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Es ist offiziell: Papst Franziskus plant einen Besuch in Korsika am 15. Dezember. Diese Nachricht sorgt für Aufsehen, nicht nur auf der Mittelmeerinsel, sondern auch in ganz Frankreich. Das erklärte Bischof François Bustillo aus Ajaccio in einem Interview mit der französischen Zeitung La Tribune dimanche. Doch warum ausgerechnet Korsika? Und warum nicht Paris zur Wiedereröffnung von Notre-Dame? Schauen wir genauer hin.

Eine außergewöhnliche Einladung – und ein offenes Ohr im Vatikan

Der Bischof von Ajaccio, François Bustillo, ließ verlauten, dass er Papst Franziskus schon vor einiger Zeit eingeladen habe. Doch wie er zugibt, ist das nichts Außergewöhnliches: „Jeder Bischof lädt den Papst in seine Diözese ein.“ Trotzdem habe diese Einladung im Vatikan Gehör gefunden – und Franziskus habe offenbar Gefallen an der Idee gefunden.

Die Planungen für diesen Besuch sind in vollem Gange. Eine Delegation aus dem Vatikan hat bereits mögliche Veranstaltungsorte in Ajaccio geprüft, darunter das Stadtzentrum. Dennoch hat der Heilige Stuhl die Reise noch nicht offiziell bestätigt. Es scheint, dass der Papst seine Entscheidungen gerne flexibel hält.

Warum Korsika?

Auf den ersten Blick mag die Wahl Korsikas überraschen – schließlich war der Papst bisher nur zweimal in Frankreich: 2014 in Straßburg und 2023 in Marseille. Doch laut Bischof Bustillo gibt es eine tiefergehende Verbindung: „Bergoglio liebt Menschen und Regionen, die ihre Identität bewahren.“ Die traditionellen korsischen Werte und die tief verwurzelte Religiosität scheinen den Papst zu faszinieren.

Korsika, bekannt für seine bewegte Geschichte und einzigartige Kultur, steht sinnbildlich für einen Ort, der zwischen Tradition und Moderne balanciert. Vielleicht ist genau das der Grund, warum Franziskus die Insel gewählt hat – als Botschaft an die Welt, dass Identität und Offenheit keine Gegensätze sein müssen. Was könnte diese Wahl mehr symbolisieren als der Besuch des Oberhaupts der katholischen Kirche?

Was erwartet den Papst auf Korsika?

Auch wenn das genaue Programm noch nicht veröffentlicht wurde, gab Bischof Bustillo erste Hinweise. Der Besuch soll mit einer Messe zum Abschluss eines Kolloquiums über die Volksfrömmigkeit im Mittelmeerraum beginnen. Geplant sind außerdem eine Rede im Kongresszentrum von Ajaccio vor hochrangigen Kirchenvertretern aus Südeuropa und ein gemeinsames Mittagessen. Später wird der Papst eine weitere Messe feiern.

Diese Agenda zeigt, wie intensiv der Papst die Gelegenheit nutzen möchte, um mit Vertretern der Kirche, aber auch der korsischen Gemeinschaft in Dialog zu treten. Die Wahl des Themas „Volksfrömmigkeit“ verdeutlicht zudem seine Nähe zu den einfachen Gläubigen – ein Leitmotiv seines Pontifikats.

Und was ist mit Paris?

Die Entscheidung, nicht an der Wiedereröffnung der Kathedrale Notre-Dame de Paris teilzunehmen, hat Fragen aufgeworfen. Immerhin wird dieses Ereignis am 7. und 8. Dezember von zahlreichen Staatschefs begleitet, die gemeinsam die Rückkehr eines der bedeutendsten Wahrzeichen der katholischen Kirche feiern. Doch Bischof Bustillo reagierte darauf gelassen: „Ne me demandez pas pourquoi der Heilige Vater nach Korsika kommt und nicht in die Hauptstadt. Wir freuen uns einfach.“

Klingt das nicht nach einer charmanten Antwort? Schließlich geht es weniger darum, was der Papst nicht tut, als vielmehr um die Bedeutung seines Besuchs in Ajaccio. Dennoch: Wird Emmanuel Macron den Papst bei seiner Ankunft empfangen? Auch dazu bleibt alles offen. Der Bischof hofft es, betont jedoch die „Freiheit“ beider Persönlichkeiten.

Ein drittes Kapitel in Frankreich

Mit der Reise nach Korsika schreibt Papst Franziskus ein weiteres Kapitel seiner Beziehung zu Frankreich. Während seine Besuche in Straßburg und Marseille stark von politischen und interreligiösen Themen geprägt waren, scheint dieser Besuch persönlicher und lokaler zu werden. Korsika bietet eine Bühne, die sowohl symbolträchtig als auch nahbar ist – eine Insel, deren Landschaft und Kultur ihre Bewohner prägt wie kaum ein anderer Ort.

Was bedeutet dieser Besuch für die Inselbewohner? Vielleicht eine Stärkung ihrer kulturellen und religiösen Identität. Vielleicht aber auch die Botschaft, dass kleine Gemeinschaften in der großen Weltkirche nicht vergessen werden.

Ein Besuch mit Symbolkraft

Die Reise nach Korsika mag unerwartet wirken, doch gerade darin liegt ihre Kraft. Papst Franziskus zeigt einmal mehr, dass er sich für die Ränder interessiert – geografisch, kulturell und spirituell. Es ist diese Haltung, die ihn von seinen Vorgängern unterscheidet und ihm gleichzeitig große Sympathien einbringt. Korsika wird für einen Tag im Dezember zum Zentrum der katholischen Welt.

Wer hätte gedacht, dass eine kleine Einladung aus Ajaccio eine solche Wirkung entfalten würde?


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