Tag & Nacht

Kaum im Amt, steht die neue Regierung von François Bayrou bereits im Kreuzfeuer der öffentlichen Meinung. Die Ernennung prominenter Minister wie Gérald Darmanin und Manuel Valls sorgt vielerorts für Enttäuschung und Zweifel. Aber was genau denken die Franzosen über ihr neues Kabinett?


„Man nimmt die gleichen und macht weiter“ – Unmut in Lyon

In Lyon ist die Stimmung alles andere als positiv. Viele der Befragten äußern harsche Kritik an der Ministerwahl. Besonders Gérald Darmanin, der neue Justizminister, steht in der Kritik. „Er hat einige Altlasten“, beklagt eine Passantin. Auch Élisabeth Borne, ehemalige Premierministerin und nun Bildungsministerin, stößt auf wenig Begeisterung. „Wir haben gesehen, was sie geleistet hat“, lautet ein bitterer Kommentar.

Die Ernennung von Manuel Valls als Minister für Überseegebiete wird ebenfalls kritisch gesehen. Der ehemalige Premierminister scheint für viele Franzosen nicht die richtige Wahl, um die Herausforderungen in diesen sensiblen Regionen anzugehen.


Skepsis in Lille: Angst vor einem erneuten Scheitern

In Lille ist die Skepsis ähnlich groß. Eine Anwohnerin bringt es auf den Punkt: „Man nimmt die gleichen und macht weiter.“ Diese Aussage spiegelt eine weit verbreitete Enttäuschung wider, dass die Regierung Bayrou als bloße Fortsetzung der Vorgängerregierung wahrgenommen wird.

Ein weiterer Passant äußert die Befürchtung, dass François Bayrou bald das gleiche Schicksal wie sein Vorgänger Michel Barnier ereilen könnte: „In nicht allzu langer Zeit wird Bayrou genauso abgesetzt werden.“

Die Erinnerung an die politische Blockade und die Zensur der vorherigen Regierung scheint noch frisch. Viele fürchten, dass das neue Kabinett denselben Weg gehen könnte – ein Start unter denkbar schlechten Vorzeichen.


Xavier Bertrand: Die Abwesenheit eines Hoffnungsträgers

Ein weiteres Thema, das die Franzosen bewegt, ist die Nichtberücksichtigung von Xavier Bertrand, dem Präsidenten der Region Hauts-de-France. Viele hatten ihn als potenziellen Stabilitätsfaktor im Kabinett gesehen. Sein Verzicht auf eine Rolle in der Regierung – angeblich aufgrund von Druck durch den Rassemblement National – wird von vielen als politischer Verlust betrachtet.

Bertrand hätte möglicherweise eine Brücke zwischen den verschiedenen politischen Lagern schlagen können. Seine Absage unterstreicht jedoch die Spannungen und die politischen Gräben, die sich auch im neuen Kabinett zeigen.


Was erwarten die Franzosen jetzt?

Trotz aller Kritik hoffen viele Franzosen, dass die Regierung Bayrou in den kommenden Wochen Taten sprechen lässt. Die größten Erwartungen richten sich auf wirtschaftliche Stabilität, die Lösung der Rentenproblematik und eine klare Linie in der Einwanderungspolitik.

Doch der Weg wird steinig. Das Vertrauen in die politische Elite ist angeschlagen, und die Geduld der Bevölkerung ist begrenzt. Die Franzosen wollen nicht nur Worte, sondern echte Ergebnisse – schnell und nachhaltig.


Ein schwieriger Start, aber eine Chance

Die Kritik am neuen Kabinett zeigt vor allem eines: Die Franzosen sind frustriert und erwarten einen echten Wandel. Für François Bayrou und sein Team bedeutet dies eine große Herausforderung – aber auch eine Chance.

Kann die Regierung Bayrou beweisen, dass sie mehr ist als nur ein weiteres politisches Experiment? Die kommenden Monate werden entscheidend sein. Doch wie ein alter Spruch sagt: „Das Vertrauen der Menschen zu gewinnen, ist wie ein zerbrochenes Glas wieder zu reparieren – es braucht Zeit, Geduld und viel Geschick.“


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