Tag & Nacht

Neun Tage vor dem Start der Olympischen Spiele in Paris hat die Bürgermeisterin Anne Hidalgo in einer spektakulären Aktion das Versprechen eingelöst, das sie den Bürgern gegeben hat: Sie sprang in die Seine. Gemeinsam mit Tony Estanguet, dem Präsidenten des Organisationskomitees, und Marc Guillaume, dem Präfekten der Region Île-de-France, tat sie am 17. Juli diesen symbolischen Sprung ins Wasser.

Die Bedingungen für den Sprung

Bei strahlendem Sonnenschein, einer Wassertemperatur von 20 °C und einer deutlich gesunkenen Bakterienbelastung war das Timing perfekt. Der Ort des Geschehens befand sich nahe dem Rathaus, wo der Fluss einen malerischen Bogen zwischen der rechten Uferseite und der Île Saint-Louis beschreibt. Begleitet wurden sie von einer Gruppe extra geladener Schwimmer, was den Moment unterstreichen sollte.

Ein Politischer Triumph oder Show?

Präsident Emmanuel Macron fehlte zwar – er hatte Ende Februar ebenfalls versprochen, in der Seine zu schwimmen, jedoch ohne einen genauen Termin zu nennen. Aber die französische Sportministerin Amélie Oudéa-Castéra hatte sich bereits vor dem Trio in die Seine gewagt.

Von außen betrachtet mag das Ganze als PR-Show erscheinen. Doch für die Organisatoren der Olympischen Spiele steht viel auf dem Spiel. Die Säuberung der Seine und ihrer Nebenflüsse war ein zentraler Bestandteil der Bewerbung für die Spiele. Es sollte nicht nur ein sportlicher Höhepunkt werden, sondern auch ein Symbol für Umweltbewusstsein und nachhaltige Stadtentwicklung.

Milliarden für sauberes Wasser

Seit 2016 haben der Staat und die Gemeinden in der Region Île-de-France insgesamt 1,4 Milliarden Euro investiert, um die Seine und die Marne badefreundlich zu machen. Dies umfasste die Modernisierung von Kläranlagen, den Anschluss von Hausbooten an die Kanalisation und die Sammlung von Plastikmüll.

Fünf große Bauwerke wurden realisiert, darunter ein riesiges Rückhaltebecken für Regen- und Abwasser in der Nähe des Bahnhofs Austerlitz. Diese unterirdische „Kathedrale“ soll sicherstellen, dass die Wassersportveranstaltungen auch nach starken Regenfällen spätestens innerhalb von zwei Tagen fortgesetzt werden können.

Die Bewährungsprobe steht bevor

Die wirkliche Herausforderung beginnt nach der Eröffnungszeremonie. Triathlon-Wettkämpfe (30. und 31. Juli, 5. August), Marathon-Schwimmen (8. und 9. August) und Paratriathlon (1. und 2. September) finden in der Seine statt.

Im August 2023 mussten mehrere Testläufe wegen schlechter Wasserqualität abgebrochen werden. Sollte es erneut zu starken Regenfällen kommen, könnte unbehandeltes Wasser in den Fluss gelangen – etwas, das die neuen Rückhaltebecken verhindern sollen.

Plan B wäre eine Verschiebung der Wettkämpfe, während Plan C das Verlegen des Marathon-Schwimmens nach Vaires-sur-Marne vorsieht.

Aktuelle Positive Ergebnisse

In den letzten zwei Wochen, trotz eines weiterhin hohen Wasserstandes und einer heftigen Strömung der Seine (ca. 400 m³/s), wurden positive Ergebnisse in Bezug auf die Bakterienbelastung verkündet. Nach mehreren schlechten Analysen im Juni aufgrund von Regen, zeigten die letzten Tests am 26. Juni und 4. Juli akzeptable Werte für die Belastung mit E. Coli und Enterokokken.

„Das Wasser ist derzeit zum Schwimmen geeignet“, sagte Marc Valmassoni von der NGO Surfrider. Er merkte jedoch an, dass chemische Verunreinigungen nicht berücksichtigt werden.

Anne Hidalgo, die für diesen symbolischen Sprung sogar Tauchunterricht genommen hatte, erfüllt damit ein Versprechen, das ihr Vorgänger Jacques Chirac 1990 nicht halten konnte. Ab Sommer 2025 sollen die Pariser an mehreren Stellen, darunter Bercy und Grenelle, offiziell in der Seine schwimmen dürfen.

Ein Symbol der Hoffnung

Dieser Sprung in die Seine symbolisiert mehr als nur eine saubere Stadt – er ist ein Versprechen für die Zukunft. Die Bemühungen, die Wasserqualität zu verbessern, stehen als Beispiel für Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung in urbanen Räumen.

Die Spannung steigt, ob die Olympischen Spiele ein Erfolg werden und ob das Wasser der Seine weiterhin den Anforderungen gerecht bleiben wird. Doch eines ist sicher: Paris hat bereits gezeigt, dass Veränderungen möglich sind, wenn Engagement und Ressourcen richtig eingesetzt werden.

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