Ein neuer Skandal erschüttert die französische Politik: Der frischgebackene Transportminister Philippe Tabarot steht im Fokus einer Untersuchung des Parquet National Financier (PNF). Der Vorwurf: Veruntreuung öffentlicher Gelder und illegale Interessensverflechtungen.
Der Ursprung der Ermittlungen
Ausgelöst wurden die Ermittlungen durch eine Meldung der Haute Autorité pour la transparence de la vie publique (HATVP) im Juli 2021. Im Mittelpunkt steht Tabarots Tätigkeit zwischen 2018 und 2020 für einen touristischen und kulturellen Interessenverband (GIP) in der Gemeinde Le Cannet, einer Stadt in den Alpes-Maritimes. Bemerkenswert ist, dass die Stadt zu dieser Zeit von seiner Schwester, der Abgeordneten Michèle Tabarot, verwaltet wurde.
Die zentrale Frage: Hat Michèle Tabarot die Gründung des GIP 2017 möglicherweise genutzt, um ihrem Bruder eine lukrative Position zu verschaffen? Philippe Tabarot wurde im April 2018 zum Direktor des Verbands ernannt – unmittelbar nachdem er seinen Posten als Kabinettschef der Stadt verlassen hatte.
Auffällige Gehaltsstruktur
Die Untersuchung richtet sich auch auf die Höhe und Zusammensetzung von Tabarots Vergütung. Laut seiner Interessen- und Tätigkeitsmeldung aus dem Jahr 2020 erhielt er allein im Jahr 2019 rund 137.872 Euro:
- 15.318 Euro für seine Rolle als Kommunikationsbeauftragter der Stadt Le Cannet,
- 82.473 Euro als Direktor des GIP,
- 40.081 Euro für seine Tätigkeit als Regionalrat.
Die Ermittler prüfen, ob diese Summen angesichts seiner tatsächlichen Arbeitsleistung gerechtfertigt waren.
Tabarots Verteidigung
Philippe Tabarot weist die Vorwürfe entschieden zurück. „Ich habe nichts zu verbergen. Meine Tätigkeiten wurden transparent und im Einklang mit den geltenden Regeln ausgeführt“, erklärte er während eines öffentlichen Auftritts. Tabarot betont außerdem, dass er bisher nicht von den Ermittlern befragt wurde und keinen Anlass sieht, an seiner Berufung in die Regierung zu zweifeln. „Wenn ich etwas Unrechtmäßiges getan hätte, wäre ich nicht in diese Position gewählt worden“, so der Minister.
Ein Muster politischer Verflechtungen?
Der Fall Tabarot reiht sich ein in eine Reihe ähnlicher Skandale, bei denen Interessenkonflikte und mögliche Vetternwirtschaft im Mittelpunkt stehen. Besonders in Frankreich sorgen solche Fälle immer wieder für Schlagzeilen – und schüren Misstrauen gegenüber der politischen Elite. Die enge familiäre Bindung zwischen Philippe Tabarot und seiner Schwester Michèle wirft zusätzliche Fragen auf: War die Ernennung wirklich rein meritokratisch, oder spielte familiäre Loyalität eine Rolle?
Politische und gesellschaftliche Folgen
Dieser Fall könnte erneut die Debatte über Transparenz und Integrität in der Politik befeuern. Die französische Öffentlichkeit zeigt sich zunehmend kritisch gegenüber Politikern, die von ihrem Amt profitieren oder öffentliche Gelder zweckentfremden. Sollte sich der Verdacht gegen Tabarot erhärten, wäre dies ein schwerer Schlag für die Regierung – und eine weitere Belastung für das Vertrauen der Bürger in ihre Institutionen.
Ein Fall, der Fragen offen lässt
Die Ermittlungen stehen noch am Anfang, doch die bisherigen Erkenntnisse lassen aufhorchen. Ob Philippe Tabarot sich von den Vorwürfen reinwaschen kann, bleibt abzuwarten. Fest steht: Dieser Fall wird nicht nur juristische, sondern auch politische Wellen schlagen – und die Diskussion über Ethik und Transparenz in der Politik neu entfachen.
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