Der Zugverkehr der SNCF ist an diesem Wochenende erheblich gestört, nachdem das TGV-Netzwerk Ziel eines massiven Angriffs wurde. Bislang hat sich niemand zu diesem Sabotageakt bekannt. Am Samstag werden im Durchschnitt sieben von zehn TGVs auf den Strecken in den Norden, die Bretagne und den Südwesten verkehren, jedoch mit Verspätungen von ein bis zwei Stunden, so die Ankündigung der SNCF am Samstagmorgen.
Die Lage bessert sich zwar, aber der Bahnverkehr bleibt am Samstag, dem 27. Juli, insbesondere auf der Nordstrecke eingeschränkt. Nach Sabotageakten auf mehreren TGV-Linien am Freitag kündigt die SNCF an, dass im Durchschnitt sieben von zehn TGVs in den Norden, die Bretagne und den Südwesten fahren werden – allerdings mit durchschnittlichen Verspätungen von ein bis zwei Stunden.
Auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke Ost wird der Verkehr hingegen normal verlaufen, so die SNCF weiter. Die Mitarbeiter haben „die ganze Nacht unter schwierigen Bedingungen im Regen gearbeitet, um die TGV-Verbindungen auf den betroffenen Strecken wieder zu ermöglichen“. Alle Transporte für Teams und akkreditierte Personen der Olympischen Spiele seien gewährleistet, fügte die SNCF hinzu.
Sabotage in der Nacht
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag wurden an mehreren Stellen des Netzwerks Glasfaserkabel, die Informationen für die Sicherheit der Fahrer (rote Signale, Weichenstellungen usw.) übermitteln, durchtrennt und angezündet. Eine Quelle aus ermittlungnahen Kreisen sprach von einer „gut vorbereiteten Operation“, die von einer „einheitlichen Struktur“ organisiert wurde. Bislang gibt es keine Hinweise darauf, wer hinter diesem Angriff steckt.
Die Pariser Staatsanwaltschaft hat eine Untersuchung wegen Beschädigung von Gütern, die die Grundinteressen der Nation gefährden könnten, und wegen Eingriffs in ein automatisiertes Datenverarbeitungssystem in organisierter Banden sowie wegen krimineller Vereinigung eingeleitet. Über 50 Gendarmerie-Ermittler sind an den Untersuchungen beteiligt, und Proben von den Tatorten wurden an das Institut für Kriminalforschung der Nationalgendarmerie (IRCGN) zur Analyse gesendet.
Auswirkungen auf den Reiseverkehr
Der Angriff ereignete sich nur wenige Stunden vor der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele 2024 in Paris. Viele Reisende hatten geplant, in die Hauptstadt zu gelangen, was am Freitagmorgen zu einem großen Chaos in den Bahnhöfen führte – zwischen Unverständnis und Improvisation.
„Die am stärksten betroffenen Personen sind die 800.000 Reisenden, die an diesem Wochenende ihren Urlaubsort erreichen möchten“, sagte der französische Staatssekretär für Verkehr, Patrice Vergriete, am Freitag. „Es ist eher das große Urlaubswochenende, das ins Visier genommen wurde, als die Olympischen Spiele.“
Am letzten Juli-Wochenende herrschte zudem dichter Verkehr auf den Straßen, berichtete der staatliche Verkehrswarndienst Bison Futé.
Emotionen im Bahnhofsbereich
Im Bahnhof Montparnasse äußerten mehrere SNCF-Mitarbeiter ihre „Traurigkeit und Enttäuschung“. „Wir bereiten uns seit Monaten auf die Olympischen Spiele vor und jetzt das – es ist eine Katastrophe“, klagte einer von ihnen am Freitagnachmittag.
Aufgrund der außergewöhnlichen Situation zeigten die SNCF-Mitarbeiter in den betroffenen Bahnhöfen Flexibilität, indem sie mehr Personen als Sitzplätze in die Züge ließen oder darauf verzichteten, Tickets zu kontrollieren.
Frühere Sabotageakte und die aktuelle Bedrohungslage
Die Brandanschläge betrafen Stellwerke in Courtalain (TGV Atlantique), Croisilles (TGV Nord) und Pagny-sur-Moselle (TGV Est). Ein Sabotageakt auf der Strecke des TGV Süd-Ost bei Vergigny (Yonne) wurde von Bahnmitarbeitern, die nachts Wartungsarbeiten durchführten, vereitelt, so der SNCF-Vorsitzende Jean-Pierre Farandou.
Ähnliche Sabotageakte hatten im letzten Jahr in Deutschland und im Januar 2023 in Frankreich auf der Strecke des TGV Est stattgefunden.
Die Frage bleibt: Wer steckt hinter diesen gut koordinierten Angriffen auf die kritische Infrastruktur der SNCF? Klar ist, dass die Ermittlungen in vollem Gange sind und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Bis dahin bleibt die Geduld der Reisenden auf die Probe gestellt – und das Vertrauen in die Sicherheit des Bahnverkehrs unter kritischer Beobachtung.
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