätzen, Hilfskräfte erreichen manche Regionen nur schwer, und Einkäufe oder Arztbesuche werden zur Herausforderung.


Aufräumen unter extremen Bedingungen

Seit dem Ende des Zyklons sind Einsatzkräfte rund um die Uhr im Einsatz. Doch die Schäden sind so groß, dass es Wochen dauern kann, bis alles wiederhergestellt ist.

Schweres Gerät wird eingesetzt, um Straßen freizuräumen. Doch die Gefahr ist noch nicht gebannt: Der Boden ist instabil, weitere Erdrutsche sind möglich.

Die Behörden rufen dazu auf, nur absolut notwendige Fahrten zu unternehmen. Wer unterwegs ist, sollte besonders vorsichtig sein – Straßen können plötzlich unterspült sein.


Kommunikation: Tausende ohne Internet und Handyempfang

Ein weiterer Schock für die Bevölkerung: 139.000 Menschen haben keinen Internetzugang. Außerdem sind 601 Mobilfunkmasten ausgefallen – viele Haushalte sind völlig von der Außenwelt abgeschnitten.

Besonders in Krisenzeiten wird deutlich, wie wichtig funktionierende Kommunikationsnetze sind. Menschen können keine Notrufe absetzen, keine Familienmitglieder erreichen, keine aktuellen Informationen erhalten.


Flughafen öffnet wieder – aber mit Einschränkungen

Der internationale Flughafen Roland Garros nimmt den Betrieb am Abend des 1. März wieder auf. Allerdings erst ab 18:30 Uhr, um letzte Sicherheitschecks durchzuführen.

Die Lage bleibt angespannt: Da Ferienbeginn ist, wird mit großem Passagierandrang gerechnet. Die Flughafenleitung plant daher einen 24-Stunden-Betrieb, um möglichst vielen Reisenden eine Ausreise oder Ankunft zu ermöglichen.


Wie geht es weiter?

Der Zyklon ist weitergezogen – die Folgen bleiben.
Menschen ohne Wasser, ohne Strom, abgeschnitten von der Außenwelt. Ein Alltag, der noch lange von Improvisation und Wiederaufbau geprägt sein wird.

Wann wird die Insel wieder zur Normalität zurückfinden? Schwer zu sagen. Sicher ist nur: Der Weg dorthin wird kein kurzer sein.

Von Andreas M. B.

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