Ein Zeichen von Menschlichkeit inmitten einer humanitären Katastrophe.
Am 25. April 2025 landete in Paris-Orly ein Flugzeug, das mehr bedeutete als nur die Ankunft von Passagieren. Es war ein Akt der Solidarität, ein Lebenszeichen für viele, die den Schrecken des Gazakriegs entkommen konnten. 115 Menschen – französische Staatsangehörige, deren Familienangehörige, Künstler, Studierende, Wissenschaftler – alle evakuiert aus einem Gebiet, das derzeit im Chaos versinkt.
Es ist die größte Evakuierungsaktion, die Frankreich seit Beginn des neuen israelisch-palästinensischen Konflikts im Oktober 2023 durchgeführt hat. Ein humanitäres Signal – und ein politisches Statement.
Ein Kraftakt über Grenzen hinweg
Die Aktion war logistisch wie diplomatisch komplex. Gemeinsam mit den ägyptischen Behörden gelang es Frankreich, den gefährlichen Weg aus Gaza zu organisieren. Zu den Evakuierten gehörten nicht nur französische Staatsbürger, sondern auch lokale Partner Frankreichs – Mitarbeitende des Institut français in Gaza, ihre Familien sowie palästinensische Persönlichkeiten, die eng mit Frankreich verbunden sind.
Darunter auch Studierende mit französischem Stipendium, die bereits seit über einem Jahr auf ihre Ausreise warteten, um ihr Studium in Sicherheit fortsetzen zu können. Zudem reisten Forscherinnen, Künstler und Intellektuelle mit, die durch das PAUSE-Programm des französischen Staates unterstützt werden – ein Programm, das bedrohten Akademikern und Künstlern Exil ermöglicht.
Frankreich hält damit an einer Tradition fest, die es seit Jahrzehnten prägt: Menschen in Not eine neue Perspektive zu geben.
Gaza: Ein Ort des Hungers und der Hoffnungslosigkeit
Diese Evakuierung findet in einem Moment statt, in dem die humanitäre Lage in Gaza dramatische Ausmaße angenommen hat. Das Welternährungsprogramm (WFP) meldete kürzlich, dass seine Vorräte für die Gemeinschaftsküchen in Gaza aufgebraucht sind.
Gleichzeitig warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO): Medikamente, medizinische Geräte, sogar grundlegende Versorgungsmaterialien fehlen. Der Generaldirektor der WHO forderte die sofortige Aufhebung des israelischen Blockade-Systems, um humanitäre Hilfsgüter endlich ungehindert einfließen zu lassen.
Doch die Realität ist düster. Philippe Lazzarini, Leiter des UN-Hilfswerks UNRWA, spricht von einer „von Menschen verursachten Hungersnot, getrieben von politischen Entscheidungen“. Seine Botschaft ist klar: Kinder verhungern, weil Hilfe nicht durchgelassen wird.
Wer kann da noch tatenlos zusehen?
Frankreichs Haltung: Zwischen Engagement und Verantwortung
Inmitten dieses Chaos hat Frankreich bisher etwa 500 Menschen aus Gaza evakuiert – und setzt damit ein deutliches Zeichen. Ein Zeichen für humanitäre Verantwortung, aber auch für das fortwährende Band zwischen Frankreich und dem palästinensischen Volk.
Die Aufnahme dieser Menschen ist nicht bloß ein Akt des Asyls. Sie ist Ausdruck einer Überzeugung: dass inmitten geopolitischer Krisen Menschlichkeit Vorrang haben muss.
Und dabei bleibt es nicht bei warmen Worten. Die französische Regierung stellt gezielt Programme wie PAUSE bereit, um nicht nur kurzfristig zu helfen, sondern auch langfristige Perspektiven für Geflüchtete aus Krisengebieten zu schaffen.
Politisches Statement oder nur humanitäre Pflicht?
Diese Frage steht unausgesprochen im Raum. Denn natürlich ist jede Evakuierungsaktion auch eine Botschaft an die Weltgemeinschaft. Frankreich zeigt: Wir handeln, während andere nur diskutieren.
Zugleich ist es ein diplomatischer Balanceakt, der die engen Beziehungen Frankreichs zu Israel nicht überstrapazieren soll – ein Tanz auf dem Drahtseil zwischen humanitärer Verpflichtung und politischer Realpolitik.
Doch was bleibt, ist die Hoffnung der Menschen, die auf diesem Flugzeug saßen. Hoffnung, dass ihr neuer Anfang auch einen Beitrag dazu leisten könnte, dass ihr Leid nicht vergessen wird.
Ein Tropfen auf den heißen Stein? Vielleicht. Aber jeder Tropfen zählt.
Von Catherine H.
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