Derzeit steht Korsika aufgrund eines massiven Streiks nahezu still. Gewerkschaften, angeführt von der mächtigen korsischen STC (Sindicat des Travailleurs Corses), haben sowohl Flughäfen als auch Häfen der Insel blockiert. Dieser Ausstand, der seit Anfang Oktober 2024 andauert, betrifft alle vier großen Flughäfen (Ajaccio, Bastia, Calvi, Figari) sowie die sechs wichtigsten Häfen der Insel. Besonders hart trifft es den Tourismus, eine der Hauptsäulen der korsischen Wirtschaft, sowie den Handel, der normalerweise über die Häfen aufrechterhalten wird.
Ursachen des Streiks
Der Hintergrund des Streiks ist vielschichtig. Zum einen geht es um finanzielle Forderungen an den französischen Staat. Korsika leidet stark unter der Inflation, und die lokalen Verwaltungen fordern zusätzliche 50 Millionen Euro Unterstützung von Paris, um die steigenden Kosten abzufangen. Bisher wurde diese Forderung nicht erfüllt, was die negative Stimmung auf der Insel weiter verschärft. Zudem schwelen seit langem politische Spannungen zwischen Korsika und der französischen Zentralregierung, die sich um mehr Autonomie und Selbstbestimmung für die Insel drehen. Der aktuelle Streik ist daher nicht nur eine Reaktion auf wirtschaftliche Probleme, sondern auch Ausdruck eines tiefergehenden Unmuts über die Verwaltung durch Paris.
Auswirkungen auf den Tourismus und die Wirtschaft
Die Folgen des Streiks sind erheblich: Tausende Touristen, die entweder auf die Insel wollten oder bereits dort sind, sitzen fest. Fähren und Flüge wurden gestrichen, was zu Chaos auf den Straßen und in den Städten führte, insbesondere in Bastia und Ajaccio, wo lange Schlangen von Fahrzeugen vor den gesperrten Häfen stehen. Auch viele Läden spüren den Nachschubmangel, da keine Waren auf die Insel gelangen. Der wirtschaftliche Schaden ist bereits jetzt immens, da viele Unternehmen auf Korsika vom Tourismus abhängen und jede verlorene Woche erhebliche Einnahmeverluste bedeutet.
Handel und Versorgung der Insel
Auch die Versorgung der Insel leidet. Da Korsika stark von Importen vom Festland abhängt, trifft der Streik auch den Handel hart. Lebensmittel und andere Waren, die normalerweise per Schiff oder Flugzeug geliefert werden, erreichen die Insel nicht mehr. Besonders die großen Supermärkte berichten von Engpässen, was zusätzlichen Druck auf die lokale Bevölkerung ausübt. Der Streik betrifft jedoch nicht nur Touristen und den Handel – auch medizinische Versorgung und wichtige Dienstleistungen könnten in den kommenden Tagen beeinträchtigt werden, sollte der Streik anhalten.
Politische Dimension des Streiks
Neben den wirtschaftlichen Forderungen spielt auch die politische Ebene eine große Rolle. Die Gewerkschaften befürchten, dass durch eine Ausschreibung zur Neuvergabe der Verwaltung von Häfen und Flughäfen internationale Konzerne – möglicherweise sogar chinesische – die Kontrolle übernehmen könnten. Dies wäre ein weiterer Verlust an Autonomie, was auf Korsika äußerst sensibel und kritisch wahrgenommen wird. Die korsischen Autonomiebewegungen, angeführt von Politikern wie Gilles Simeoni, fordern schon seit Langem mehr lokale Kontrolle und weniger Einfluss von Paris. Dieser Streik wird daher als weiterer Schritt in Richtung eines politischen Konflikts zwischen der Insel und dem französischen Staat gesehen.
Ausblick
Der Streik könnte sich noch in die Länge ziehen. Trotz Verhandlungen sind beide Seiten festgefahren, und es ist unklar, wann eine Lösung gefunden wird. Ein längerer Stillstand würde nicht nur den Tourismus und die lokale Wirtschaft schwer belasten, sondern auch die politischen Spannungen weiter verschärfen. Viele Korsen sehen die momentane Lage als Zeichen dafür, dass die Insel mehr Autonomie benötigt, während Paris zögert, solch weitreichende Zugeständnisse zu machen. Wie lange diese Pattsituation anhalten wird, bleibt abzuwarten – doch eines ist klar: Der Sommer auf Korsika endet 2024 mit einem harten Stillstand, der allen Beteiligten viel abverlangt.
Die kommenden Wochen werden entscheidend sein, sowohl für die Wirtschaft als auch für die politischen Beziehungen zwischen Korsika und Frankreich. Bleibt zu hoffen, dass eine Lösung gefunden wird, bevor der Schaden irreparabel wird.
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