Tag & Nacht

Die ersten Schätzungen und Hochrechnungen wurden um 20 Uhr veröffentlicht. Wer aber wirklich als Sieger aus den Wahlen hervorgeht, wird jedoch möglicherweise erst zu einer späteren Stunde bekannt werden.

Die präsidiale Koalition Ensemble! verliert die absolute Mehrheit in der Nationalversammlung. Schlimmer noch: Mit 224 Abgeordneten nach der Schätzung von Ipsos-Sopra Steria sind die Unterstützer von Emmanuel Macron weit von der Schwelle von 289 Abgeordneten entfernt, die für die Bildung einer Mehrheit in der Versammlung erforderlich sind.

Das Linksbündnis Nupes errang 149 Sitze und liegt damit am unteren Ende der Prognosen. Den größten Zuwachs verzeichnete Marine Le Pens Rassemblement National, das nach der Ipsos-Sopra Steria-Schätzung von 6 auf 89 Sitze ansteigt. Die Republikaner und ihre Verbündeten kommen auf 78 Sitze.

Für Ensemble!, das Lager von Emmanuel Macron, gleicht dieser zweite Wahlgang, wenn nicht einer Niederlage, so doch zumindest einem deutlichen und unerwarteten Rückschlag. Noch vor einigen Wochen hatten die Unterstützer des Staatschefs auf eine absolute Mehrheit allein für LREM, die Partei von Emmanuel Macron, gehofft. Doch heute Abend ist La République en marche mit ihren Verbündeten von MoDem und Horizons mit 224 Sitzen weit entfernt von der absoluten Mehrheit mit 289 Abgeordneten. Sollten sich diese Schätzungen bestätigen, hätte Macron in den nächsten fünf Jahren mit einer Koalition verschiedener Gruppierungen zu kämpfen.

Das unter dem Namen Nupes vereinte Linksbündnis wurde mit 149 Abgeordnetensitzen zur stärksten Oppositionskraft in der Nationalversammlung. Zwar schnitten die Kandidaten von La France insoumise, der Sozialistischen Partei, der Kommunistischen Partei und von Europe Ecologie-Les Verts deutlich besser ab als 2017, doch gelang es ihnen nicht, die Marke von 200 Abgeordneten zu überschreiten.

Jean-Luc Mélenchon scheiterte mit seinem Ziel, mit dem Linksbündnis Nupes die absolute Mehrheit zu gewinnen und sich damit unumgänglich zu machen, was Emmanuel Macron hätte zwingen können, ihn als neuen Premierminister einzusetzen.

Insgesamt muss man sagen, dass sowohl Macron, als auch Mélenchon ihre Wahlziele nicht erreichen konnten. Insbesondere wird der neu wiedergewählte Präsident Macron schmerzhafte Probleme haben, in seiner zweiten Amtszeit für die versprochenen Reformen und Vorhaben im Parlament die nötigen Mehrheiten zu finden…

Sitzverteilung in der neuen Nationalversammlung (Franceinfo)

Die Wahlenthaltung war erneut sehr hoch. Nach der Schätzung von Ipsos-Sopra Steria für France Télévisions, Radio France, France Médias Monde und die Parlamentskanäle betrug sie etwa 54%. Bereits der erste Wahlgang war von einer für Parlamentswahlen historisch niedrigen Wahlbeteiligung geprägt: 52,9% der registrierten Wähler gingen nicht zur Wahl. Am Sonntag um 17 Uhr lag die Wahlbeteiligung in der zweiten Wahlrunde bei 38,11% und damit 1,31 Prozentpunkte niedriger als im ersten Wahlgang (39,42%).

Die Staatssekretärin Justine Benin unterlag in Guadeloupe. In Übersee hat die zweite Runde der Parlamentswahlen bereits ein Opfer in der Regierungsmannschaft gefordert. Im 2. Wahlkreis von Guadeloupe unterlag die Staatssekretärin für das Meer, Justine Benin, dem Linkspolitiker Christian Baptiste, der mit 58,65% der Stimmen gegenüber 41,35% gegen die Ministerin gewann. Sie muss daher gemäß der von der Exekutive festgelegten Regel aus der Regierung ausscheiden.

577 Abgeordnete wurden gewählt. Die Franzosen haben heute die 577 Abgeordneten gewählt, die nun fünf Jahre lang im Parlament sitzen werden. Die Abgeordneten wurden nach dem Mehrheitswahlrecht in zwei Wahlgängen gewählt. Zusammen mit dem Senat haben sie in Frankreich die gesetzgebende Gewalt inne, d. h. sie entscheiden über Gesetze und kontrollieren die Regierung. Bei Meinungsverschiedenheiten über einen Gesetzestext mit dem Oberhaus, dem Senat, der derzeit von der Rechten dominiert wird, haben die Abgeordneten der Nationalversammlung das letzte Wort.


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